14.09.2024

RAUMPATROUILLE ORION (1966)

Da Raumfahrer McLane wiederholt gegen seine Befehle gehandelt hat, werden er und seine Crew zum Patrouillendienst im Weltraum degradiert. Es ist ein ungünstiger Zeitpunkt dafür, denn kurz darauf stößt man auf eine feindlich gesonnene, bislang unbekannte Alienart, den Frogs. Aber ob nun mit oder ohne Frogs, irgendwie schafft es McLane auch im Patrouillendienst mit seinem geschulten Riecher, seinen Extratouren und statt einer staatlich eingesetzten Aufpasserin an Bord stets in Schwierigkeiten zu geraten und dabei Menschenleben, wenn nicht gar die ganze Menschheit zu retten...

Rücksturz zur Erde...

Hört man etwas über die Serie "Raumpatrouille - Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion" (ursprünglicher Titel), dann geht es meist um seine trashigen Spezialeffekte, bestehend aus Alltagsmaterialien, wie manches Badezimmerinventar, oder allen voran das legendäre Bügeleisen, das nicht einmal optisch verändert nach etwas anderem aussieht. In vielen Köpfen ist die Serie, die im selben Jahr startete wie die sehr themenähnliche US-Serie "Raumschiff Enterprise", lediglich unfreiwillig komisch geartet, gerettet durch seinen Retro-Charme. Ich finde es traurig, dass diese Ausflüge ins All, die gekonnt das Kind im Manne zu wecken wissen, so stiefmütterlich betrachtet werden, denn hinter der ganzen Sache steckt ein weit erwachsenerer Stoff, als es die US-Konkurrenz mit ihrer an Scientology erinnernden Idealisierung der Gesellschaft und des Individuums der Zukunft, verkauft als Fortschritt der Menschheit, erreicht. Die Autoren der hier besprochenen Serie machen gar kein Geheimnis daraus, wie fragwürdig noch vieles in der Zukunft ist, und dass je höher der Rang und die Verschwiegenheit, Entscheidungen immer unmenschlicher, angeblich zum Zwecke der gesamten Menschheit, werden. Ob ganz oben in der Weltregierung nicht doch ein Elektronenhirn entscheidet, bleibt ungenannt, würde aber zu der Vision passen, die hier für die Zukunft kreiert wird, und die ist durchdachter als sie auf manch einen zu Beginn wirken mag, sowie treffsicherer, als z.B. die zunächst albern anmutenden Modetänze der Zukunft glauben lassen. McLane und seine Mannschaft sind Kumpanen, pflegen einen sozialen Umgang, handeln so wie sie es für richtig halten, anstatt stur Befehle zu befolgen, sind jedoch alles Profis ihres Fachs und sehen sich stets in der Verantwortung ihres Auftrages und darüber hinaus. Sie bilden das soziale Gegenbild zum sturen Staatsapparat, gemeinsam mit manchem Vorgesetzten, der nur wenige Ränge über ihnen steht. Sie haben die eigene Mündigkeit und ihre Lebensfreude parallel zur Pflichterfüllung nicht vergessen. 

Die aus sieben, jeweils plus/minus 60 Minuten laufenden, Episoden bestehende Reihe erzählt zwar einzelne, abgeschlossene Abenteuer je Folge, am Ende ergibt sich jedoch ein Ganzes aus der Erzählung. Berichtetes wird nicht wieder vergessen, rote Fäden im Voder- wie im Hintergrund werden konsequent beibehalten, die Geschichte erfährt einen Abschluss, das Weltbild der Zukunft wird mit jeder Phase der Serie exakter und erwachsener, während die Geschichten selbst verspielt bleiben, wenn z.B. gegen rebellierende Roboter gekämpft wird, Überlebende eines interstellaren Krieges das Geschlecht der Männer belächeln, oder ein an Dr. Mabuse oder Bond-Bösewichte erinnerndes, selbsternanntes Genie, die Flucht von einem Gefängnisplaneten plant. "Space Patrol" (Alternativtitel) bleibt den Trivialstoffen aus Comics und Romanen der Science Fiction stets treu, vermischt diese aber mit politischer, sowie gesellschaftskritischer Satire. Und während diese nur entscheidend am Rande wirkt, spielt Dietmar Schönherr als Hauptdarsteller im Zentrum gekonnt jedes noch so irrsinnige Szenario, begleitet von professionellen, jeweils perfekt besetzten, Kollegen (lediglich Wolfgang Völz überzeugt nicht so wirklich, trotz humoristisch angelegter Rolle), und zollt dem Stoff somit jenen Respekt, den er verdient, so durchdacht und unterhaltsam er geschrieben ist. Trotz manch improvisierter Vorgehensweise in Sachen Deko und Spezialeffekte, ist "Raumpatrouille Orion" auch aus technischer Sicht professionell zu nennen, gerade wenn man den Zeitgeist betrachtet, in welchem derartige, leichte Stoffe noch nicht in eine Ernsthaftigkeit und einen optischen Realismus gepackt werden mussten, wie es heute in Großproduktionen zwanghaft üblich ist. Nein, da bevorzuge ich lieber den Realismus im Miteinander der Geschichte und im kreierten Weltbild, den Mut im Kreativen und den Appell an die Menschlichkeit, eben weil viele Werke von heute gerade genanntes Hauptaugenmerk besitzen, während Drehbücher wie geklont wirken und fremde Welten wie eine leicht veränderte Mentalität der Menschheit der Gegenwart daher kommen. Dass auch die Sprachneuerungen der Zukunft amüsant, wie glaubwürdig in "Raumpatrouille Orion" eingebracht wurden (und dies nicht ganz so inflationär, wie in der, in diesem Punkt ebenfalls überzeugenden, "Uhrwerk Orange"-Verfilmung), soll beim Benennen der vielen Pluspunkte der Serie nicht ungenannt bleiben.  Wiki

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