30.01.2015

DIE RACHE DER 1000 KATZEN (1972)

Ich gucke sie ja unglaublich gern, diese europäischen Schund-Horrorfilmchen aus den 70er Jahren. Dementsprechend habe ich mich gefreut als mich die DVD zu „Die Rache der 1000 Katzen“, im Titel mittlerweile unnötig erweitert als „Killing Cats - Die Rache der 1000 Katzen“, im DVD-Laden angelächelt hat. Mir war der Streifen vollkommen unbekannt, die Story klang nett und mit Hugo Stiglitz ("Friedhof der Zombies", "Großangriff der Zombies") gab es gleich noch eine prominentere, wenn auch schauspielerisch untalentierte Person mit an Bord. Herrlich!

Der Covertext ließ schon vermuten, dass man sich hier wohl eher nicht auf Tier-Horror einstellen sollte. Und so war es dann auch. Wer aufgrund des Titels auf eine Menschenfleisch-hungrige Meute an Katzen hofft wird leider erst in der Finalszene fündig, womit man den deutschen Titel ohne zu lügen als Spoiler bezeichnen kann. Immerhin ist besagte Szene aber auch die einzige in welcher zumindest ein Hauch von Spannung aufkommt. Aber der Mangel diesbezüglich im Restfilm verärgerte oder enttäuschte mich nicht. Wer Filme dieser Dekade aus dieser Region kennt, der weiß dass da diesbezüglich eigentlich nie etwas zu holen ist. Horror-Werke dieser Art sind schmuddelig, reißerisch, billig, und genau das macht sie aus.

Ihre grobe Art kann auf gelungener Basis funktionieren (z.B. bei „Man-Eater“ und „Das Blutgericht der reitenden Leichen“), oftmals geht die Rechnung aber nur in Form von unfreiwilliger Komik auf (z.B. „Torso“, „Die Rückkehr der reitenden Leichen“). So oder so, meist wird man gut unterhalten, und wenn doch mal eine Gurke wie „Die Grotte der vergessenen Leichen“ oder „Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies“ dabei ist, so funktionieren diese Filme doch zumindest trotzdem noch aufgrund ihrer grobkörnigen Optik, der damaligen Musik und der trockenen Atmosphäre - letzteres zumindest bis man merkt dass der Streifen nichts taugt.

„Die Rache der 1000 Katzen“, in welchem in Wirklichkeit etwa nur 50 Katzen vorkommen, ist nicht wirklich gelungen. Wer sich einen ernstzunehmenden Beitrag seines Lieblings-Genres erhofft wird sogar stark enttäuscht werden. „La noche de los mil gatos“ (Originaltitel) ist für Gore-Hounds zu zahm ausgefallen, Horror-Freunden zu unaufgeregt und inhaltslos erzählt und manch anderem sicher auch aufgrund endloser Wiederholungen zu langgezogen trotz der unter 80 Minuten laufenden Kürze.

Hier siegt deutlich der Trash. Stiglitz spielt wie gewohnt hölzern, während seine Synchronstimme so ruppig und egoistisch ist, dass man seine Beliebtheit bei den Frauen kaum glauben kann. Sein Butler kann nicht sprechen, liebt es aber fröhlich vor sich hin zu grunzen, und den halben Film über fliegt die Hauptfigur mit einem Hubschrauber durch die Gegend, Ausschau nach neuen Opfern haltend. Der Hubschrauber war wahrscheinlich das teuerste am ganzen Film. Idiotische Dialoge unterbrechen häufig den trockenen Grundton des Films. Meine persönliche Perle diesbezüglich ist folgender kurzer Monolog: „Wir kennen uns erst wenige Tage, aber mir kommt es vor wie eine kleine Ewigkeit. Warum verfliegt die Zeit so schnell wenn man glücklich ist?“ Was sich hier arg sarkastisch liest ist ein ernst gemeintes Liebesgeplänkel von einem der zukünftigen Opfer.

