09.12.2018

VIER FRAUEN UND EIN MORD (1964)

Auch der dritte Teil der legendären Miss Marple-Reihe, die einst ihren Anfang mit "16 Uhr 50 ab Paddington" nahm, bedient sich ebenso wie ihr Vorgänger "Der Wachsblumenstrauß" eigentlich bei einer Buchvorlage des ebenfalls von Agatha Christie erfundenen Kriminalisten Hercules Poirot, anstatt bei der Kriminalfälle lösenden Rentnerin. Aber da die von Margaret Rutherford so glänzend dargebotene Figur ohnehin kaum noch etwas mit jener aus den Romanvorlagen zu tun hatte, ist dies erneut nicht schlimm zu nennen, sondern ganz im Gegenteil positiv. Erneut ist es der konstant gebliebenen, gut eingespielten Crew vor und hinter der Kamera gelungen einen hoch unterhaltsamen Film umzusetzen, dem es vielleicht ein wenig an den wahrlich düsteren Momenten der Vorgänger mangelt, weswegen ich ihn im direkten Vergleich auch ein klein wenig schwächer empfinde, der ansonsten jedoch zu den restlichen zwei Filmen in einem Guss passt.

Erneut wird das musikalische Miss Marple-Thema charmant variiert und lässt den Stammzuschauer direkt vertraut ins Geschehen eintauchen, und Humor, Ermittlungen und Spannungsmomente geben sich erneut gekonnt die Hand. Von seiner Komplexität her ist es eigentlich sogar der interessanteste aller vier Kriminalfälle, der hier erzählt wird, erhält die Handlung doch interessante Wendungen, die tief in der Vergangenheit begraben schienen. Interessante Rahmenfiguren und selbstverständlich auch der im Zentrum stehende Mister Cosgood, bereichern das Mörderraten ebenso wie den Humorgehalt, und selbstverständlich ist auch die deutsche Synchronfassung erneut so geglückt wie in den zwei Filmen zuvor. "Vier Frauen und ein Mord" mag mittlerweile etwas mehr Comiczüge der uns vertrauten Figuren mit ihren Tücken und Macken besitzen, als die diesbezüglich noch eine Spur ernster angegangenen Vorgänger, das zeigt sich zumindest deutlich in der herrlich geglückten Eingangssequenz einer Gerichtsverhandlung, bei der kein Auge trocken bleibt. Der Ernst der eigentlichen Lage bleibt trotzdem stets bestehen.

Auch im weiteren Verlauf gibt es gerade im Humorbereich wahre Höhepunkte zu erleben, so z.B. Marples Vorsprechen auf der Bühne, oft sind sie aber auch in Nebensächlichkeiten versteckt, wie die Konfrontation zwischen dem Kommissar und der esoterischen Schlafwandlerin, der eigentliche Mangel an Schauspieltalent des Theatergruppenleiters Cosgood höchstpersönlich, oder die Begründung warum Miss Marple überhaupt Mitglied der Cosgoodgruppe wird. Das alles sind Sternstunden trockener Komik, die letztendlich aber auch den ernsten Momenten der Geschichte trotzdem noch genügend Raum bescheren sich ebenfalls entfalten zu können. Auch "Murder Most Foul" (Originaltitel) besitzt in seiner leicht schwächeren Form das gekonnte Gleichgewicht aus Spaß und Ernst und wird in seiner Brillanz ebenfalls ein bedeutender Beitrag der britischen Kriminalfilme der 60er Jahre und ist aus diesen Gründen auch innerhalb meiner Filmsammlung ein immer wieder gern geguckter Evergreen, der auch bei der x-ten Sichtung keine Spur von Langeweile aufkommen lässt.  OFDb

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