Ein Virus hat sich in der virtuellen Realität des Psychobooks breit gemacht und gefährdet die Sicherheit der ganzen Welt. Eine Agentin stirbt eingeloggt in der realen Welt, obwohl dies als unmöglich galt. Als auch Agent Gagano in der Realität einen Hirntod erleidet, während sein Geist online ist, erfährt er innerhalb des Cyberspace nach und nach die Wahrheit über Psychobook, seine Mission und sich selbst...
Wiederkehr mit Wackelpudding...Der mit Crowdfunding finanzierte Ausnahmefilm "Jesus Shows You the Way to the Highway" ist ein visuell beeindruckender Film, nicht obwohl er recht kostengünstig entstand, sondern weil. Weit entfernt von den Spezialeffekten einer großen Hollywood-Produktion zeigt er wie mittels simpel gestrickter Entfremdungen eine fremde Welt kreiert werden kann, ein ganzer Film gestützt werden kann, ein hohes Budget überhaupt nicht nötig ist. Zwar setzt der Streifen, bei dem man inhaltlich wie handwerklich mit allem rechnen muss, bewusst auf einen absichtlich anvisierten Trash-Charme, aber hier wird professionell mit Amateurfilm-Methoden gearbeitet. Das mag widersprüchlich klingen, passt aber hervorragend zu einem Werk der Gegensätzlichkeiten. Wir erleben eine Zukunftswelt in der Vergangenheit, einen intellektuellen Stoff im Trash, Moderne trifft auf Retro, Kommunisten tragen Nike-Schuhe, Kriegstreiber wählen den friedlichen Weg, Schwarze werden für Kung Fu-Szenen in ein chinesisches Gewandt gesteckt, religiöse Phantastereien behalten Recht, ein Kleinwüchsiger kann ein professioneller CIA-Agent sein, Fremdgehen ist mit Liebe kompatibel, Orte wie eine Schiffskajüte und ein Hochhausdach vermischen sich. Hier wird alles verdreht, vereint und entfremdet, ebenso die Genres, die neben dem Hauptaspekt der Science Fiction auch Kampfsportfilm-Passagen enthält, Abenteuer-Feeling der 60er Jahre Filme, wie man sie z.B. mit Joachim Fuchsberger besetzt kennt, Film Noir, Daily Soap und Actionfilm, gefilmt an den verschiedensten Orten der Welt, angereichert mit kurz eingebetteten, eingekauften Fremdaufnahmen.
Es findet sich allerhand wieder was man kennt, um letztendlich etwas Eigenes zu werden, etwas das was zu erzählen hat. Hier wird sich nicht bockig den Hollywood-Regeln widersetzt, sondern gekonnt gezeigt zu was Kino alternativ in der Lage ist, wie man Themen wie Behinderung, sexuelle Orientierung und Patriotismus würdevoll und für ein mündiges Publikum konzipiert auch ohne Propaganda oder politisch korrektem Getue geradezu selbstverständlich in eine erzählenswerte Geschichte integriert bekommt, so dass der billig und infantil anmutende Stoff zu einem wesentlich erwachsenerem wird, als die Heuchelei vieler Großproduktionen je sein könnte. Wenn man nun noch die Zeiten des C64 kennt, wird man zudem Gefallen am Bild und Sound vom Vor- und Abspann finden, sowie an mancher Anspielung aus der Computerwelt innerhalb der Geschichte selbst. Die orientiert sich zu einem guten Teil an "Welt am Draht", vermischt aber auch hier Eigenes wie weiteres Entliehenes, so z.B. aus "Die totale Erinnerung" oder "Max Headroom". Der sogenannte Stoff, um den es zunächst nur nebensächlich geht, entpuppt sich als Metapher für alles was außerhalb von Regierungen Macht auf das Miteinander in der Welt ausübt. Festlegen tut man sich diesbezüglich nicht, was ganz gut zum schwer durchschaubaren Gesamten passt, das aber, dank nur einem Autor, dem Regisseur Miguel Llansó, dennoch durchdacht einen roten Faden besitzt, inklusive Hintertürchen, das an den Schluss vom ersten Teil des Zweiteilers "Welt am Draht" erinnert, um uns aufgeklärt, aber dennoch rätselhaft aus dem Film zu entlassen.
Wer es geistreich, trashig und völlig alternativ als das populäre Kino mag, der entdeckt in dieser wundervoll kreativen Perle ein Liebhaberstück, dem man sich verspielt und intellektuell gleichermaßen nähern sollte, um es im völligen Umfang genießen und inhalieren zu können. Eine Mehrsichtung macht bei derart viel Wahnsinn freilich Sinn. Es ist lobenswert anzumerken, dass der Streifen trotz seiner intensiv schrägen und eigensinnigen Art immer wieder Momente der Ruhe besitzt und seine Figuren durchaus ernst nimmt. Mein Lieblings Running Gag war anbei die Idee, dass der Protagonist stets Pizza isst, aber immer nur einmal in sie rein beißt. Diese Aussagen wirken gerade wild zusammen gewürfelt? Nun, "Jesus Shows You the Way to the Highway" auch. OFDb
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