Kindliche harte Kerle, Ghetto-Musik, Gangster-Mentalität, das sind Zutaten die einem in einem Proletenfilm tierisch auf den Senkel gehen würden, eben weil sie Aufgezähltes zelebrieren würden, um besagte Sub-Kultur zu feiern. "Attack the Block" geht da anders vor, bietet diesen Lebensstil neutral betrachtet als frische Alternative zum gewohnten Heldentum bisheriger Invasionsfilme an, und das weiß dank eines frischen Grundtones und einer flotten Umsetzung, sowie dank eines Drehbuchs, welches aus einer Bande obercooler Halbstarker echte Charaktere zum Mitfühlen zaubert, tatsächlich zu funktionieren, letztgenannter Punkt benötigt aber freilich seine Zeit, dauert es doch hinter die Fassaden blicken zu können, gerade bei Moses, und ist dieser doch alles andere als eine Sympathiefigur. Als solche dient Sam. Da Moses jedoch im Zentrum der Geschehnisse steht, wird er trotz aller Antipathie trotzdem eher zur Identifikationsfigur als sie, was aber eigentlich auch völlig egal ist, da es hier ohnehin um Gruppenarbeit anstatt um Heldentum geht, auch wenn das Finale sich diesbezüglich eine Ausnahme erlaubt, die jedoch wesentlich augenzwinkernder gemeint ist, als sie bei manchem (Möchtegern-)Ghetto-Kid ankommen mag...
Der Grundton des Streifens ist ohnehin augenzwinkernder Natur, beherrscht Regisseur Joe Cornish doch einen sich perfekt anfühlenden, ausgewogenen Mix aus Komik und genügend Ernsthaftigkeit, um die Bedrohung trotzdem spürbar werden zu lassen (was sicherlich nicht so einfach ist, innerhalb eines Filmes, in welchem bedrohliche Aliens von einer Gruppe Teenager fertiggemacht werden). "Attack the Block" ist sein Debutfilm, der einzige bei dem er bislang Regie führte, ansonsten sammelte der Mann, der auch für das Drehbuch des hier besprochenen Streifens verantwortlich ist, Filmerfahrungen als Schauspieler in kleinen Rollen bei "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz". Aus diesen, der Cornetto-Trilogie angehörenden, Filmen entlieh man sich auch den stets zu Freakrollen neigenden Nick Frost, der mancherorts zwar Erstgenannter von Cornishs Außerirdischenattacke ist, aber lediglich eine Nebenrolle bekleidet. Diese weiß er auch gut auszufüllen, und dass er nicht im Zentrum steht geht sowieso in Ordnung, würde sein Part bei mehr Beachtung doch nicht mehr so gut innerhalb vorhandener Geschichte funktionieren, eben weil sie sehr auf die Passivität der Figur baut, und außerdem schafft es das Drehbuch gekonnt, dass die in Wirklichkeit im Zentrum stehenden Figuren den Film tatsächlich getragen bekommen - und dies nicht nur bei einem Jugendpublikum mit Gangstermentalität.
So überzeugend die im Zentrum stehende Gruppe samt Sam auch wirken mag, die wahren Hingucker des Streifens sind die Besucher aus dem Weltall, die im Bereich der Computeranimation ihresgleichen suchen. Üblicher Weise stehen CGI-Kreaturen in Konkurrenz mit handgemachten und können diesen gegenüber nur verlieren, die Verantwortlichen von "Attack the Block" zauberten jedoch etwas, das man nicht per Hand hätte umsetzen können und nutzten somit die Computeranimation geradezu vorbildlich. Die affenartigen Viecher, die sie auf die Kids vom Block loslassen, sind in einem tiefem Schwarzton gehalten und damit fast kaum fürs Auge körperlich greifbar, selbst wenn sie bewegungslos auf dem Fußboden liegen. Und inmitten dieses düsteren, jegliches Licht zu verschlingen scheinenden Körpers leuchtet ein Fleischfressergebiss auf. Das ist tatsächlich so simpel wie es sich liest, aber auch unglaublich effektiv in Szene gesetzt, so dass man eigentlich nicht genug Szenen vorgesetzt bekommen kann, um sich an diesen Monstren satt zu sehen. Mag die Geschichte das Genre auch nicht neu erfinden, der Alienlook in Kombination mit der ungewöhnlichen Sub-Kultur im Zentrum verleiht "Attack the Block" eine Eigenständigkeit, die ihn tatsächlich aus der Masse ähnlich gearteter Filme heraus hievt.
Ohnehin ist Cornishs Werk ein Film den man sich ruhig zu Gemüte führen sollte, ist er aufgrund seiner Kurzweile, der Vertiefung seiner zwei Protagonisten, der emotionalen Distanz zur Gangstermentalität und dank eines glaubwürdigen Drehbuchs, welches sich keinerlei größere Logikpatzer oder anbiedernde Peinlichkeiten erlaubt, aber freilich auch definitiv aufgrund der so herrlich anders wirkenden Antagonisten, ein gelungenes Stück Science Fiction-Komödie, locker aber nie sinnlos inszeniert, dem Helden ins Gewissen redend aber nie moralisch ausfallend, eine Party auf dem Bildschirm entfachend aber sich nicht darauf ausruhend. Analytisch tief geht die Story nie, sie wendet sich im Gegenzug aber auch nie irgendwelchen Plattheiten zu. "Attack the Block" ist ein handwerklich gut gemachter Film, der stets den Kompromiss findet, ohne deshalb irgendwelche Punkte zu vernachlässigen oder sich einem bestimmten Publikum anzubiedern. Er funktioniert einfach wie er ist, und das ist in heutigen Kinozeiten des Popkornfilms bereits Gold wert. OFDb
Und der Film ist so herrlich 'britisch', was ihn auch noch einmal in diesem Genre ein wenig vom üblichen Einheitsbrei abhebt. Mir hat der damals ziemlich gut gefallen. Positiv kurzweilig.
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