Der Massenmörder Jigsaw ist gefangen. Aber mit dem Polizisten, der
ihn aufspürte, hat er noch ein Spiel zu spielen und zwar um das Leben
dessen Sohnes...
Da „Saw“ in meinen Augen ein überschätztes Etwas mit pseudo-intellektuellen Zwischentönen ist, hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich an die Fortsetzung heran gewagt habe. Dass man vielerorts zu lesen bekam, die Fortsetzung sei plumper ausgefallen, gab immerhin Hoffnung, dass die ach wie tiefsinnige Philosophie des Originals eventuell keine Beachtung mehr geschenkt bekommt. Das bekam sie leider trotzdem, und einige andere Fehler wurden auch gemacht, insgesamt kann sich die Fortsetzung aber sehen lassen, wenn auch nur als kleiner Genre-Beitrag für zwischendurch.
Was gegenüber Teil 1 positiv hervor sticht, ist die sinnigere Kombination aus Ermittlung und Opferszenen. Beide Handlungsstränge gehen Hand in Hand und halten einige Überraschungen bereit. Die größten kommen erneut zum Schluss, doch auch zuvor weiß die Geschichte u.a. deshalb zu interessieren, weil es immer wieder Neuigkeiten zu entdecken gibt. Da stört es auch nur bedingt, dass das Szenario verdächtig an „Cube“ erinnert. An dessen Klasse kommt er allein schon deswegen nicht heran, weil „Saw 2“ das Mystische des Vorbilds fehlt. Die Hintergründe sind bekannt, und somit verfolgt man das Treiben der Gruppe wesentlich sachlicher als im Vergleichsfilm. Passend zur übereinstimmenden Situation, ähneln sich auch die Filmfiguren stark. Das muss nicht wirklich verwundern, so oft wie Hollywood mit Schablonencharakteren um sich wirft, durch die ähnlichen Plots wird die Parallele jedoch unübersehbar und erlebt ihre stärkste Übereinstimmung in der Figur des Aggressors.
Man darf harte und blutige Szenen erleben, und doch war ich überrascht über die Zurückhaltung in diesem Bereich. Zarten Gemütern wird es noch immer schummrig werden, aber für einen modernen Folterfilm hielt man sich erstaunlich und erfreulich zurück. Die wahren Schocks werden ohnehin nicht auf die blutige Art geboten. Einer Frau zuzusehen, die in einem Spritzenbad unter allerhand Nadeln im Körper leidet, geht mir wesentlich näher, als ein Kopf in einer tödlichen Metallfalle, ist die Identifizierung mit Ersterem doch wesentlich höher, und der Fremdschmerz wesentlich persönlicher, als in den vielen anderen, arg konstruierten Fallen des Psychopathen. Dennoch wissen auch diese fiesen Momente den Zuschauer angenehm intensiv zu foltern.
In gewisser Weise wirkt Teil 2 eine Spur trashiger, ist Jigsaw für ein völlig ernstes Produkt doch eigentlich viel zu comichaft böse dargestellt. Er ist nicht schmerzfrei, doch Schmerz ist ihm egal. Selbst unter Folter gibt er nur die alten philosophischen Kamellen von sich, und äußerlich steht er der Gruselfigur Gevatter Tod in nichts nach, sieht er doch aus wie ein Mix aus Andre Toulon aus der „Puppet Master“-Reihe, aus Peter Cushing zu Zeiten von „Krieg der Sterne“ und „Die Schreckensmacht der Zombies“, sowie aus dem gealterten Josef Mengele von „Nichts als die Wahrheit“. Das wirkt dick aufgetragen, würde in einem anspruchsvollem Genrebeitrag auch sicherlich verärgern, dem „Saw“-Universum tut es jedoch gut, nimmt es sich doch meist viel zu ernst.
Insgesamt bleibt immer noch ein zu gewöhnlicher Eindruck. Die Figuren sind austauschbar, vieles hat man bereits woanders gesehen, ungefähr weiß man was das Ganze soll. Gegen Ende gibt es nach der ersten großen Überraschung eine zweite, die jedoch nicht sehr glaubhaft ist, und deswegen eher einen unangenehmen Nachgeschmack hinterlässt. Auch hier steht sich „Saw 2“ mit seiner zur extremen Ernsthaftigkeit selbst im Weg. In einem augenzwinkernden Produkt wäre diese zweite Überraschung sogar eine gute Idee gewesen. Man verlässt sich noch immer zu sehr auf perverse Folterideen, geht aber inhaltlich den Schritt in die richtige Richtung, indem man diesmal auch wirklich eine Geschichte erzählt, wenn auch immer noch eine recht dünne. Die Überraschungen sorgen zumindest für Kurzweile, und hin und wieder kommen leichte Spannungsmomente auf. Gerade in diesem Bereich hätte ich mir jedoch einen höheren Gehalt gewünscht, zeigte doch „Hostel“ im selben Jahr in diesem Punkt, wie ein hoher Spannungsbogen auch in einem relativ primitiven Folterfilm möglich ist. OFDb
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