Wer „Superman 2“ sichten möchte, hat mittlerweile die Möglichkeit den relativ frischen Director‘s Cut zu sichten oder die klassische Kinoversion. Glücklicher Weise fiel meine Wahl, wenn auch nur per Zufall, auf die reguläre Fassung, las ich doch heute erst, dass eine der vielen negativen Entscheidungen im Director‘s Cut auch jene war, die Erde im Finale erneut links zu drehen, um die Zeit rückgängig zu machen. Da darf man schon die Hand an die Stirn schlagen. Ausgerechnet der Tiefpunkt von Teil 1 wurde wiederholt und dies aus einem weitaus weniger triftigen Grund als im Original. Da kann ich nur wie so oft sagen: danke liebe Studios, lebe Wohl Regie-Fassung. Bis auf „Abyss“ und „Léon - Der Profi“ ist mir bislang noch kein Director‘s Cut begegnet, welcher einer Kinofassung vorzuziehen wäre.
Wir guckten also glücklicher Weise die Fassung von einst, und die erfüllte wunderbar ihren Zweck. Brav setzt sie an Ereignissen von Teil 1 an, ruhig bereitet sie die einzelnen Story-Stränge vor bevor diese ineinander greifen und lobenswert spielt man nicht an bereits vorhandenen Charakteren herum. Figuren benehmen sich so, wie sie sich bereits in Teil 1 benommen haben. Die Rolle des Otis fällt diesmal leider sehr klein aus, aber das ist wohl der einzige Wermutstropfen, einen den man verstehen kann, hätte der dümmliche Gehilfe Lex Luthors ohnehin nicht in die Hauptgeschichte gepasst. Es ist fast ein Wunder dass Luthor selbst überhaupt in ihr integriert werden konnte.
Im Vergleich zum Vorgänger lässt die Qualität der Fortsetzung jedoch deutlich nach. Es ist unübersehbar, dass in „Superman 2“ der amerikanische Einfluss diesmal dominanter war als der britische. In Teil 1 war es überraschender Weise noch umgekehrt. Superman wird im hier besprochenen Teil geradezu kultig und unterwürfig verehrt, amerikanische Fernsehsender glauben ihr Programm würde überall auf der Erde empfangen, Storystränge, wie das Paris-Szenario, werden eingebaut um einem konzentrationslosem Publikum entgegen zukommen, und dies sind nur drei Beispiele in einem Film, in dem man besagten Unterschied eher allgemein in seiner grundlegenden Mentalität erkennt.
„Superman 2“ war zwar eine Großproduktion, scheinbar aber nicht mit dem nötigen Kleingeld wie Teil 1 versehen. Dass man sich an Szenen (verwendete wie unveröffentlichte) von Teil 1 bedient, hat noch seinen legitimen Grund in Anbetracht auf die Handlung von Teil 2. Die Wirkung solche Szenen zu verwenden ist ebenfalls positiv ausgefallen, so dass ich dies nie als negativen Kritikpunkt vorbringen würde.
Negativ fällt hingegen die Umsetzung jener Phase auf, in welcher die drei Besucher Herrscher über die Welt geworden sind. Fast gütig und zurückhaltend fällt ihr Verhalten auf, die weltweite Auswirkung wird ebenso wenig eingefangen wie ein Unterschied im Alltag der amerikanischen Bürger. Vielleicht hätte man an anderer Stelle Zeit und Geld straffen müssen, um in diesem nicht unwichtigen Punkt tiefer ins Geschehen und in die Glaubwürdigkeit greifen zu können, denn die vorliegende Lauflänge hätte man nicht einfach so noch einmal um einen weiteren Aspekt vergrößern können. Dann würde „Superman 2“ zu lang laufen und eventuell Gefahr laufen langweilig zu wirken, ein Zustand der im fertigen Werk nie auftritt, nicht einmal ansatzweise gestreift.
Vom Unterhaltungswert her ist „Superman 2“ eine runde Sache, an der es nicht wirklich etwas zu meckern gibt. Kein Wunder, die Geschichte ist ein Selbstläufer: ein Superman gegen drei Supermänner, das ist ein Höhepunkt an Ereignissen, der jede weitere Fortsetzung theoretisch unnötig macht und eine konsequente Weiterführung der Ereignisse aus Teil 1 ist. Dass dieser dennoch besser ausfiel liegt nicht nur an der gehobeneren Qualität gegenüber jener von Teil 2, er erzählt mit der Entstehung des Helden auch die bessere Geschichte, ein Los das fast jede Superhelden-Reihe trifft, vom „RoboCop“ bis hin zu „Spider-Man“.
Aber auch im etwas schwächeren Gewand weiß „Superman 2“ zu unterhalten. Seine Schönheitsfehler sind Banalitäten im Vergleich zu seiner kurzweiligen Wirkung. Der Film ist nett erzählt und dies mit Ausnahme der Paris-Szene in jeder seiner Phasen. Man orientiert sich immer nah an den Charakteren und bleibt dem Motto treu, dass alles letztendlich ohnehin nur ein Spaß für ein jung gebliebenes Publikum sein soll, das sich mal zwei Stunden von der Realität abkapseln wollte. Lediglich das Product-Placement von Marlboro und Coca Cola reißt einen kurz in die (unangenehme) Realität, hätte man sie dem Zuschauer doch nicht so penetrant aufs Auge drücken dürfen wie geschehen. Ansonsten: toller Film! OFDb
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