17.04.2014

DER LORAX (2012)

Ich kann es nicht verneinen: Das Charakterdesign der Figuren ist etwas arg rundlich und zu friedfertig ausgefallen, Lieder kommen arg poppig daher, und die getroffene Aussage wird dem Zuschauer recht penetrant aufs Auge gedrückt. Das faszinierende an „Der Lorax“ ist jedoch, dass er trotz alledem immer noch die Kurve kriegt. Die Figuren selbst wissen durch ihren Charakter zu gefallen, so dass das äußere Design trotz ähnlicher Umsetzung nicht so bitter daher kommt wie beispielsweise in „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“, in welchem vor lauter Liebartigkeit keine Sympathiemöglichkeit für die Figuren möglich war. Der hippe Sound entwickelt sich bei wirklich jedem gesungenen Hit zu einem angenehmen Kinderlied, mit dessem passablem Ergebnis man zu Beginn eines jeden Songs nie gerechnet hätte. Und die wichtige und noble Herzensangelegenheit, welche die Autoren dazu veranlasste die Botschaft des Streifens etwas penetrant aufs Auge zu drücken, verleiht dem Film eine Ehrlichkeit diesbezüglich, die den meisten Trickfilmen mit aufgedrückter sozialer Botschaft sonst üblicher Weise fehlt.

Solch ein Empfinden ist immer subjektiver Natur, dessen bin ich mir bewusst, aber „Der Lorax“ erscheint mir persönlich um einiges besser erzählt als der verlogene „Robots“, der auf zu modern gewollte „Die Rotkäppchenverschwörung“, der zu glattpolierte „Planet 51“ oder der viel zu einfallslose „Hotel Transsilvanien“. „Der Lorax“ basiert auf einem Kinderbuch. Das sollte man vorher wissen, um nicht all zu erstaunt zu sein, dass er nicht, wie sonst Genre-typisch, zu frech ausgefallen ist. Das brave Ergebnis wird sicherlich manch einem vor den Kopf stoßen. Und auch mir fehlt im Gesamtergebnis der letzte Charme, das letzte gewisse Etwas, um ihn auf eine Stufe mit dem ebenfalls auf einem Kinderbuch basierenden „Horton hört ein Hu“ zu hieven. Nett unterhalten wird man mit „Der Lorax“ aber definitiv.

Witzige Figuren wie der Lorax oder die Großmutter lockern das Grundszenario mit seinem ernsten Anliegen auf, ohne aus einer lehrreichen Geschichte mit sozialem Hintergrund eine Gag-Party a la „Shrek“ zu zaubern. So schön der ist, es würde hier nicht passen. Die Plastikstadt ist mit viel Phantasie umgesetzt und setzt an gerechtfertigten Kritikpunkten unserer modernen Wohlstandsgesellschaft an, Punkte die für in einer solchen Gesellschaft aufwachsenden Kinder Selbstverständlichkeiten sind, die für solch junge Gemüter erst einmal als Fehler erkannt werden müssen, weshalb ein Film wie „Der Lorax“ für sie auch ein sehr wichtiges Produkt ist. Und Dank der Erzählung mittels Rückblick, inklusive Pausen, entsteht auch ein Spannungsbogen innerhalb der Geschichte, ein zweigleisiger sogar, will man doch wissen warum es keine Bäume mehr gibt, während es zusätzlich für den Jungen mit jedem Besuch des alten Mannes außerhalb der Stadt schwieriger wird aus dieser zu entkommen.

Die Waldbewohner sind mit einem Augenzwinkern auf arg niedlich getrimmt, die Bäume wirken phantasievoll und sind auf ihrer entfremdeten Art sicherlich so aus dem Kinderbuch übernommen, der Bösewicht erinnert durch seine Größe ein wenig an den Gegenspieler aus dem ersten „Shrek"-Film, weiß aber trotzdem zu gefallen (sehr sogar), und der Lorax kommt überraschend wenig vor und bildet dennoch so eine Art Zentrum für die Geschichte.

Wenn er am Ende des Filmes endlich wieder auftaucht mischen sich Kitsch und auf den Zuschauer übertragbare Gefühle zu einem ungewöhnlichen Mix. Schlussendlich gibt man diesen Gefühlen jedoch gerne nach, da es sich ohnehin um eine versimpelte Kindergeschichte handelt. Also, die Verantwortlichen von „Der Lorax“ machen sicherlich nicht alles richtig, aber ein netter, kleiner Film ist ihnen durchaus geglückt. Zwar ist das Zielpublikum auf Kinder anvisiert, was aber nicht bedeutet, dass Erwachsene, die keine Party a la „Ice Age“ erwarten, nicht auch angenehm unterhalten werden können.  OFDb

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