Die Orville ist bevölkert von allerlei sympathischen Figuren. Um sich in die Geschichten einfühlen zu können, ist der Hintergrund, dass beide Hauptfiguren sich liebend nach einem Seitensprung voneinander getrennt haben, zu Beginn äußerst hilfreich. Dies ermöglicht ein Einfühlen ins Seelenleben der Figuren, das an anderer Stelle aufgrund neumodisch korrektem Denkens nicht möglich ist, so geschehen im eigentlich witzig klingenden Umgang mit einer Spezies, in welcher nur Männer existieren dürfen und dementsprechend zu Lebenspartnern werden. Wenn solche Themen aufkommen, fehlt die Provokation, die "The Orville"-Erfinder und Hauptdarsteller Seth Mac Farlane in seinen Schöpfungen "Family Guy" und "American Dad", ja selbst noch in den schwächelnden "Ted"-Filmen, sonst stets bereit hielt. "The Orville" fällt an manch wichtiger Stelle, gerade im Sinne der Gesellschaftssatire, zu zahm, da zu angepasst denkend, aus. Insgesamt hilft dieser Verzicht der Serie jedoch ein Niveau zu erreichen, das mit besagter Provokation zu infantil ausgefallen wäre. Je mehr einem bewusst wird, keine Parodie auf Next Generation zu sichten, sondern eher eine alternative Serie, desto weniger stört der seichte Umgang, zumal die Geschichten und einzelnen Ideen mit Fortschreiten der Reihe immer besser werden (Ausnahmefolgen bestätigen die Regel).
Gerade am Ende der zweiten Staffel angelangt ist "The Orville" auf einem Hoch, welches die spät nachgereichte Staffel 3 hoffentlich ebenfalls wieder aufzufangen weiß. Erst hier wird aus einem lediglich netten Projekt ein sehenswertes. Dies auch, weil z.B. die Regeln der Roboterfigur so konsequent eingehalten werden, fern einer Data-Illusion irgendwann Mensch werden zu können. Hin und wieder scheint man das Publikum (oder die Autoren zumindest die Mannschaft) zu unterschätzen, wenn z.B. aus einem obligatorischen Robotermassaker an jenen Menschen, die sie entwickelten, eine überraschende Wendung gemacht wird. Aber letztendlich überwiegt der kreative Anteil in dieser Spätphase. Dass man zur Mitte meiner bisherigen Sichtungen eine lieb gewonnene Figur verabschiedet hat, halte ich jedoch für eine Fehlentscheidung. Aber es schmilzt einem das Herz, mit welchem Schlussgag besagte Figur das Schiff verlassen darf. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie lieb man die Crew gewinnt, was diese Entscheidung um so ärgerlicher macht. Man schafft es sogar mittels eines Smartphones urplötzlich, völlig unverhofft, eine romantisch bezaubernde Episode aus dem Nichts herbei zu zaubern, die kein gesundes Herz kalt lässt.
In anderen Folgen darf es gern auch mal düsterer oder alberner zugehen. Und selbst Figuren der Stammbesetzung, mit denen ich nicht wirklich warm geworden bin, bekommen tolle Szenarien zugeschrieben, z.B. wenn ein Pärchen das längst ausgestorbene Laster des Zigaretterauchens für sich entdeckt. Kurzum: "The Orville" hat mir gefallen, wenn auch arg seicht angefangen, immer wieder mit zu politisch korrekten Momenten ausgebremst, letztendlich aber immer interessanter werdend, so dass man auch dann weiter gucken sollte, wenn man zu Beginn etwas Schwierigkeiten mit der Serie hat. Es lohnt sich. Insbesondere die letzten drei Folgen der zweiten Staffel sind Gold wert. Wiki
👍
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