25.11.2018

EMPIRE OF THE NIGHTWALKER (2012)

Der Titel "Empire of the Nightwalker" klingt geradezu nach einem großen Epos, und ein Blick auf die Story zeigt dass ein solcher möglich gewesen wäre, wenn ein Film vom Untergang der Menschheit über Nacht erzählt, da die Vampire schlagartig die Macht auf Erden übernehmen. Da wird nicht trickreich das System unterwandert. Es sind Vampire. Und sie tun das was sie am besten können: ein Blutbad anrichten. Woher sie alle plötzlich kommen? Nicht wichtig! Zumal mal wer angesteckt wird und mal nur getötet, ist also egal. Als wäre diese überraschend schnelle Invasion nicht bereits schon eine reizvolle Geschichte, gesellt sich noch ein weiterer Aufhänger hinzu. Die im Zentrum stehende kleine Gruppe Menschen geht mit einem Vampir einen Deal ein. Mit ihm unter einem Dach lebend beschützt er sie nachts vor seinesgleichen und die Menschen ihn tagsüber vor ihresgleichen.

Diesbezüglich geht der Streifen auch nicht gerade blauäugig vor. Es herrscht ohnehin schon eine miese Stimmung untereinander, immerhin lässt der Besitzer des Hauses, in welchem man abgelegen von der Stadt Unterschlupf gefunden hat, seine Gäste nur unfreiwillig bei sich hausen und mag es dementsprechend nicht, wenn fähigere Leute Entscheidungen übernehmen. Dementsprechend liegt auch eine geteilte Meinung darüber in der Luft, ob man auf den Vorschlag des Vampirs eingehen soll, der in seiner Art tatsächlich mehr Monster als menschliche Seele ist. Misstrauen gegenüber dem Vampir haben auch die Befürworter der Abmachung. Der Vampir muss erst beweisen, dass er ernst meint was er vorschlägt, und die Menschen stecken über diesen Beweis in seiner Schuld. Und doch schwebt stets das Misstrauen weiter im Raum, denn der Vampir kann theoretisch gesehen trotzdem immer wieder gefährlich werden, ebenso wie der Mensch für den Vampir. Das bietet theoretisch ein wundervolles Szenario von Misstrauen und Verfolgungswahn, und freilich gibt es auch zusätzlich unter den Menschen selbst Misstrauen, wenn sich zu einzelnen Themen Fronten bilden, Seiten gewechselt werden, Verrat ausgeübt wird.

Die Vampir-Epidemie-Variante von Romeros "Die Nacht der lebenden Toten" klingt somit nach etwas Großem mit hervorragenden Möglichkeiten. Die Wahrheit sieht jedoch anders aus und bietet alles andere als ein großes Epos. Gerechter Weise muss man aber auch hinzufügen, dass der so epochal klingende Name "Empire of the Nightwalker" ohnehin nur der "deutsche" Titel des Streifens ist. Mit seinem Originaltitel "The Caretaker" kommt er gleich viel schlichter und bescheidener daher, und das ist gut so, finanziell standen den Verantwortlichen des Streifens schließlich nicht viele Möglichkeiten zu. Wer Talentiertes hätte trotzdem tricksen können, um mit schlichten Mitteln ein wenig über das rare Geld hinweg zu täuschen. Regisseur Tom Conyers gehört nicht zu diesen Menschen, was erklären könnte warum der hier besprochene Film seine bislang einzige Regiearbeit blieb. Der gute Mann wagt es uns das weltweite Vampirinferno über eine einzige, etwas länger stattfindende, Kneipenszene zu präsentieren, in welcher sich die Vampire über Gäste und Besitzer hermachen. Das findet relativ blutig statt, eröffnet einem aber nicht die Perspektive eines Gesellschaftsuntergangs. Von der weltweiten Invasion erfahren wir lediglich über Worte. Und leere Orte, die schon zu Menschenzeiten wenig Population aufwiesen, sollen uns zeigen wie leer die Welt geworden ist. Das funktioniert mal so gar nicht.

Etwas besser meistert Conyers das Szenario im Haus selber. Ihm fehlt zwar die psychologische Raffinesse dessen was in dieser Konstellation und mit dem Deal mit dem Vampir möglich gewesen wäre, zumindest weiß er aber immer wieder kurzfristig Interesse zu wecken. So ist der Weinhändler ein recht merkwürdiger Typ von dem wir nicht wissen wie egal ihm tatsächlich alles ist. Der Anführer ist eine Art Anti-Frauen-Prediger, was zu manch ungewöhnlichem Dialog führt. Und der Vampir ist wie erwähnt mehr Monster als Mensch und damit nicht einfach ein weiterer Bewohner, der sich lediglich über spitze Zähnchen vom Rest unterscheiden würde. Das Problem ist jedoch, dass alle Anwesenden nicht mehr als routiniert zu spielen wissen. Und da das Drehbuch ebenfalls von keinem überragenden Kreativen verfasst wurde, wird aus einer interessanten Ausgangslage inmitten eines enttäuschenden Grundszenarios ein etwas zu uninteressanter Plot, als dass man sich tatsächlich für das Schicksal dieser handvoll Leute interessieren würde. Keiner geht einem nah, zu distanziert werden sie uns alle präsentiert, auch jene die mit der Zeit als Helden hervorstechen. Und so kommt es, dass auch jener Part, der mit weniger Geld gut umzusetzen gewesen wäre, weit weniger gut funktioniert als er es theoretisch könnte. Man muss schon ein geduldiger oder in diesem Genre unerfahrener Zuschauer sein, um sich für das hier Gezeigte begeistern zu können. Es sind aber immerhin unscheinbare Nebensächlichkeiten, die eine große Katastrophe zu verhindern wissen. Bei den hier vorhandenen finanziellen und kreativen Zuständen hätte das fertige Werk auch größere Schäden nehmen können.  OFDb

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