30.12.2023

JEDE SEKUNDE ZÄHLT - THE GUARDIAN (2006)

Gelerntes Heldentum mittels einer Militärausbildung mit der Botschaft, dass Heldentum nicht zählt und Teamwork über alles geht: ich tue mich mit solchen Werken immer etwas schwer, wenn die Dramaturgie mit der Action einer harten Männerwelt gepuscht wird, ein Einstieg in derartige Geschehen fällt mir immer ein bisschen schwer. Aber nach einiger Zeit konnte ich meine Vorurteile ablegen, die Schwachpunkte eines solchen Filmkonzepts Schwachpunkte sein lassen und mich auf den menschlichen Faktor der Geschichte konzentrieren. Der ist so wenig frei von Klischees, wie von belehrenden Botschaften und entspricht dem Vorbild-Verhaltenskodex eines typischen US-amerikanischen Streifens, der das Ziel verfolgt von der Oscar-Jury ernst genommen zu werden. Aber so massenkompatibel das Ganze auch konzipiert ist, es lässt nicht kalt. Die beiden wichtigen Figuren des Films, werden intensiv genug beleuchtet, um ihre Motivationen und Emotionen mitempfinden zu können, und dies ist letztendlich der Kompass zum Gelingen der Geschichte. Die ist in ihren ruhigen Momenten intensiver ausgefallen, als in den wuchtigen Wasserszenarien, aber diese wissen zu beeindrucken und schaffen es ebenfalls den Zuschauer emotional in ihren Bann zu ziehen.

Ashton Kutcher, von dem ich schauspielerisch nicht viel halte, schlägt sich überraschend wacker, bleibt großteils überzeugend genug, Kevin Costner könnte typischer nicht besetzt sein, scheinbar braucht er derartige Rollen um Ansehen zu genießen, aber wie auch immer, er spielt gekonnt, wie man es von ihm gewohnt ist. Ein kleiner Hauch Fantasy, wenn auch nur im Bereich der Verdrängung, bereichert den Plot als einziges Element, das nicht zum Standard derartiger Stoffe gehört, und beschert dem manchmal zu arg konzipierten Werk damit zusätzlich Herz. Ob die integrierte Liebesgeschichte wichtig genug war, um ihr die letzten Handlungsminuten zu widmen, so als sei sie das Herzstück der Geschichte, sei jedoch einmal dahin gestellt. Wichtiger erscheint mir da eher das Gleichnis vor dem Finale, wenn der ertrinkende Mann, der sich an seiner Ehefrau festhält, um sich zu retten, und diese im Überlebensinstinkt dabei herunter zieht, sinnbildlich Pate für das private Fehlverhalten des Helden wird, was aber auch nur funktioniert, wenn man das strenge Partnerschaftsbild der biederen Amis einmal akzeptiert hat. 

Man liest es heraus, genug Faktoren sind vorhanden, mit denen ich mich generell schwer tue, eben weil derartige Werke bei mir stets den Eindruck hinterlassen eine erzieherische Wirkung auf ein mündiges Publikum auszuüben. Aber die Manipulation funktioniert, sie erwischte mich emotional, innerhalb eines Plots, der meine Neugierde zu einem Thema weckte, das mich nicht sonderlich interessierte. Ist "The Guardian" (Originaltitel) ein Werbevideo für Rettungsschwimmer, oder eine Ehrerbietung dieser zu selten beachteten Leistungen solch selbstloser Männer? Irgendwie ist er beides, und deswegen existieren beide Seiten des Films. Er ist manipulierende Belehrung und gefühlvolle Unterhaltung in einem.  Wiki

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