20.07.2020

BRENNEN MUSS SALEM (1979)

"Brennen muss Salem" ist nach "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" die zweite Verfilmung nach einem Buch von Stephen King. Der drei Jahre später erschienene Horrorfilm ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger jedoch eine TV-Produktion, die in der ungekürzten Fassung drei Stunden geht. Mag der Streifen meiner Meinung nach auch nicht wirklich geglückt sein, so sei doch trotzdem zu dieser, anstatt zur oftmals nur als 102-Minüter erhältlichen Version geraten, ist der Trumpf des Streifens doch seine Langsamkeit, die alles stimmig vorbereitet. Auch wenn man dem Produkt seine Fernseh-Herkunft ansieht, so ist er zunächst doch recht ordentlich ausgefallen, weiß einen für seine Figuren zu interessieren und auf nüchtern trockene, besagte langsame Art eine bedrohliche Stimmung aufzubauen. Kings Geschichte serviert die Vampir-Thematik sehr klassisch, aber nicht altbacken. Angereichert mit unheimlichen Elementen, wie der wandernden Kiste oder der Eiseskälte, welche diese ausstrahlt, lebt "Salem's Lot" (Originaltitel) von diesem urigen Zustand. Moderne Leute treffen auf ein klassisches Gruselszenario, das weiß zu gefallen.

Leider bleibt "Schrecken im Marsten Haus" (Alternativtitel) nicht so stimmig, wie er beginnt, aber es dauert lange Zeit bis sich eine gewisse Ernüchterung in das doch zu routiniert ausgefallene Szenario einschleicht. Je konkreter die Geschichte ihr Unheil thematisiert, desto mehr geht die zuvor gut funktionierende Mystik verloren, welche die eher typischen Elemente der Geschichte aufwertete. Je bewusster den Protagonisten die Gefahr wird, desto austauschbarer wird der Plot, dem es mit der Zeit an einem gut funktionierenden Spannungsbogen mangelt. Schuld daran ist auch der so gar nicht gruselig aussehende Obervampir und die etwas arg lächerlich anmutenden Kindervampire. Erstgenannter weiß mein Monsterfilm-Herz höher schlagen zu lassen, aber eben aus Retro-Charme, nicht weil er Schrecken und Grusel verbreiten könnte. Es ist aber auch eine gewisse Lückenhaftigkeit zu dominierend vorhanden, welche "Blood Thirst" (Alternativtitel) trotz seiner Überlänge besitzt. Anstatt diese zu nutzen um derartiges zu verhindern, liefert der Film stattdessen sprunghafte Erkenntnisse, eine wenig überzeugende Zusammenkunft der zunächst einzeln tätigen Eingeweihten, sowie Ungereimtheiten, gerade im gar nicht unspannend ausgefallenem Finale.

Regisseur Tobe Hooper hält genug Tricks und Methoden bereit, um den ursprünglich als Miniserie konzipierten Film nicht komplett zu ruinieren und den Zuschauer halbwegs bei Laune zu halten. Man hat aber schon deutlich bessere Arbeiten des späteren "Poltergeist"-Regisseurs gesehen, der einst mit "Kettensägenmassaker" das Terror-Kino der 70er Jahre mitbegründete. Es ist aber ohnehin eher die Schuld des inkonsequenten Drehbuchs, welches den Film schwächer werden lässt, als er eigentlich hätte ausfallen können, vielleicht auch die der Buchvorlage. Ich kann es nicht beurteilen, da ich diese nicht gelesen habe. Aber wie kann man bitte den Aspekt, dass der Junge, der später zum Vampirjäger und -gejagten wird, ein bekennender Monster-Fan ist, so gar nicht für die Erkenntnisse des Übernatürlichen und die Konsequenzen daraus nutzen? Gerade in den 80er Jahren haben viele Filme aus diesem Element einen nützlichen Vorteil gezogen, während der Junge in "Brennen muss Salem" sich ebenso für Briefmarken hätte interessieren können. Das Haus, welches sich stimmig eingefangen bedrohlich über die komplette Stadt hebt, erinnert in dieser dominierenden, erhöhten Position sicherlich nicht zufällig an jenes aus "Psycho", welcher in einer Szene melodisch gar geehrt wird, wenn auch, unerklärlicher Weise nicht in einem Moment, in welchem es um das Haus geht. Zudem erinnert die historische Geschichte des Gebäudes stark an "Bis das Blut gefriert". Umgekehrt wurde Hoopers Film, der 2004 deutlich besser als "Salem's Lot - Brennen muss Salem" neu verfilmt wurde, in "Fright Night" geehrt, was man an der Innenarchitektur des jeweiligen Hauses beider Obervampire erkennt. Dass "Brennen muss Salem" an sich jedoch selten erwähnt wird, wenn es um das Thema Stephen King-Verfilmungen geht, braucht in seiner lediglich schlichten Mittelmäßigkeit, die er erreicht, nicht verwundern.  OFDb

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