02.06.2019

RAMBO 3 (1988)

Mag Rambo auch bluten, er bewegt sich weiterhin wie unverwundet. Mag er auch erwähnen Schmerz nicht derart ignorieren zu können, wie es ihm eigentlich beigebracht wurde, er lässt sich dies zu kaum einem Zeitpunkt anmerken. Mag Rambo auch körperlich leiden, nur wenige Sekunden darauf ist er wieder voll einsatzbereit. Mag ihm auch eine Armee Rebellen den Rücken stärken, er hätte sie nicht nötig. Rambo trifft alles, ist die stählerne Kampfmaschine einzig durch seine antrainierten Muskeln, und er kann nicht nur perfekt und zielgenau schießen, er beherrscht auch den Stockkampf, Kampfmethode mit den eigenen Fäusten und hat freilich auch wieder sein Messer mit am Start. Als Freund der Unterdrückten und fremder Kulturen nimmt er auch an einem afghanischen Sport teil, freilich siegend. Und einen trockenen Spruch auf den Lippen hat er selbst dann noch drauf, wenn er dem möglichen Tod eiskalt ins Auge blickt. Gäbe es Raum dafür dies zu zeigen, Rambo könnte sicher auch singen und tanzen, er ist ein Alleskönner, längst kein Mensch mehr und unterscheidet sich von Gott nur insofern, als dass dieser Gnade kennt, Rambo nicht.

Das diesmal ohne die Mithilfe von James Cameron geschriebene Drehbuch von Sylvester Stallone (diesmal zusammen mit Sheldon Lettich verfasst) versucht auf der einen Seite die stumpfe Charakterisierung Rambos, der als Paradebeispiel der Hirnlos-Actionfigur mit seinem Namen zum Wortspiel im sprachlichen Allgemeingebrauch geworden ist, mit manch oben genannten Beispielen zu durchbrechen, alles andere Präsentierte bestätigt jedoch wiederum all die Vorurteile. Rambo ist längst nicht mehr die tragische Figur von einst. Mag er den Krieg auch satt haben, er ist nur noch eine Kampfmaschine, angetrieben durch den Motor Freundschaft und Solidarität. Dementsprechend benötigt er auch keine wirkliche Handlung mehr, die Geschichte von "Rambo 3" ist arg dünn gehalten. Und diesmal wäre auch eine Mitfinanzierung des US-Militärs möglich gewesen, denn kritische Worte gegenüber dem eigenen Land, dessen Regierung und dessen Militär fallen nicht mehr. Nun sind nur noch die anderen böse, die Unterdrückten dankbar, und die Gegner trotz ihrer überragenden Bewaffnung und Abschottung nicht in der Lage irgend etwas erfolgreich gegen den Supersoldaten auszurichten.

In dieser ironiefreien Umsetzung kann ich jeden verstehen, dem das stumpfe Treiben des Streifens missfällt oder zur unfreiwilligen Komik einlädt. Allerdings muss ich gestehen den hier präsentierten Unfug gut inszeniert empfunden zu haben. Die Geschichte ist rasant und packend erzählt, die Action lässt einem kaum Atempausen, gleichzeitig wurde der Spannungsbogen nicht vernachlässigt, so dass einen die endlosen Kämpfe, Explosionen und Schießereien nicht gleichgültig lassen. Das Einsetzen einer Kinderrolle, eine Methode die zu dieser Zeit zum Standard wurde, wird glücklicher Weise auf ein Minimum reduziert, so dass der Knabe kaum die Chance bekommt zu nerven. Und die staubige Location, in Kombination mit den Höhlenaufnahmen, sind eine willkommene Abwechslung zum ebenfalls glaubwürdig gewählten Drehort in den Wäldern aus "Rambo 2". "Rambo 3" ist Nonsens, patriotisch, sowie den Freiheitskämpfern Afghanistans gewidmet und dabei den Krieg nicht ansatzweise realistisch nachzeichnend, wie es sich mit derartigem Anliegen gehören würde, um nicht heuchlerisch zu wirken. In seinem packenden, spannenden und wuchtigem Gewand gefällt mir dieses Stück Blödsinn jedoch überraschend gut. Wer sich nicht politisch verärgern lässt, kann hier geistfreie Unterhaltung genießen. Für ordentlich Kurzweile und Schauwerte ist gesorgt. Frei von unfreiwilliger Komik funktioniert Peter MacDonalds Debütfilm jedoch freilich nicht.  OFDb

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