Da er als Alleinerziehender und durch seine ungewöhnliche Art das Jugendamt auf sich aufmerksam macht, muss Student Ulrich binnen sechs Wochen eine Frau finden, die ihn heiratet, damit er seinen Sohn nicht ans Heim verliert...
Königsberger Klopse...Der erste Spielfilm Hallervordens ist zudem der Beginn einer längeren gemeinsamen cineastischen Reise mit Ralf Gregan, mit dem er u.a. auch "Eine Nervensäge gegen alle", "Mein Gott, Willie" und "Alles im Eimer" drehte. Obwohl es von der Charakterzeichnung her gepasst hätte, steht ihm nicht, im Gegensatz zu den beiden letztgenannten Filmen, Synchronlegende Rainer Brandt zur Seite, wäre die Rolle des besten Freundes, der Ulrich mit schlechten Tipps und Tricks nur noch mehr in die Misere reißt, doch geradezu typisch für ihn in dieser Konstellation gewesen. Zur Unterstützung der Authentizität inmitten einer Komödie, die auch auf Klamauk und surreale Momente nicht verzichtet, steht Dieter Hallervorden sein eigener Sohn als das Kind des Studenten beiseite. Die Harmonie zwischen beiden stimmt, sie wirkt nicht sozialromantisch aufgesetzt wie das Erwachsene/Kind-Gespann später in "Der Experte". Und da die Geschichte trotz der Problematik mit dem Jugendamt eher locker und unverkrampft, manchmal sogar provokativ, daher kommt, schwingt der dramatische und moralische Aspekt, der in einem Rühmann-Film wie "Der Lügner" auch in einer Komödie dominanter im Raum stünde, hier stattdessen als Störelement mit, welches der freien Entfaltung des Individuums Ulrich und der Partnerschaft mit seinem Sohn im Weg steht.
Und dies passt zur grundsätzlichen liberalen Haltung des Schauspielers, so dass die hier gelebte Alltäglichkeit, mittlerweile leider antiquiert wirkt. Damals modern, heute aufgrund von Fehlentwicklungen in der Gesellschaft eher verpönt, oder zumindest kritisch betrachtet (auch bezüglich der Kindernacktheit), ist "Mehrmals täglich" (Alternativtitel) ein Plädoyer für Eigenständigkeit, Selbstverantwortung und Individualität, sowie, ähnlich wie "Pippi Langstrumpf", ein Lehrstück gegen das zu extreme Eingreifen staatlicher Institutionen, und dies ohne die Verwahrlosung von Kindern zu blauäugig zu sehen oder den Freiheitsaspekt auf anarchische Art zu übertreiben. Ulrich ist tatsächlich nur ein Opfer blöder Umstände und übler Vorurteile. Ein phantasievoller Mensch lebt inmitten von Tunnelblickdenkern. Und dann gibt es da noch die freundliche, jüngere Mitarbeiterin im Amt, die (nicht schwer zu erkennen) zur Love Interest nach all der Suche wird. Gespielt wird sie von Rotraud Schindler, die privat, wie im Fernsehen, zu einer langjährigen Partnerin für Hallervorden werden sollte. Dementsprechend stimmt auch hier die Chemie.
Dennoch ist der in Schwarz/Weiß gehaltene Film manchmal etwas sperrig inszeniert, schafft es aber immer wieder aus einer beinah erreichten Eintönigkeit heraus mit Besonderheiten, die den Routinestoff aufrütteln. Wenn Hallervorden echte Passantinnen, anstatt Schauspielerinnen, auf der Straße anspricht, ob sie einen Mann suchen, wirkt dies durch die plötzliche Konfrontation mit Unvorbereiteten wie die Vorlage für Wigald Bonings Interviews in seinen "RTL Samstag Nacht"-News-Scherzen. Ein völlig verblödetes Gesichtsfoto Hallervordens inmitten einer eigentlich ernsten Situation, die groteske Traumsequenz im Finale (die sich erst innerhalb ihres zuspitzenden Verlaufs als eine solche entpuppt und in ihrer Machart an die Fortsetzungs-Filmchen der erst später entstandenen TV-Show "Nonstop Nonsens" erinnert), sowie manch schräger Dialog in Verabredungen mit möglichen Kandidatinnen, heben sich neben der gewagten Charakterzeichnung Hallervordens deutlich von themenähnlichen Stoffen, wie jene aus dem Hause Rühmann, ab und verleihen dem Werk, das schlichtweg nur unterhalten möchte, den nötigen Pepp.
Allerdings zeigt sich im zu ereignisreichen Finale bereits hier der sich wiederholende Fehler sämtlicher, auch mir liebgewonnener, Hallervorden-Filme: gegen Ende wird zu viel auf Aktionskomik gesetzt, Stunts, wilde Situationen werden gegen das ausgetauscht, was den Charme und die Komik der Filme ansonsten ausmacht. Dabei haben diese Werke diese Sehwerte alle nicht nötig, so gut wie sie zuvor funktionieren. "Darf ich Sie zur Mutter machen?" besitzt die enorme Stärke späterer Filme des talentierten Mimen aber ohnehin noch nicht. Er plätschert eher sanft vor sich hin, nicht uncharmant, nicht ohne kreative Elemente und Wege der Eigenständigkeit, aber eben doch noch eher Übungsfeld auf der Suche nach einem eigenen Stil. Zumindest ist das Ergebnis nicht nur theoretisch interessant, sondern weiß außerdem zu unterhalten und neugierig für den Fortlauf seiner Geschichte zu machen. Wiki
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