Klassisch, ja geradezu höchst klassisch springt „Der Dämon mit den blutigen Händen“, der im Original „Blood Of The Vampire“ heißt, aber weder Vampire noch Dämonen präsentiert, auf den Erfolg der britischen Hammer-Filme auf, um auch ein Stückchen vom Kuchen zu ergattern. Wie so häufig wenn man im Schatten des Erfolgs anderer mitzieht, wirkt vieles steif und konstruiert, es entwickelt sich keine eigene Handschrift, und das gewisse Etwas fehlt. Doch ohne zu den Großereignissen des Horror-Genres zu werden, weiß Henry Cass‘ Beitrag der Mad Scientist-Thematik auf schlichte Art zu unterhalten und damit zu gefallen.
Sicherlich können die wirksamen Settings und die obligatorischen klassischen Zusatzelemente wie der bucklige, stumme Gehilfe oder das Kellerverlies nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Der Dämon mit den blutigen Händen“ eher dialoglastig daher kommt, anstatt den Horror auch auszuleben. Wenn zu Beginn ein Vampir hingerichtet wird, und trotz der nicht gezeigten Details allerhand Blut zu sehen ist, könnte man noch meinen dass hier ordentlich die Post abgehen wird. Aber weder flotte Horrorszenen an der Oberfläche, noch stimmiger Grusel zu atmosphärischen Zwecken, wird auf den Zuschauer losgelassen. Stattdessen erleben wir die eher ruhige Thematik des Dramas einer Gefangenschaft unter der Herrschaft eines Geisteskranken.
Immerhin versucht Cass den Zuschauer ähnlich zu täuschen wie es Callistratus mit seinem Gefangenen tut. Während der seinem unfreiwilligen Gehilfen einreden will das Gerede der Gefangenen über Gräueltaten inmitten der Einrichtung sei psychisch krankes Geschwätz, täuscht Cass uns mit den ersten Bildern und der diesen vorangegangem Schriftzug es handele sich um eine Vampirgeschichte. Hierfür ist ihm jedes Mittel recht, und so wird uns Callistratus auch gleich wie ein (eher schlechtes) Bela Lugosi-Double präsentiert.
Dass Callistratus letztendlich nur ein Arzt schwankend zwischen Genie und Wahnsinn ist, könnte vielleicht enttäuschen, bekommt aber dadurch eine gewisse Raffinesse, dass das gesundheitliche Problem des Mad Scientist durchaus mit dem eines Vampirs zu vergleichen ist, ebenso wie die daraus resultierenden Taten. Ob man das ganze nun als Kritik an moderner Medizin sehen soll, oder ob man sich einfach des Vergnügen wegens an diesen Vergleich herangewagt hat, vielleicht auch um etwas außergewöhnliches in der Geschichte präsentieren zu können, was den Film von der Konkurrenz unterscheiden soll, ist dabei schwer zu beurteilen. Theoretisch würde ich auf die zweite Vermutung tippen, aber da hier so vieles nicht wirken will wie gewollt ist es auch durchaus möglich dass hier etwas uneffektiv kritisiert wird, von dem ich nicht wüsste warum man es kritisieren sollte.
Eine solche Spekulation soll für den Unterhaltungswert des Streifens auch vollkommen irrelevant sein. „Der Dämon mit den blutigen Händen“ schreckt nicht vor abscheulichsten Greueltaten zurück, die freilich nur in der Theorie präsentiert werden und weiß zumindest mit einer recht gnadenlose Szene zu schocken, in welcher ein Häftling auf heimtückische Art Opfer der Bluthunde wird. Letztendlich konzentriert sich der Film aber viel zu geschwätzig auf zu ausgedehnte Hintergründe, die erörtert werden müssen, bzw. auf Ausreden, die dem in seiner Logik löchrigen Plot etwas mehr Halt geben sollen. Umgekehrt wird jedoch vernachlässigt entscheidenden Handlungselementen, die für den Verlauf der Geschichte eine wichtige Rolle spielen, mehr Rahmen zu schenken, um diese im Film intensiver wirken zu lassen.
So fällt ganz besonders unangenehm das Einbringen der Verlobten des zu unrecht Gefangenen im letzten Drittel des Streifens auf, da man urplötzlich vor vollendete Tatsachen gestellt wird, deren leider unterschlagene Weichenstellung im Vorfeld der ganzen Idee mehr Halt und Identifikation geschenkt hätte, und dadurch eine für die Geschichte interessante Bereicherung einer ansonsten zu oberflächlichen vor sich hinplätschernden Handlung hätte werden können. Urplötzlich steht sie da, im Gefängnis, um eine Stelle als Dienstmädchen anzunehmen, um sich selbst davon zu überzeugen ob ihr Verlobter tot sei, so wie es Callistratus behauptete.
In einer dynamischeren Geschichte hätte es dem Stoff gut getan bezüglich dieses Storyelements erst an dieser Stelle einzutauchen. Da „Blood Of The Vampire“ jedoch zu monoton, ewig wiederholend und zu geschwätzig daher kommt und den Zuschauer ohnehin immer mehr vom Rätsel wissen lässt, als den Helden (ohne daraus echte Vorteile zu ziehen), wäre eine enormere Bindung an die Sympathiefiguren des Streifens und deren Handeln ein durchaus lohnenswerter Schachzug gewesen.
Ich muss zugeben, meine Worte lesen sich so hart, dass man meinen könnte „Der Dämon mit den blutigen Händen“ wüsste nicht zu unterhalten. Das tut er jedoch sehr wohl. Dies nicht in einer Dosis wie ich sie mir wünschen würde, aber genug um als sympathischer Durchschnitt durchzugehen. Für ein besseres Ergebnis hätte schon eine andere Charakterzeichnung des gefangenen Pierre sorgen können. Ihn lediglich als betrogenen Idealisten zu kennzeichnen lässt ihn auf den Zuschauer emotional zu distanziert wirken, obwohl seine Gefühle ständig Antrieb sind und ihn nicht gerade selten leiden lassen. Vielleicht hätte der Akteur des Pierre auch einfach nicht so steif spielen sollen. OFDb
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