17.12.2023

DER MANN, DER FRANKENSTEIN WEINEN SAH (2010)

Paul Naschy ist Kult. Er ist nur den eingefleischten Horrorfilm-Freunden ein Begriff. Er war der Horror-Star des spanischen Kinos schlechthin. Genre-Verehrer feierten seine Werke für manch harten Effekt damaliger Zeit und für das klassische Grusel-Feeling. Meist fielen seine Werke hoch-naiv aus, nah an der Lächerlichkeit angesiedelt, in hochgepuschter Theatralik und Gruselmomenten schwimmend, die schon damals nur die ängstlichsten Zuschauer schauern ließen. Und Naschy war, egal ob in seiner Position als Regisseur, Darsteller oder Autor, nicht wirklich talentiert zu nennen. Aber all das Gegenteilige behauptet der Dokumentarfilm "The Man Who Saw Frankenstein Cry" (Originaltitel), der sich mit der Beweihräucherung der zentral betrachteten Figur unsachlich gibt und mit dieser übertriebenen Ehrerbietung, zu der sich auch John Landis und Joe Dante gesellen, eher wie ein US-Produkt wirkt, so wie wir es aus den schrecklichen Making Ofs US-amerikanischer Produktionen kennt, in denen niemand frei Schnauze reden darf, und alles nur der Werbung dient. 

Gerade zu Beginn macht "Der Mann, der Frankenstein weinen sah" dadurch einen unangenehmen Eindruck, ist das doch sehr unprofessionell für den Bereich des Dokumentarfilms und lächerlich noch anbei, wenn man schon einige Werke Naschys gesichtet hat. Ich mag ihn, seine Filme besitzen einen eigenen Reiz, der auch für mich nicht einzig von unfreiwilliger Komik lebt. Und Naschy schien ein sympathischer Kerl zu sein. Aber in einer dokumentatorischen Biographie erwarte ich Fakten, und die muss man hier inmitten von Fan-Getue heraus picken. Nach der ersten viertel Stunde kommt der Film von Ángel Agudo auch gleich interessanter und sachlicher daher. Wir erfahren einiges über Leben und Werk Naschys, und erst in den letzten 20 Minuten wandelt sich der 80-Minüter erneut der zu schlechten Herangehensweise der ersten Phase zu und feiert erneut fast nur noch seinen Star. Viele sympathische Filmszenen bereichern den Streifen, da sie sinngemäß zum jeweiligen Thema eingesetzt werden, und der Großteil der Doku bietet genug Informationen und Anekdoten, so dass man nicht verstimmt auf dieses etwas ungar ausgefallene Projekt zurück blickt. 

Die beiden Söhne Naschys, sowie die Witwe kommentieren viel persönlich, der politische und wirtschaftliche Zeitgeist einzelner Dekaden wird beachtet, und auch die Spätwerke und öffentlichen Auftritte eines Mimen, der im Alter überrascht darüber war, wie bekannt er auch im Ausland im Laufe der Zeit wurde, bekommen genügend Aufmerksamkeit beschert. Ein Blick auf Naschys Einfluss in "Der Totenchor der Knochenmänner", in welchem er nur eine Nebenrolle besetzte, hätte mich noch interessiert, zumal er in ähnlicher Form agierend in "Dracula jagt Frankenstein" Erwähnung erhält. Beim Blick auf sein spätes Schaffen, wird leider "School Killer" nicht thematisiert, da hätte mich auch noch mancher Hintergrundblick drauf gereizt. Aber die bedeutenden Werke seiner Karriere finden freilich alle, wie es sich gehört, ihren Platz in dieser Liebeserklärung, die der Fanatiker unter den Horrorzuschauern besser finden wird als ich. Die am Schluss genannte Anekdote, die auch zur Titelgebung der Dokumentation führte, gefiel mir anbei wirklich gut. OFDb

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