Am Anfang war Rambo noch nicht jene unzerstörbare Killermaschine späterer Werke, die seinen Namen zum Wortspiel im Alltagsgebrauch werden ließen. Er war ein guter Soldat, zur Elite ausgebildet, ein harter Hund, dem der Durchschnittssheriff nicht gewappnet war, aber er war ein Mann aus Fleisch und Blut, körperlich und seelisch leidend, und dies war ein Kernpunkt der gar nicht geistlosen Geschichte des Originals. Als Heimkehrer vom Krieg vom Volk nicht gemocht, nirgendwo wirklich hin gehörend, von der Polizei, ohne von seiner Vergangenheit zu wissen, aufgrund seines pennerhaften Auftretens für einen Landstreicher gehalten und grundlos ausgerechnet von jenen Menschen vertrieben und misshandelt, die eigentlich für das Gesetz stehen müssten. In "Rambo" gibt es kein Gut gegen Böse, nur zwielichtige Menschen, die ihre Macht missbrauchen. Die einen missbrauchen ihre Marke und ihren vom Gesetz gegebenen Einfluss und Waffenzugang, der andere jene Fähigkeiten, die ihm antrainiert wurden und zu einem überdurchschnittlichen Überlebenstechniker werden ließen.
Was Rambo widerfahren ist, dessen Großteil wir erst am Schluss dramaturgisch toll dargeboten erfahren, soll uns die Hauptfigur verstehen lassen. Es ist eine eiskalte Abrechnung mit Amerika. Es soll Verständnis entfachen, nicht als Entschuldigung dienen. Rambo ist so wenig im Recht, wie es die Gesetzeshüter sind. Aufgrund eines vom Staat verschuldeten Traumas, entstanden aufgrund der unmenschlichen Erfahrungen im Vietnamkrieg, sieht der Veteran, der ranghöchste Auszeichnungen erhielt, bei einem Übergriff auf seinen Körper und seine Freiheit rot. Es entlud sich, und aus einer entschuldbaren, da psychisch nicht kontrollierten, Kurzschlusshandlung wurde schließlich kalkulierter Krieg, nicht ohne zugegebener Maßen immer wieder den Versuch auf Frieden zu wagen, dies ignoriert von gewaltbereiten und gelangweilten Gesetzeshütern, aber doch nie das Massaker rechtfertigen lassend, welches der Ex-Soldat zum Schluss in der Kleinstadt stattfinden lässt, dabei das Leben von unschuldigen Zivilisten riskierend. Aber auch dies gehört zum Krieg dazu, zur Ausbildung eines Soldaten, ungenannt in den Film eingebettet, von Regierungen und Militärs gern verschönt und verneint, aber trotzdem nun einmal zu jedem Krieg dazu gehörend.
"Rambo" erzählt von einem traumatisierten Mann der rot sieht, von gelangweilten, gewaltbereiten Gesetzeshütern, von einem Amerika welches das erntet, was es selbst gesät hat, und setzt mit Colonel Trautman eine undurchsichtige Figur ins Geschehen. Dies nicht nur, weil der Sheriff nicht einordnen kann auf welcher Seite der einstige Ausbilder Rambos stehen mag, sondern auch aufgrund der eiskalten, militärischen Art seinem ehemaligen Schützling gegenüber. Im Gegensatz zu den Fortsetzungen gibt es da keine Gefühle, lediglich Strategie, und das Zuhören des Leidensweges Rambos. Aber selbst dies lässt den ranghohen Soldaten mimisch kalt. Eine Umarmung erwidert er nur widerwillig und zögernd, einzig die Faszination dessen, was er da gezüchtet hat, vermutet man ab und an in seinem Blick, letztendlich von Rambo jedoch nicht wie einen Menschen sprechend, sondern wie ein Projekt, eine Maschine, die man entwickelt hat. Und wie Trautman so schön äußert: Rambo glaubt in dieser kalten Person einen Familienersatz zu sehen. Er hat schließlich sonst niemanden, wie auch die Eingangssequenz zeigt. Er ist der Letzte seiner Art. Manch einen Überlebenden hat hinterher der Krebs geholt, eingefangen durch die in Vietnam eingesetzten Waffen.
"Rambo" ist auf der einen Seite eine eiskalte Abrechnung mit den Schattenseiten von Krieg, im Falle von Vietnam zudem einem äußerst sinnlosen Krieg, einem vom amerikanischen Volk verachteten Krieg, er ist ein Blick auf das was auf Soldaten nach dem Krieg wartete. Er ist aber auch abseits seiner politischen Seite ein knallharter Action-Thriller, düster und direkt erzählt, ohne lange Umschweife zu wagen, sich schnell hoch schaukelnd und toll inszeniert von Regieroutinier Ted Kotcheff, der zur Entstehungszeit von "First Blood" (Originaltitel) bereits 26 Jahre in diesem Beruf tätig war. Sylvester Stallone war schon Jahre vorher durch "Rocky" berühmt geworden und schrieb mit zwei weiteren Autoren am Drehbuch mit, welches auf einem Roman basiert. Weder intellektuell noch stumpfsinnig kommt dieser Film daher, genau das richtige Gleichgewicht aus Reflexion und Unterhaltungswert bildend, so dass das Ergebnis auch deswegen noch immer ein lohnender Klassiker ist, den man als Cineast einmal gesehen haben sollte. OFDb
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