Mit diesen vertreibt sich der Bösewicht des Films, der auch die Identifikationsfigur für den Zuschauer ist, seine Zeit, bevor er sie zu Katzenfutter verarbeitet. Seine Herangehensweise ist immer anders. Der Zeitpunkt bis zur Wahrheit unterschiedlich lang. A-Sexuell ist der Geisteskranke nicht, immerhin benötigt ein Film ohne Handlung Schmuddel-Potential, und den hat man sich in Streifen wie diesen ja schon immer gerne bei Nackedei-Aufnahmen geholt. Davon gibt es nicht so viele wie in manch italienischem oder französischen Beitrag, aber immerhin mehr als es an Gewalttaten zu sehen gibt. Die Morde geschehen stehts im Off oder man verlässt sich durch einen Szenenwechsel auf das Kopfkino des Zuschauers.

Die Schnitte wirken oft willkürlich, bieten aber auch ihre interessanten Momente, z.B. wenn Zeiten parallel nebeneinander herlaufen oder (zu deutliche) Symbolik als Spielerei dienen soll. Neben der herrlich trockenen Grundatmosphäre und der teilweise sehr schön anzusehenden Locations ist das einer der wenigen Pluspunkte von „Blood Feast“ (Alternativtitel), der nicht auf unfreiwilliger Komik fußt. Auch die Kameraaufnahmen haben mir trotz all ihrer Schlichtheit gut gefallen. Für die wenigen Zuschauer, die den Film zumindest ab und an als stimmig empfunden haben, wird hauptsächlich die Optik der Grund dafür sein.

Deswegen habe ich mich auch gar nicht wie so viele andere über die Monotonie der Geschichte aufgeregt. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde es würde viel erzählt, oder das wenige was passiert würde im Minimalismus seinen Inhalt oder seinen Sinn finden. Aber das ewige Spiel mit den Opfern, die Phase bevor sie wissen dass sie welche sind und die Suche nach der nächsten Kandidatin sind genau jene Momente, in welchen die Schmuddel-Atmosphäre in netten Bildern am höchsten ist. Was andere verscheuchte war für mich der angenehmste Bereich des Streifens - mal abgesehen von den Trash-Momenten, z.B. jenen, in welchem der ohnehin schon völlig überzogene Ego-Charakter den Stiglitz verkörpert seinen Diener an die Katzen verfüttert, weil der ihn erstmals im Schachspiel besiegt hat. Freiwillige Komik? Keineswegs! Ich konnte nicht mal ein Augenzwinkern erkennen.

Genau das macht den Reiz an „Die Rache der tausend Katzen“ aber aus. Er ist todernst erzählt, stolpert immer wieder über die Unzulänglichkeiten der Beteiligten, was für unfreiwillige Lustigkeit sorgt, und bietet inmitten einer unmotiviert erzählten Nicht-Geschichte zumindest hübsche Bilder in angenehmer Atmosphäre. Dass das nicht reicht um wirklich zu gefallen (allein der viel zu plötzliche Schluss und das viel zu ereignislose Finale verärgern dafür viel zu sehr), dürfte klar sein. Der Streifen ist weder ein Tipp noch auf seine komplette Lauflänge unterhaltsam.

Aber die Pluspunkte lassen jemanden wie mich zumindest nicht verärgert zurück. Zeitvergeudung? Definitiv! Aber mir wurde nicht langweilig, und das ist ja auch schon mal was wert. Klar ist „The Night of 1000 Cats“ (Alternativtitel) eigentlich eine Frechheit. Es ist eigentlich dreist für diese Unterhaltungs-Täuschung auch noch Geld verlangen zu dürfen. Es ist aber mein persönliches Glück, dass mir der Schmuddel-Stil dieser vergangenen Filmepoche so gut gefällt. Damit beschert mir selbst der dreisteste Scheiß noch immer einen gewissen Reiz.  OFDb

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