01.06.2023

THE PERFECT INSIDER (2015)

Ein rätselhafter Mord, der den gegebenen Umständen entsprechend nicht hätte stattfinden können, begangen an einer rätselhaften Person, die Genie und Wahnsinn in einem verkörpert, ermittelt durch eine junge Frau und dem Professor, den sie begehrt, und der in seiner ständigen Art zu philosophieren das tote Genie mehr versteht als den Rest der Menschheit. Das ist die Rezeptur zu einem wahrlich reizvollen Stoff. Verzweifelt schaut man zu, im Versuch einen Sinn hinter den offenen Fragen und bisherigen Hinweisen zu bekommen, und auch wenn man nicht allein auf die Lösung kommen kann, "The Perfect Insider" arbeitet zum Erreichen seines Ziels nicht mit linken Tricks, welche die Wirklichkeit aushebeln, oder eine der Figuren im Irrsinn eine vorgetäuschte Alternativwelt erleben lässt. Die Antwort befindet sich tatsächlich in der uns vorgelebten Erzählung, die uns insgesamt über 11 Folgen vorgesetzt wird, den eigentlichen Kriminalfall erstaunlicher Weise jedoch nur über 9 Folgen auf die ursprünglich erwartete Art verfolgt. So beginnt der Mord z.B. erst in Folge 2, die Auflösung erfahren wir bereits in Folge 10, dennoch sind die jeweilige vorherige und darauffolgende Episode essenziell für die Geschichte, da es auch um das Zwischenmenschliche der Protagonisten geht und ihre intellektuelle Weiterentwicklung. 

Hierfür und zur Mörderauflösung und Argumentation der Taten schwankt "Subete ga ni naru: The Perfect Insider" (Originaltitel) etwas arg zwischen intelligent philosophisch und bedeutungsschwanger pseudo-philosophisch, zumal manche Folgen den Plot in ihren arg gewollten Gedankengängen um Sein und Ursprünglichkeit nicht wirklich vorwärts bringen. Insgesamt kann man aber von einer gelungenen Serie sprechen, interessieren Figuren doch gleicher Maßen wie die rätselhafte Geschichte, die nicht immer in klassischer Zeitreihenfolge erzählt ist. Allerdings fängt diese bisher für sich stehende Anime-Serie (es gibt ausnahmsweise mal keine hundert Fortsetzungen, Verfilmungen, Realfilmversionen oder Ableger) meiner Meinung nach weit stärker an, als sie sich zur zweiten Hälfte hin entwickelt. Da wäre mehr Potential gewesen, gerade aus intellektueller Sicht gesehen. Andererseits streift die Erzählung stets Zwischenbereiche, so z.B. zwischen Gefühl und Intellekt, zwischen klassischem Mord und konstruiertem Aufhänger/Auflösung, zwischen zwischenmenschlicher Annäherung und dem Vermeiden einer zu Ende erzählten, ja nicht einmal zu Ende offenbarten Liebesgeschichte. 

"The Perfect Insider" schwebt zwischen den Fakten, dies ohne esoterisch oder verträumt zu werden, und das verleiht ihm, einmal akzeptiert nicht so verkopft wie vermutet zu sein, seinen eigenen Reiz. Die Schlusssequenz unterstreicht eines der nicht gelösten Rätsel der Serie, der Frage ob ein bestimmter Aspekt des Wahns, entgegen sonst jedwedem Fehlen phantastischer Zutaten der Geschichte, nicht auch eine übermenschliche Fähigkeit sein könnte, philosophisch betrachtet je nach Blickwinkel vielleicht sogar beides zugleich sein könnte.  OFDb

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