28.09.2014

COPS AND ROBBERSONS (1994)

Die VHS-Welt steckt voller kleiner Schätze, die es bislang nicht auf DVD geschafft haben. Das ist im Komödienbereich sogar noch eher der Fall als im hochbeliebten Horrorbereich. Unbekannte Größen wie den 80er Jahre „Summer School“ vermisst man auf dem deutschen DVD-Markt ebenso wie die kleinen sympathischen Werke a la „Als Junge ist sie spitze“, „He‘s My Girl 2“, und „Dr. Alien“. Wenn Stars wie Jack Palance und Chevy Chase mit an Bord solcher Filme sind, darf man sich jedoch zu Recht fragen, welche Copyright-Probleme oder ähnliche Hindernisse bislang eine Veröffentlichung verhindert haben, und mag ein Werk auch noch so unbekannt sein.

In „Cops & Robbersons“ haben beide nicht nur tragende Rollen, sie spielen auch das was der Fan von ihnen sehen will: Palance den harten Hund, wenn auch in Form einer Parodie angegangen und Chevy Chase die Nervensäge vom Dienst. Kaum wer konnte dies mimisch damals besser spielen als er, mit diesem naiv harmlosen Blick, der zum Haupt-Repertoir des talentierten Komikers und Schauspielers gehört. Mit Michael Ritchie hatte man zudem einen Komödien-erfahrenden Regisseur mit an Bord, der in den 70er Jahren den Hit „Die Bären sind los“ schuf, mit Dan Aykroyd „Der Couch Trip“ realisierte und mit Chevy Chase die kurzlebige „Fletch“-Reihe ins Leben rief.

Zugegeben, „Cops and Robbersons“ mag es manches Mal an Tempo fehlen, aber das macht er durch eine handvoll ungewöhnlicher Ideen, treffsicherer Pointen und einem Gespür für schräge Situationskomik wieder wett, beispielsweise wenn zwei sich gegenseitig nicht trauende Gauner auf trockene Comic-Art bei einem Treffen nach und nach feststellen müssen, dass sie sich zurecht gegenseitig nicht getraut haben. Auch der Besuch Robbersons beim zwielichtigen Nachbarn gehört zu den Höhepunkten des Streifens, und man darf es den Verantwortlichen der Story hoch anrechnen, dass einer solchen Situation dafür auch so eine lange Laufzeit zugestanden wurde, um sie auch richtig zelebrieren zu können.

Wer glaubt der Kriminalfall käme zu kurz, der irrt, ist er doch überhaupt nicht das Hauptaugenmerk der Geschichte. Er ist der Auslöser, der am Ende der Geschichte hin zu Ende erzählt werden muss. Eigentlich geht es nur um Nervensäge Norman und den gereizten Jack, und darum dass Letztgenannter das Familienleben zu schätzen lernt, jedoch nicht so moralisch und kitschig verpackt wie in einer Disney-Komödie, sondern passend zu Situation und Charakter und dabei sprudelnd komisch bis zum Schluss, wo der Film zu dieser Thematik direkt vor dem Abspann gleich noch seinen besten Witz bereit hält. Toller Schluss, konsequent und so unglaublich komisch!

Der sentimentalen Familienmomente gibt es zu wenige, als dass man sich über diese aufregen könnte, zumal sie meist, und sei es nur im Aufbau eines Grundtons, eine kommende komische Situation vorbereiten. „Das haut den stärksten Bullen um“ (Alternativtitel) lässt sich für solche Dinge Zeit, ebenso für Charakterentwicklungen und scheinbare inhaltliche Nebensächlichkeiten. Sicherlich ist es nicht zwingend notwendig die Tochter der Familie mit dem jungen Kollegen Jacks zusammenkommen zu lassen, aber ebenso wenig notwendig ist auch die herrlich bescheuerte Idee den jüngsten des Robberson-Clans glauben zu lassen, er wäre ein Vampir. Und daraus zieht „Der Bulle im Ehebett“ (Alternativtitel) einen großen Teil seiner Ideen.

Es ist gerade das Zelebrieren von scheinbaren Nebensächlichkeiten und das bewusste Parken der Hauptideen anderer Filme in zweiter Reihe, was „Cops and Robbersons“ trotz seines mit heutigen Augen zurückgeschraubten Tempos so sehenswert macht. Hier geht es noch um Charme und das Gefühl für herzhafte Komik, irgendwo zwischen albern und stilvoll angesiedelt, und damit nicht nur aufgrund seiner Story-Gewichtung beim Massenpublikum für Unverständnis sorgend. Vielleicht ist Ritchies kleiner Geheim-Tipp, dem der letzten Schritt zur echten Empfehlung fehlt, auch deshalb bislang nicht auf DVD erschienen: massenkompatibel sieht anders aus.  OFDb

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