19.09.2012

NUDIST COLONY OF THE DEAD (1991)

Nudisten müssen ihren Club aufgeben, weil Christen sie vor Gericht zerrten. Die Nackedeis begehen Selbstmord mit der Drohung jeden zu töten, der es wagt einen Fuß auf ihr ehemaliges Grundstück zu setzen. Als Jahre später eine Gruppe jugendlicher Christen am besagten Ort campen will erstehen die Toten wieder auf...

Michael Jacksons Thriller – Der nächste Schritt...
 
Singende Zombie-Nudisten jagen und töten Christen und tanzen sich durch den Film. Diese kurz angerissene Inhaltsangabe verrät es bereits. Hier braucht man nicht Shakespeare oder Goethe erwarten, hier muss man nur eine gesunde (?) Dosis Spaß an freiwilligem Nonsens mitbringen, und die Party kann steigen.

Eine Warnung muss ich dennoch aussprechen. Die Party droht hin und wieder aufgrund der etwas zu monotonen Umsetzung auf der Stelle zu treten, gerade zum Ende hin muss man doch ein wenig mit seiner Aufmerksamkeit kämpfen, aber diese Anflüge von gestreifter Langeweile verzeiht man gerne, bei einem solch gewagten und unter billigen Umständen angegangenen Filmexperiment.

Hervorzuheben sind in erster Linie zwei Dinge. Da wäre zum einen der Humor, der so flach ist, dass man auch nur in einer Inszenierung wie dieser darüber lachen kann. Es ist erstaunlich wie viel Spaß man an den geistlosen Flachköppern hat, die „Police Academy“ dagegen fast intellektuell erscheinen lassen. Jeder Charakter bekommt seinen eigenen Gag zugeschrieben, und einige davon werden auch gerne bis zum Erbrechen wiederholt. Aber wie bei der Großproduktion „Austin Powers“, bei der selbiges der Fall war, sieht man nicht nur drüber hinweg, man will es sogar so erleben.

Zum anderen wären die Musicalnummern hervorzuheben. Für ein echtes Musical zunächst etwas selten eingesetzt, zur zweiten Hälfte wesentlich häufiger vorhanden (umgekehrt wäre mir lieber gewesen), wissen die Songs zu gefallen. Es umweht einem meist ein Sound im Stil der 80er, der teilweise wie die Musik aus „Im Himmel ist die Hölle los“ klingt, in seinen fröhlichkeitsparodierenden Momenten aber auch ein wenig an die „Brady Family“ erinnert. Es darf auch mal gerappt werden, und auch andere Musikrichtungen werden für kleine Momente auf den Arm genommen. Den großen Hit gibt es nie, zu gefallen weiß die Musik aber auf jeden Fall.

Die Tanzchoreographie dieser Szenen sind sehr simpel, sollen aber auch so sein, immerhin wird hier der Bereich des Grusicals verarscht und geehrt in einem. Hier herrscht der Spaß am puren Schrott, und das soll auch in jedem Element zu spüren sein. Dies betrifft selbst einen Bereich, welcher manchem Horrorfan so gar nicht schmecken wird: die Spezialeffekten. Angefangen bei der Maske der Zombies, die auf besonders einfache Art gehalten ist (angemalt mit winzigen Zusatzgimmicks), weiter zu beobachten bei den nicht natürlich wirkenden, aber fast immer im Bild zu sehenden, Nebelschwaden, ja selbst die Auferstehung der Toten ist völlig billig umgesetzt. Die Darsteller wurden mit Blättern zugeschmissen, bis sie nicht mehr zu sehen waren, und aus diesen Blätterhaufen durften sie dann auferstehen.

Netter weise wurden all die hier aufgezählten Schrotttricks so in Szene gesetzt, dass sie dennoch stimmig sind. Irgendwo Schrott, irgendwo aber doch den richtigen Nerv in der Parodie treffend, weiß Regisseur Mark Pirro was er will. Und das letzte was er will ist orientierungsloser Nonsens, der nicht weiß auf was er sich berufen soll. Jeder Blödsinn und jede Billigkeit wird gezielt auf die zu parodierenden Elemente anvisiert, ob das nun gelingt oder nicht ist sicher Ansichtssache, meiner Meinung aber auch nicht einheitlich zu beantworten.

Vielleicht wird es den ein oder anderen wundern, aber trotz der aufgezählten, theoretisch mageren Tricks, und obwohl die ersten Zombieattacken sehr harmlos verlaufen, bekommen wir hier ab und an herrlich abartige Ideen präsentiert. Zwar bekommt man Tötungen und andere Bösartigkeiten nie während der Tat gezeigt, dafür dürfen wir einige Taten im Ergebnis sichten. Meist sieht man die übel zugerichteten toten Opfer, ab und an darf es aber auch Momente geben, die an „Braindead“ erinnern, beispielsweise wenn der Unterkörper eines halbierten Menschen so lange fröhlich weiter rennt, bis ein Teenager ihm erst ein Bein stellen muss, damit er stoppt.

Der bislang nie in Deutschland erschienende „Nudist Colony Of The Dead“ ist eine echte Empfehlung für Filmfreunde, die auch besonders skurrile, massenuntaugliche Streifen zu schätzen wissen. Spätestens wenn die Zombies singend zurück in ihre Gräber steigen (eine Szene, bei der ich in meiner Review zu „Oase der Zombies“ noch glaubte, sie würde nicht existieren), kann niemand mehr die Einzigartigkeit dieses Streifens ignorieren. Dass die grobe Handlung selbst sehr einfach gestrickt ist, stört dabei nicht weiter, ist in einer Parodie meist sogar richtig.

„Nudist Colony Of The Dead“ ist eine drollig, freiwillig peinliche, Parodie auf Zombiefilme, Religionswahn und Grusicals, aber auch auf Camper-Horrorfilme wie „Freitag der 13.“. Das Ergebnis ist ein lustiger Film, so wie die Werke der Firma Troma oft gerne wären und es meist trotz allzu verkrampfter Mühe doch nur selten schaffen. Der Titel des Streifens dürfte bereits das richtige Publikum ausselektieren. Wer also beim Lesen des Titels nicht gleich humorlos die Augen verdreht hat und sich sogar dabei erwischt hat, sich vorfreudeähnlich zu fragen, was hinter diesem Namen wohl für ein Produkt stecken mag, der kann eigentlich bedenkenlos zugreifen. Dieser Streifen ist in jedem Punkt billig, will dies aber auch sein und weiß was er sonst noch will. Und das unterscheidet ihn nun einmal von mauen Werken wie „Beverly Hills Body Snatchers“ und anderen mageren Horrorparodien.  OFDb

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