Die vierte Staffel von "Breaking Bad" ist derart intensiv ausgefallen, dass sie eigentlich das hohe Niveau der dritten Staffel noch toppen könnte. Sie tut es auch an vielen Stellen, auf die Gesamtstaffel gesehen ist der Beginn der Erzählung jedoch ein wenig monoton und zu bekannt ausgefallen, als dass das ansonsten vor Höhepunkten in Sachen Spannung und Dramatik nur so strotzende vierte Jahr der Erfolgsserie tatsächlich mit ihrem Vorgänger mithalten kann. Erkennt man was in dieser etwas schwächeren Phase vorbereitet wird, was sehr versteckt passiert und kaum vorhergesehen werden kann, ist es wichtig, dass Staffel 4 erzählt ist, wie es dies wurde. Deswegen dachte ich nun bei meiner zweiten Sichtung ich würde mit dem Beginn wärmer werden, eingeweiht in die Pläne der Autoren. Aber das war auch diesmal nicht der Fall. Erstsichter sollten sich von den ersten drei Folgen jedoch nicht täuschen lassen, was diesen folgt ist großes Kino im TV, oft Nervenkitzel pur, entfacht durch wahnwitzige Ideen, mit denen man nie gerechnet hätte und durch ein Hochkochen an Problemen an allen Ecken und Enden.
Freilich ist mein Beklagen der ersten Folgen Schimpfen auf hohem Niveau. Immerhin sind auch diese interessant genug erzählt, um nicht einzig aufgrund der Neugier und des Suchtfaktors der Serie dran zu bleiben. Aber Staffel 3 hat nun einmal ein Niveau vorgelebt, dessen Fortführung man sich als treuer Freund der Reihe wünscht, und diesen Wunsch erfüllt der Anfang der Folgestaffel nun einmal nicht. Spannend ist hingegen in ruhigeren Momenten ebenso wie in aufregenderen der Blick hinter die Kulissen von Frings Unternehmen. Selbiges betrifft dessen trickreiches Vorgehen, welches immer wieder offenbart welch raffinierten Gegner Walter tatsächlich hat. Fring und White sind ebenbürtig, keiner darf den anderen unterschätzen. Oft weiß man als Zuschauer ohnehin nicht was man glauben soll, ist Heisenberg doch eine ebenso zwielichtige Gestalt wie der Führer des Drogenimperiums selbst. Und mit Jesse als Figur zwischen den Fronten erleben wir ein Aufwühlen dieser Situation in einer Extreme, in der wir Zuschauer selbst nicht mehr wissen wer hier wen bei was manipuliert, bis wir die Auflösung dessen, mal früher und mal später, vorgesetzt bekommen. Staffel 4 bleibt nicht nur in diesem Punkt nicht vorhersehbar. Besagter Trumpf der bisherigen Serie bleibt es glücklicher Weise auch hier.
Mittlerweile wird mit allen Mitteln gekämpft, überall nagt es an Vertrauen, aus jeder Ecke brodelt Gefahr, selbst aus der Richtung Skyler, die eigentlich bemüht ist die Katastrophe, die sie ihrem Ehemann zu verdanken hat, einzudämmen. Hierfür wird, wie so oft, eine scheinbar ehemalige Figur der Serie wieder überraschend eingebracht, und diese schafft es auf angenehm passive Art für ordentlich Unruhe zu sorgen, so dass nicht gleich jede Figur im "Breaking Bad"-Universum zu irgend etwas Zwielichtigem mutiert. Immerhin ist es weiterhin Trumpf der Serie innerhalb ihrer Aberwitzigen Idee, abgewechselt mit überdrehten und grotesken Comicelementen, stets eine gewisse Authentizität und damit Glaubwürdigkeit der Ereignisse aufrecht zu erhalten. Und dieser Linie bleibt man sich weiterhin treu. Bleibt also nur zu sagen, dass auch die vierte Staffel dieser wundervollen Thriller-Drama-Serie zu den Highlights amerikanischer Fernseherlebnisse zählt und in seinen besten Phasen auch den Höhepunkt von "Breaking Bad" selbst darstellt. Hier wird eine derart großartige Geschichte erzählt, dass es eigentlich schön gewesen wäre, wenn Staffel 4, trotz aller offenen Situationen und Fragen, das Finale gewesen wäre, ist das Schlussszenario theoretisch gesehen doch auch ein toller Schluss für die Serie an sich. Als begeisterter Anhänger dieser bin ich freilich trotzdem glücklich, dass es zu einer (länger ausgefallenen) fünften Staffel kam und auch lang erwartete Konfrontationen in dieser endlich angegangen werden. Allerdings wird es hierbei nie wieder so gut wie in Staffel 4. Aber davon berichte ich ein andermal. OFDb
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