Wenn man einmal "Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" gesehen hat, kann man kaum glauben, dass es den Autoren und Regisseuren dieses Streifens 8 Jahre später gelingen sollte eine noch bessere Komödie auf die Beine zu stellen. Aber was soll man sagen? Gagquote allein ist nun einmal nicht alles, und "Die nackte Kanone" schafft das, woran es der Flugzeugkatastrophen-Parodie fehlte: sie läuft wesentlich runder, ist nicht so episodenhaft ausgefallen und fühlt sich somit mehr wie ein gut geöltes Ganzes an. Als Zugeständnis hierfür ist man glücklicher Weise nicht in den Mainstream eingetaucht, "The Naked Gun" (Originaltitel) ist ein sich echt anfühlendes Werk des Zucker/Abraham/Zucker-Teams, ohne Eingeständnisse, diesmal allerdings jedoch David Zucker die Regie allein überlassend. Verglichen mit ihren anderen Werken dieser Art ("Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone" sollte sich komödiantisch anders orientieren) fällt auf, dass man weitestgehendst darauf verzichtete Filme direkt zu parodieren. Von ein paar Ausnahmen abgesehen, parodiert "Die nackte Kanone" das Genre des Polizeifilms ganz allgemein. Der Grund dafür könnte in der Vorlage liegen, setzt der Film doch die Abenteuer von Frank Drebbin fort, der als Polizist in der TV-Serie "Police Squad" für allerhand Chaos sorgte.
Die Serie wurde nach nur sechs Folgen schnell eingestellt. Und der Kinofilm kommt sechs Jahre später mit stark veränderter Besetzung daher. Stars hatte man sich eingekauft. George Kennedy übernahm die Rolle des Captains, O.J. Simpson wurde der neue Nordberg, und in einer neu eingebrachten Rolle konnte man Priscilla Presley als Darstellerin der Jane gewinnen, an namhaften Gesichtern mangelt es nicht. Weitere, wie Sexualexpertin Dr. Joyce Brothers, tauchen in kurzen Gastauftritten auf. Meiner Meinung nach wurde "Police Squad" seinerzeit zu recht abgesetzt. Nicht nur dass mit dem Konzept kein Massenpublikum zu gewinnen war (was schließlich kein Grund für ein Beenden wäre), trotz vieler guter Gags, von denen auch einige ihre Wege in die drei Kinofilme Drebbins gefunden haben, kam die Serie sehr trocken und ungelenk daher, zu sehr im drögen 70er Jahre-Stil badend, als dass es gut für jene Art Komik gewesen wäre. "Die nackte Kanone" lässt davon nichts mehr erkennen. Der Film läuft wie erwähnt rund, gönnt sich nie eine Atempause, schaut sich umwerfend komisch und flott zugleich und wird dabei trotz unglaublich flacher Witze nie plump oder zu oberflächlich. Der Film ist mit viel Herzblut umgesetzt, und das sieht man nicht nur den hervorragend wirkenden Mimen an, bereits das Drehbuch ist ein Fest brillanter Einfälle, und kaum ein Moment ruht sich auf einer einzigen Humoridee aus.
Komik wird hier zelebriert. Verschiedene Humorrichtungen, meist gern die alberne Variante, beherrschen den Bildschirm. Eine jede Mimik fließt mit ein, versteckte Hintergrund-Gags, Set-Designs, Masken, und so ziemlich jeder Witz bekommt einen erweiterten angehangen, oder besteht von Anfang an aus gleich mehreren Lachern. Auch die Regie erweist sich hier als äußerst gekonnt. Man mag es kaum glauben, aber man kann sich hier tatsächlich darüber halb tot lachen, dabei zuzusehen wie jemand die Treppe herunter fällt. Die Umsetzung macht es aus, bestehend aus kleinsten Faktoren, die am Ende eine solch simple Idee so unglaublich komisch werden lassen. Zumal der Humor die oberste Liga an Albernheiten darstellt, z.B. dann wenn ein Mordanschlag als solcher nicht begriffen wird, und man stattdessen den Gegenüber korrigiert, er möge nicht schießen während er redet. Oder wenn eine Taschenkontrolle in die falsche Tasche greift und es zu einer persönlichen Reaktion eines der Beamten kommt.
Es sind oft die kleinen Witzchen, die unglaublich zu ziehen wissen, aber auch groß geplante Szenarien, wie das endlose, angebliche Ableben Nordbergs, oder die Autoverfolgungsjagd mit einer Fahrschülerin am Steuer. Off-Kommentare, Running Gags und das unsensible Verhalten der Hauptfigur tun ihr übriges, um aus "The Naked Gun: Fom the Files of Police Squad" (Alternativtitel) jene genial funktionierende Komödie zumachen, die sie geworden ist. Misslungene Witzchen gibt es kaum, alles greift gekonnt ineinander über, genau so muss eine Komödie aussehen, die immer wieder zum laut Loslachen animiert, selbst bei der x-ten Sichtung. Und es vergeht kaum ein Moment, indem nicht erneut ein weiterer Witz mit seiner Attacke auf die Lachmuskeln wartet. Etwas Besseres hat es in diesem speziellen Komödienbereich bislang nicht gegeben, zumal man es geschafft hat, die Gagparade nicht zu unterkühlt stattfinden zu lassen. Die Figuren fühlen sich trotz ihrer Comicpräsenz relativ echt an, die Dramaturgie verleiht ihnen Seele, obwohl sie tief im Klischee badet, um herzhaft über tragische Kino-Standards herzuziehen. Und der trockene Grundton des Hauptcharakters verleiht der Figur des versteiften Drebbins ein Humorpotential, das seinesgleichen sucht und ihr somit hilft einen großen Teil des Films zu stemmen. OFDb
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