Als mit "28 Days Later" und "Dawn of the Dead" eine neue Zombiewelle im Kino losgetreten wurde, da kehrte auch der Schöpfer der Kreaturen, George A. Romero, zurück, besann sich im Gegensatz zu den Konkurrenzprodukten wieder auf die unheimlichen schleichenden Toten und servierte uns mit "Land of the Dead" den vierten Teil von "Die Nacht der lebenden Toten". Wie schon in den Vorgängern, wird das Jahrzehnt der ersten Teile nicht beachtet, man orientiert sich am Jetzt, ansonsten geht Romero wie immer einen Schritt weiter. Erfuhren wir in dem 20 Jahre zurückliegenden "Zombie 2", dass Zombies lernfähig sind, so geht der Schöpfer dieser Reihe nun einen Schritt weiter und lässt die Untoten Werkzeuge benutzen, zeigt uns, dass sie sich durchaus organisieren können und Beobachtetes nachahmen können. Ich weiß noch wie enttäuscht ich beim Erscheinen von "Land of the Dead" war, fand ich ihn doch bereits in seinen ersten Denkansätzen undurchdacht und überhaupt nicht kompatibel mit den Geschehnissen der Vorgänger. Nachdem ich den Film kürzlich erneut gesichtet habe, war ich vollkommen überrascht was für ein tolles Werk Romero noch einmal gelungen ist. Sicherlich ist es nicht frei von Fehlern und meiner Meinung nach auch der schwächste Teil der Reihe, aber mittlerweile empfinde ich ihn als tatsächlich gelungen, vielleicht auch weil ich ihn nicht mehr nur mit Werken der ersten Zombiefilmwelle vergleiche, sondern jetzt auch einen Blick auf das werfen konnte, was danach kam. Da waren immerhin einige Produkte dabei, die einem den Blick erweiterten was innerhalb einer lang andauernden Zombiewelle möglich sein kann, was einem zuvor bei beschränkter Wahrnehmung unmöglich erschien.
Da "Land of the Dead" nie verrät wie lang die Epidemie bereits um sich greift, kommt sein Aufhänger gar nicht so weit hergeholt daher, wie ich ihn einst empfunden habe. Da existiert eine Stadt, die wieder Strom, Benzin, eine Armee und Waffen besitzt, Menschen haben sich organisieren können, um sich gemeinsam vor der grausamen Außenwelt zu schützen, und scheinbar sind seit dem einige Jahre vergangen, denn immer mehr unterschätzt man die Gefahr, die von den Zombies ausgeht. Romero gibt viel von dem vor, an dem sich "The Walking Dead" seit der sechsten Staffel bedient, erneut beweist er innerhalb seines Themas Weitsicht. Zudem zeigt er uns mit dem Zelebrieren scheinbar nebensächlicher Prozesse, dass er noch immer die Detailfreude und den Spannungsmoment eines "Zombie" beherrscht, so wie dort sowohl die Hauptgeschichte betreffend, als auch solch hervorragende Momente, wie jenen an der Brücke. Zudem weiß Romero noch immer gekonnt mit Wendungen und Ekelszenen zu schocken, weiß in welchem Grade das Einbringen Letztgenannter für einen Film förderlich ist und vernachlässigt dort wie anderswo nicht den kreativen Aspekt. "Land of the Dead" ist angereichert mit vielen originellen Ideen, die meist im Hintergrund zu entdecken sind, inklusive einer liebevollen, aber gut versteckten Hommage an "Shaun of the Dead", die ich ohne das Lesen des Abspanns wohl nie entdeckt hätte. Und einer Wiederkehr des von Tom Savini verkörperten Rockers aus Teil 2 gibt es auch ganz nebenbei mitzuerleben.
Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt. Die finale Entscheidung die Zombies betreffend ergibt auch in ihrem intelligenteren Zusammenleben keinen Sinn, frisch Verstorbene werden ebenso intelligenter wie jene Zombies, die diesen Zustand schon lange besitzen und bei denen dies dementsprechend Sinn ergibt, und warum in der neu aufgebauten Stadt erneut Geld einen Wert besitzen soll, ist auch nicht wirklich nachvollziehbar. Auch ist der Fortschritt der Intelligentserlangung zu rasant gesetzt, was aber auch daran liegt, dass "Land of the Dead" in nur wenigen Stunden spielt, und so gekonnt wie das Drehbuch uns die restlichen Hintergründe, Ereignisse und Charakterzeichnungen in solch kurzem Zeitraum serviert, verzeiht man dieses Makel gerne. Eine gut besetzte Zuschauerriege, inklusive eines interessanten Staraufgebots mit Dennis Hopper und Asia Argento, machen den eh und je gesellschaftskritischen Umgang dieser Thematik Romeros zu einem glatt laufenden, kurzweiligen und noch immer hintersinnigen Stück Film, der tatsächlich kompatibel mit den drei Vorgängern ist. Manche Fehler in der Logik verzeiht man gern, Klischees ebenso, da sie sich toll in die Geschichte integrieren und "Land of the Dead" mit seinem zwei Schichten-Modell zumindest nicht moralisch daher kommt. Jede Figur, egal in welcher Position, handelt innerhalb des ihr angedichteten Charakters nachvollziehbar, Gut und Böse existiert meist in einer Person, in all diesen Bereichen guckt sich der Streifen überraschend unamerikanisch. Nach dem Erfolg des hier besprochenen Filmes entschied sich Romero mit "Diary of the Dead" keine Fortsetzung zu drehen, sondern einen alternativen Anfang der Epidemie zu Teil 1. Das war sicherlich keine gute Entscheidung, andererseits fröstelt mich die Vorstellung, was er nach den Erkenntnissen von "Land of the Dead" wohl im nächsten Film aus dem Zombies gemacht hätte. Ich glaube es ist somit gut, dass die Reihe chronologisch gesehen mit Teil 4 ihr Ende fand, bevor sie zu unsinnig geworden wäre. OFDb
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