07.08.2019

GRADUATION DAY (1981)

"Graduation Day" ist einer dieser Filme die ich mag, ohne zu wissen warum eigentlich. Früher fand ich ihn unglaublich langweilig, aber das war in meiner ignoranten vorverurteilenden Zeit, in welcher ein Film ein gewisses Muster besitzen musste, um meine Erwartungen zu erfüllen. Mittlerweile schaue ich eher was ein Film von mir erwartet, und das ist in Herb Freeds Werk nicht viel, will "Graduation Day" doch einfach nur ein simpler Slasher sein, wie er zur Entstehungszeit gerade reihenweise produziert wurde. Wie viele seiner Vorbilder ("Freitag der 13.", "Halloween", "Blutiger Valentinstag") setzt der Titel bereits einen besonderen Tag ins Zentrum, etwas das bei näherer Betrachtung der Handlung nicht nötig gewesen wäre, sich aber immer gut verkauft. Der Grund, warum ich innerlich mit einem Werk hadere, welches aus dem von mir geliebten Bereich des Slasher-Horrors stammt, ist die komplette Inkompetenz, welche der Film eigentlich pausenlos offenbart, ohne dass ich ihn deswegen rein eines Trash-Feelings her mögen würde. Ich finde er strahlt einen gewissen naiven Charme aus, und gelacht habe ich über seine Unsinnigkeiten eigentlich nie.

Und die sind tatsächlich nicht zu ignorieren, begonnen mit einer Schülerin, die an einer Hirnblutung starb, weswegen nun jeder sauer auf irgendwen ist, hauptsächlich auf den Trainer, so als könne man diese Todesart bewusst, bösartig oder versehentlich herbei rufen, so dass irgendwen Fremdes die Schuld am Tod des Mädchens treffen würde. Zudem gehört die Besetzung zu den ältesten Semestern, die wohl je Teenager verkörpern mussten, das geht noch weit über das hinaus, was da üblicherweise unglaubwürdig gecastet wird. Auch scheint nie irgendwer irgendwen Ermordetes zu vermissen, was aber immerhin ein Element ist, auf welches der manchmal leicht humorvoll ausgefallene Streifen, später zu sprechen kommt, um damit einen bestimmten Charakter in seiner augenzwinkernden Art zu bereichern. Sinn macht das freilich trotzdem nicht, aber in diesem Falle wurde Unsinn für eine unsinnige Spielerei verwendet, eine Herangehensweise die Sympathie besitzt. Würde dies auf den Großteil des Erzählten zutreffen, hätte ich eine Antwort auf die Frage gefunden, warum ich den Film mag, aber dieses Beispiel bildet eine Ausnahme im Restgeschehen. So ist z.B. immer wieder interessant zu beobachten, wie Dinge aus einer Phase des Streifens in einer anderen nicht mehr beachtet werden. So warnt die Heldin der Geschichte, die für eine solche herzlich wenig im Zentrum steht, ihren versoffenen Vater zu Beginn davor sie nicht anzurühren, sie hätte so einiges beim Militär gelernt. Im Finale benimmt sie sich wie ein wehrloses, kleines Mädchen, das nicht in der Lage ist in Gefahrensituationen entsprechend zu reagieren.

Aber so pingelig muss man gar nicht hingucken, um die ersten Unsinnigkeiten zu sichten. Und wie es sich für einen theoretisch ungelenk angegangenen Film gehört, verpasst er zudem die Zeichen seiner Zeit. Dass Anfang der 80er Jahre sich noch viele Werke wie aus den Tiefen der 70er Jahre anschauen, ist keine Seltenheit, selten wurde das neue Jahrzehnt aber derart penetrant ignoriert wie hier, sind es doch nicht nur Frisuren und Kleidung, die längst überholt wirken, auch Aktivitäten, wie das Teilnehmen an einer Rollschuhdisco, verweisen das Werk auf sein Flair von gestern bereits zur Entstehungszeit. Dass in einer solch wackelig angegangenen Chose weder das Mörderraten ernsthaft funktioniert (es kommen trotz krampfhaftem Verdächtigwerdenlassens einer jeden Person eigentlich nur zwei Leute tatsächlich in Frage, von welcher es schließlich die wahrscheinlichste ist), noch sind die Schauspieler auch nur ansatzweise hochkrarätig besetzt. Deren verkrampftes Spiel (in oft merkwürdiger Besetzung) erreicht seinen erbärmlichen Höhepunkt in kurzen Raufereien, in welchen es keine halbwegs anständige Kampfchorerographie gab, alles eine Spur zu langsam abläuft und dementsprechend keinerlei Glaubwürdigkeit aufkommt. Die besitzt "Graduation Day - 7 Tage zur Ewigkeit" (Alternativtitel) aber ohnehin nicht und damit auch nicht in der psychologischen Begründung des Täters. Der hätte sympathisch getrickst davon kommen können, hätte Herb Freed, der auch "Jenseits des Bösen" inszenierte, die Chance für einen bösen Schluss genutzt. Stattdessen wird ein unnötiger echter Schluss angehangen, der noch einiges an Laufzeit in Anspruch nimmt. Aber auch den mag ich, und wie beim Rest des Streifens ist es mir schleierhaft warum, zumal "Graduation Day" auch keinen funktionierenden Spannungsbogen besitzt. Trotz alledem fand ich ihn charmant tolpatschig erzählt, teilweise auch aufgrund seiner extremst konservativen Luft die er aus allen Poren atmet, und manche Tötungsszene ist stimmig, wenn auch durchschaubar getrickst, umgesetzt. Man muss nicht immer verstehen, warum man mit einem Film sympathisiert. Empfehlen kann ich ihn freilich nicht.  OFDb

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