12.09.2023

STAR TREK - THE NEXT GENERATION - STAFFEL 1 + 2 (1987)

Die alte Mannschaft um Kirk war Kult, zur Entstehungszeit der hier besprochenen Serie mittlerweile auch im Kino erfolgreich fortgesetzt, da war es mit Augen von damals sicherlich recht riskant auf eine neue Mannschaft zu setzen, die noch weiter in der Zukunft aktiv ist. Im Nachhinein fußte damit endgültig der Erfolg eines Franchises, welches jenseits der Ur-Enterprise, aber auch im Umgang mit dieser, immer weiter ausgebaut werden konnte. Während ich seinerzeit das Ergebnis der Next Generation als völlig unsympathisch empfand, war ich bei meiner erneuten, nun konsequenteren Sichtung sehr erstaunt darüber, wie nah die Abenteuer am verspielten Umgang der 60er Jahre-Serie angelehnt sind. Experimentell, augenzwinkernd und charmant geht man auch im nächsten Jahrhundert, wie der ursprüngliche deutsche Titel "Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert" bereits verrät, mit der Thematik um Weltraumreisende um, die neue Welten entdecken und im Auftrag einer Vereinigung etlicher Planeten Missionen so erfüllen, wie es die Vorschriften des Systems diktierten. Dieses wird keinesfalls kritisch betrachtet, wie seinerzeit in "Raumpatrouille Orion" geschehen, sondern stattdessen für höchst vorbildlich gehalten. Je tiefer man in die Materie der zukünftigen Mentalität blickt, umso mehr offenbart sich ein erschreckender "Fortschritt" der Menschheit, der auf dem Weg zur Idealisierung mit dem Verlust etlicher als überholt geltender Freuden, einer Sekte wie Scientology gleicht, auch in der stets angewendeten Symbolik der Föderation. 

So unschön das ist, zumal unkritisch thematisiert und so gemeint wie eingefangen, umso überraschter darf man über den meist entspannten Umgang der abenteuerlichen Geschichten sein. Dass die wichtigsten Figuren der Mannschaft etwas zu viel Population einnehmen, schien man im Laufe der Zeit verstanden zu haben. Der ersten großen Nebenfigur entledigt man sich bereits in Staffel 1, indem sie treffsicher durch einen Klingonen ersetzt wird, der bereits Teil der Hauptcrew war und nun inhaltlich durch diesen Wechsel endlich von Nutzen wird. Ein weiteres Gesicht auf der Brücke landet schließlich im Maschinenraum, wo es besser aufgehoben ist, ohne an Szenen einzubüßen. Die unglaublich schläfrig besetzte Ärztin wird in Staffel 2 gegen einen wesentlich interessanteren Charakter ausgetauscht. Ich frage mich jedoch wie lang diese Person ihren Platz einnimmt, wird sie doch im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin nicht im Vorspann erwähnt, sondern stattdessen in jeder Folge als Gaststar. Die unnötigste Person auf dem Schiff bleibt der Crew leider erhalten und bedient etwas zu stark den Esoterikbereich innerhalb des Genres Science Fiction. Es ist eine Person welche Gefühle anderer empfinden kann, und sowohl als Vorwarnung diverser Absichten fremder Kulturen dient, als auch als nervige Friedensstifterin an Bord. Geteilt sind die Meinungen über ein Kind als Teil der Mannschaft, aber ich mag Darsteller Wheaton. Allerdings sind seine Auftritte im ersten Jahr meiner Meinung nach besser, da vielschichtiger, als im zweiten.

Der erste Offizier und Captain Picard sind hingegen deutlicher Trumpf in der Hauptbesetzung, ebenso wie Data, dessen Darsteller sich geradezu clowneresk am meisten austoben darf. Aber die einfallsreichen, oft verträumten und manchmal so gar nicht realistischen Geschichten und kleinen Ideen am Rande (zu denen bezogen auf andere Schwerpunkte auch jene der Essenszubereitung der Zukunft gehört) bieten fast jedem dauerhaft anwesenden Schauspieler ebensolche Möglichkeiten. Hier kann jemand seinem 6stündig späterem Ich gegenüber stehen, jemand von einem Schleimwesen verschluckt werden, göttliche Kraft beschert bekommen, sich auf einem Paradies-ähnlichem Planeten ausleben und vieles mehr. Und die etwas gewöhnungsbedürftige Idee eines Computersimulationsraumes erlaubt es den Autoren Geschichten um Sherlock Holmes und Co auf andere Art umzusetzen, als seinerzeit unter Kirk, wo gleich ein kompletter Planet ein Gruselschloss oder ein zu Fleisch gewordener Kriminalroman sein musste. 

"Star Trek - The Next Generation" startet in seiner Pilotfolge auf Spielfilmlänge etwas ungelenk mit einer eher mittelmäßigen Folge, da mit zu fantastischem Inhalt versehen, und führt mit Q eine meiner Meinung nach nervige Figur mit übernatürlichen Kräften ein, mit welcher der Sprung ins Irrationale etwas arg übertrieben wird. Hin und wieder taucht diese Figur auch später auf, auf mich nie so unterhaltsam wirkend, wie gewollt, aber zumindest verdanken wir diesem Wesen den ersten Kontakt mit den Borg, und dass sie überhaupt erst auf die Menschheit aufmerksam werden. Das nehme ich als Wiedergutmachung ebenso an, wie Jar Jar Binks' Einfluss auf die düsteren Wendungen im Star Wars-Universum. Dass ab Staffel 2 mit Whoopey Goldberg prominent besetzt ein ähnliches Wesen mit an Bord ist, macht die Sache nicht besser, zumal im Umgang mit dieser Figur deutlicher denn je wird, wie wenig man am Erforschen derart weit entwickelter Lebewesen interessiert ist. Immerhin macht die Serie nicht nur hier immer wieder deutlich, dass es einen Zusammenhang im Universum mit Zeit und Raum gibt, stattfindend auf diversen Bewusstseinsebenen, die wir nicht verstehen und jenseits unserer Vorstellungskraft liegen. So interessiert man auch immer wieder an fremden Kulturen ist, ab da wo fast geradezu göttliche Kräfte am Werk sind, wird nicht einmal die Maschine Data neugierig. Aber mal abwarten, vielleicht tut sich diesbezüglich irgendwann mehr.

Letztendlich will die Serie aber ohnehin nur relativ trivial unterhalten. So bedeutungsschwanger auch immer wieder mal mancher Moment anmutet, "Star Trek - The Next Generation" will lediglich Kurzweile bereiten und erfüllt dieses Ziel meist auf sehr angenehme Art, auch wenn mir in Staffel 2 zu Beginn und am Ende die meisten Episoden etwas zu zahm thematisiert sind. Von dem zu ernsten Blickwinkel zu engstirniger pseudo-philosophischer Science Fiction-Serien, wie ich es beispielsweise von "Andromeda" in schwacher Erinnerung habe (Irrtum somit nicht ausgeschlossen), ist die abenteuerliche Science Fiction-Serie rund um Picard glücklicherweise in seiner verspielten Art weit entfernt.  Wiki

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