Der Versuch die Reihe mit "Leatherface - The Texas Chainsaw Massacre 3" wieder in die klassische Richtung des ersten Teils zu führen, scheiterte zwar seinerzeit, dennoch versucht man selbiges in gewisser Weise auch in der dritten Fortsetzung, die sich in manchen Sequenzen wie eine schlechte Neuverfilmung des Originalfilms von Tobe Hooper guckt. Dem stand damals Kim Henkel entscheidend zur Seite, der diesmal für das Buch und die Regie komplett allein zuständig ist. Und ganz ehrlich: etwas mehr zugetraut hätte ich ihm bei dem tollen Ergebnis von "Blutgericht in Texas" schon. Doch sein Debüt als Regisseur sollte auch sein letzter selbst inszenierter Streifen bleiben, und für die Reihe bedeutete es das Aus, bevor sie mit "Texas Chainsaw Massacre" erst im Jahr 2003 mit einer Neuverfilmung wieder reanimiert wurde. Erst im Jahr 2013 kam es zu einer vierten Fortsetzung der Original-Reihe, mit dem neutralen Namen "Texas Chainsaw", die meiner Meinung nach zu den besten Filmen der Reihe gehört. Henkels verkrampfter Versuch der Reihe frischen Kult zu bescheren, scheiterte jedoch völlig zu recht.
Da muss man nicht erst bei den entscheidenden Fehlern in der Hauptgeschichte ansetzen. Das Desaster beginnt bereits mit dem Einstieg ins Geschehen, der uns auf völlig sinnlose Weise eine Zusammenführung der Teenager präsentiert und ein ebenso unsinniges Verfangen in den Tiefen Texas, nach einer Fahrt, die sich wie ein kurzer Ausflug durch die Heimat angefühlt hat. Es ist nun wahrlich nicht schwer eine simple Vorgeschichte zu schreiben, die für geringe Horrorerwartungen funktioniert, dementsprechend braucht es nicht verwundern, dass "Texas Chainsaw Massacre - The Next Generation" (Alternativtitel) danach, wenn mehr Raffinesse gefragt ist, nicht viel besser wird. Konnte Teil 3 mit recht schlichter neuer Charakterzeichnung innerhalb der psychopathischen Kannibalenfamilie trumpfen, so ist man diesmal doch arg verkrampft um bizarre Personen bemüht. Ein ewig Zitierender nervt, anstatt zu reizen, und die attraktive, scheinbar normal tickende, Frau der Truppe darf als dominante und dennoch unterdrückte Bitch mit ihren Reizen spielen, interessant wird sie dadurch jedoch trotzdem nicht, auch nicht durch ihr loses Mundwerk. Der Anführer der Familie besitzt zwar ein per Fernbedienung mechanisches Bein, was einen gewissen Reiz gerade Richtung Finale versprüht, nervt aber mit endlosen Monologen in dem zu dominant bereit gestellten Raum, den man seiner Figur innerhalb der Geschichte gewährt.
Durch ihn verkommt Leatherface etwas zu extrem zur Randfigur, was ein wenig schade ist, da dieser diesmal, entsprechend seiner Leidenschaft sich mit den Gesichtern seiner weiblichen Opfer zu kleiden, extrem tuntig präsentiert wird, was dem Ganzen einen interessanten Ansatz hätte geben können. Anstatt aber damit eine andere Mystik der Figur entstehen zu lassen, wird aus dem stummen Killer bei seinen Kettensägen-Attacken jedoch eine hysterisch schreiende Diva, was jede Verfolgungsjagd zu einer unangenehmen Prozedur macht, anstatt, wie in den Vorgängern, zu den Highlights des Filmes. Wer glaubt, das sei der Bemühungen an schlecht geratenen Besonderheiten noch nicht genug, der wird sich um so mehr über die nicht gerade nur angedeutete Chose bezüglich Außerirdischer wundern, in deren Auftrag der Kopf der Familie zu handeln scheint. Einen wirklichen Einblick gewährt man uns da nicht, es wird lediglich in diese Richtung spekuliert, bevor man gegen Ende etwas Bizarres sichten darf, was diese Vermutungen bestätigen könnte. Seit dem Fremd-Kult, der in "Halloween 5" mit Michael Myers zu tun hat, sowie dessen Vertiefung in "Halloween 6" (der zugegebener Maßen erst ein Jahr nach dem hier besprochenen Film entstand), hat es nicht mehr eine derartige Fehlentscheidung um die Hintergründe der Aggressoren einer klassischen Horrorfilm-Reihen gegeben wie hier.
Ein zu künstlich nebeliger und beleuchteter Wald schließt sich optisch den inhaltlichen und darstellerischen Fehlern an, so dass man sich wundern darf, dass diese Hohlbrot-Version einer in Teil 1 und 3 funktionierenden Reihe trotzdem noch bei weit herunter geschraubten Erwartungen als halbwegs okay durchgehen kann, anstatt komplett zu scheitern. Vielleicht liegt es am Restreiz der immer wieder erzählten Geschichte, vielleicht auch am Wiederseh-Charakter eingetretener Pfade trotz ausgetauschter Mimen und Rollen. Zumindest bleibt Teil 4 trotz aller Fehler meiner Meinung nach noch ein guckbarer, wenn auch nicht gerade reizvoller, Genre-Beitrag im Gegensatz zu manch langweiligem No Name-Produkt, das sich an Hoopers Film orientiert. Mit Renée Zellweger und Matthew McConaughey sind zudem zwei Prominente mit an Bord, nur wenige Jahre bevor sie zu Stars wurden. Das sorgt für manch einen Cineasten sicher für einen zusätzlichen Sehwert, auch wenn das gar nicht positiv auffallende Spiel beider keine versteckten Qualitäten aufblitzen lässt. Letztendlich kann man sich diesen großteils vergeigten Teil der Reihe eigentlich locker sparen, zumal auf ihn in der spät nachgereichten Fortsetzung aus den 10er Jahren kein Bezug mehr genommen wird. Verständlich! OFDb
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