10.04.2019

WAS NICHT PASST, WIRD PASSEND GEMACHT (2002)

Als Peter Thorwarth mit "Bang Boom Bang" einen großen Überraschungserfolg ablieferte, erinnerte er sich zur Fortsetzung seiner Ruhrpott-Trilogie an seinen 1997 abgedrehten Kurzfilm "Was nicht passt, wird passend gemacht" und zauberte aus diesem eine Langfilmversion. Diether Krebs, der im Original den Wiesenkamp mimte, war mittlerweile leider verstorben, also besetzte man dessen herrlich prollige Rolle mit Dietmar Bär, der seinem Vorgänger zwar nicht das Wasser reichen kann, aber ebenfalls eine großartige Leistung ablieferte. Die Raffinesse des Drehbuchs von "Bang Boom Bang" weiß Teil 2 besagter Trilogie nicht vorzuweisen, ganz im Gegenteil kommen seine Wendungen, gerade Richtung Finale, eher etwas künstlich gehalten daher, sich fast etwas episodenartig anfühlend. Hier bemerkt man das künstliche Strecken zum Erreichen einer Spielfilmlänge. Da Situationen und Charaktere allerdings so sympathisch comicartig ausgefallen sind wie im Vorgänger, verzeiht man das dem Film nur all zu gerne, zumal manch schräge Idee gerade erst in der gegen Ende völlig hoch geschwappten Übertreibung so richtig zu wirken weiß.

Was "Was nicht passt, wird passend gemacht" dem an sich besseren auf cool getrimmten Vorgänger voraus hat, ist seine Herzlichkeit innerhalb einer Erzählung, die in Sachen geistreichem Proletenhumor dem eigentlichen Rezept nicht im Wege steht und somit nicht das Ergebnis verwässert. Das liegt an Thorwarths Talent interessante, sich menschlich anfühlende Charaktere zu entwickeln, die einem trotz allerlei unangenehmer Eigenarten dennoch ans Herz wachsen. Er selbst übernahm die Rolle des Philip, was ich für die richtige Entscheidung halte, so kompatibel er mit der einzig wichtigen weiblichen Rolle zu harmonieren weiß und so gut wie er als Autor und Regisseur seine eigenen Figuren versteht. Ralf Richter stand ihm in Sachen Schauspiel beratend zur Seite, so dass es bezüglich seiner Leistung vor der Kamera nichts zu meckern gibt. Der romantische Aspekt weiß zu ergreifen, läuft jedoch nicht als Fremdkörper parallel zum Hauptgeschehen, sondern wird Teil von diesem, und dies, wie erwähnt, ohne dem Restkonzept dabei im Weg zu stehen.

Die Geschichte selbst besteht wieder aus allerhand interessanten und lustigen Wendungen, ist an sich aber schon fast egal zu nennen, so viel Freude wie es macht dem schrullig proletischen Figurenmeer bei ihrem alltäglichen Treiben zuzusehen. In jeder Rolle gut besetzt, wissen die Darsteller das pointenreiche Drehbuch bestens zu unterstützen, welches gelegentlich auch Richtung Bildungsbürger ausschlägt, meist aber aufgrund kenntnisreicher Wiedergabe des Arbeiteralltags und seiner zitierwürdigen Dialoge zu begeistern weiß. Hier darf jeder überagieren, alles andere wäre ein Fehler, und man glaubt in der Mentalität des Streifens wiederzuerkennen, dass Thorwarth bekennender Hallervorden-Fan ist, auch wenn dieser nie solch eine Komödie gedreht hätte. "Camper" Willi Thomczyk überrascht als passende Besetzung, auch wenn er schauspielerisch nicht viel leisten muss, Ralf Richter weiß zu wirken wie immer, Hilmi Sözer wird funktionierend eingesetzt, Alexandra Maria Lara ist ein unglaublich süßer, natürlich wirkender, Glücksgriff, und der leider nur in einer Nebenrolle besetzte Michael Brandner, den ich seit "Club Las Piranjas" immer wieder gerne sichte, brilliert in seiner Rolle, wie man es von ihm gewohnt ist.

Im direkten Vergleich kann "Was nicht passt, wird passend gemacht", trotz des Pluspunktes einer funktionierenden, romantischen Gefühlsebene, nicht an den sich eigentlich kühler anfühlenden "Bang Boom Bang" heran reichen, dafür ist das Drehbuch nicht raffiniert genug ausgefallen. Im Gegensatz zur gleichnamigen Kurzfilm-Vorlage, hat der Langfilm jedoch die Nase deutlich vorne und ist ohnehin aufgrund seiner treffsicheren Komik und seiner hervorragend funktionierenden Figurennähe ein würdiger zweiter Teil der Ruhrpott-Trilogie Thorwarths. Es ist schade dass der Abschluss mit "Goldene Zeiten" völlig anders ausschlägt und auch bei anderer Orientierung bei weitem nicht so gut zu funktionieren weiß wie die beiden kompatiblen Vorgänger. Aber was soll man jammern, wenn einem zuvor doch zwei so wundervolle Komödien vorgesetzt wurden, wie sie in dieser Mentalität auch nur aus Deutschland stammen konnten? Ich gucke beide Filme immer wieder gerne, und demnächst werde ich auch mal Thorwarths erst 2014 nachgereichten "Nicht mein Tag" antesten, auch wenn dieser auf den ersten Blick zunächst einmal eher wie ein zweiter Versuch ausschaut am Erfolg von "Bang Boom Bang" anknüpfen zu wollen. Der hier besprochene Film bekam ein Jahr nach seinem Erscheinen anbei noch eine gleichnamige TV-Serie beschert. Über deren Qualität ist mir allerdings nichts bekannt.  OFDb

2 Kommentare:

  1. Die Figuren sind hier wirklich wunderbar gezeichnet. Ich mochte diese Komödie auch sehr.

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    1. Die Figuren machen schon mehr als die Hälfte am gelungenen Ergebnis hier aus :D

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