Nimmt man die "Saw"-Reihe nicht zu ernst, kann man kurzweilig mit ihr unterhalten werden, sofern man einen starken Magen besitzt. Im Vergleich ist Teil 6 in seinen Brutalitäten, ebenso wie Teil 5, nicht mehr ganz so extrem ausgefallen wie die Teile 3 und 4, aber freilich geht es für Fremde im Genre noch immer hart zu. Die werden sich aber ohnehin nur per Zufall in "Saw 6" verlaufen, nur Fans der Reihe bleiben bis Teil 6 einer umstrittenen, etwas selbstgerecht ausfallenden, Horrorfilm-Reihe dran. Langweilig wird auch die fünfte Fortsetzung nie, das muss man den Verantwortlichen lassen, sollte man doch meinen ein ewiges Variieren des bereits bekannten Erzählmusters könnte keinen mehr hinter den Ofen hervor locken. Aber Teil 6 besitzt zwei Stärken, die ihn durchaus interessant bleiben lassen. Das ist zum einen der Widerspruch zwischen dem emotionalen Zugang zur Rolle, die um ihr Überleben kämpft, obwohl man sie als berechtigten Kandidaten betrachtet, so viel Übel wie sie über Menschen bringt und bezogen darauf, dass diese Verbrechen tatsächlich real und legal begangen werden. Zum anderen ist es der Pluspunkt der "Saw"-Reihe im allgemeinen, dass alles im direkten Zusammenhang zueinander steht und sich Neues über bereits bekannte Ereignisse erklärt, die mit neuen Informationen neue Perspektiven erhalten.
Es ist kaum zu glauben, dass man diese Struktur nach bereits 5 Teilen erneut einbezogen bekommt, allerdings ist das Drehbuch von Kevin Greuters erster von insgesamt zwei Regie-Arbeiten innerhalb der Reihe schlicht gestrickt, so dass es nicht all zu schwer ist das Prinzip beizubehalten. Letztendlich konzentriert sich der Hauptteil des Streifens auf das über mehrere Stationen stattfindende Spiel, welches Greuter flott zu inszenieren weiß. Das Tempo ist recht hoch, die Identifikation mit den Figuren so knapp wie möglich gehalten, aber dennoch vorhanden, die Entscheidungen vor denen Easton steht mitempfindbar gestaltet, im Gegenzug zu den Fallen, die weiterhin derart überkonstruiert sind, dass ihr Effekt zu theoretisch ist, als dass man vor dem Bildschirm den Schmerz und die Angst nachvollziehen könnte. Betrachtet man "Saw 6" wie einen blutigen Comicstrip, weiß er zu funktionieren. Denn dann ist es egal wie realistisch alles Dargebotene tatsächlich anmutet, ein Blickwinkel, bei dem der Film nur verlieren könnte, sei es durch die unwahrscheinlichen Bluttaten, welche die Opfer begehen, oder der alles durchkalkulierende Weitblick eines Mannes, der längst gestorben ist. Auch der stets mit einfließende Moralanteil der Geschichte weht längst nicht mehr negativ mit, da er ohnehin nur noch dem Charakter Jigsaws zugeordnet wird und nicht der kompletten Filmmentalität. Von daher gilt: je unverkrampfter man sich dem blutigen und flotten Treiben des Filmes nähern kann, umso besser weiß er fern der Realität und fern von hohem Anspruch zu funktionieren. Und in diesem Zustand angekommen darf man zudem erkennen, dass er als simpler Unterhaltungsfilm nicht gerade unclever ausgefallen ist. OFDb
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