28.08.2020

DIE STUNDE DES WOLFS (1972)

Seit den 40er Jahren für das TV tätig, ist Regisseur Daniel Petrie eher jemand, der Auftragsarbeiten erledigt. Mag er mit "Cocoon 2" in der Ausnahme auch einmal etwas Nennenswerte(re)s geschaffen haben, so kommt sein "Die Stunde des Wolfs" so unauffällig daher, wie Petries komplette Karriere. Der Werwolf-Film, der trotz seiner offensichtlichen Orientierung diesbezüglich einer zu sein ständig ein Rätsel um die Geschehnisse macht, für die später ein Werwolf enttarnt wird, ist ein biederes Stück Fernsehkost, das sich kaum dem Horror-Fan zuwendet, sondern vielmehr dem konservativem Amerikaner und seinem heilen, stolzen Weltbild. Sein Krimi-Szenario in zahmen Horrorton beherbergt eine Gruppe klassischer Vorbild-Amerikaner, deren Ideal nur selten brechen darf, so in der Ausnahme z.B. geschehen im Fremd-schwängernden Chefarzt der Klinik jener Kleinstadt, in welcher der Streifen spielt. Wirkliche Skandale erlaubt sich "Moon of the Wolf" (Originaltitel) trotzdem nicht, wenn überhaupt vielleicht in seiner Auflösung, immerhin ist der Täter und einzig offensichtlich Verdächtige der Geschichte gegen jede Überraschung der Nachkomme der Städtegründer-Familie, was den erz-konservativen Teil des Zielpublikums vielleicht doch etwas mehr gepiesackt haben mag, als uns heutzutage bewusst ist. 

So unaufgeregt, brav, konservativ und geradezu typisch TV-Produkt "Die Stunde des Wolfs" auch ausgefallen sein mag, einen gewissen Charme kann ich ihm nicht abstreiten, u.a. auch weil ich die heile Welt-Propaganda bis zu einem gewissen Grad in solchen Produktionen genieße. Sie ist ein schöner Traum, es wäre toll, wenn die Welt so ehrlich, kooperativ und mit menschlichen Fehlern akzeptiert funktionieren würde. Somit entführt uns der Stoff eher in eine naive Alternativwelt unserer, anstatt in einen düsteren Horrorfilm, aber gerade dieser ungewöhnliche Mix, eben weil er so gar nicht auf das eigentliche Horror-Publikum abzielt, verleiht dem simplen und schnell vergessenen Werk einen gewissen Reiz. Mutig kann man hingegen die deutsche DVD-Veröffentlichung nennen, die auf einem großen Bild auf dem Rück-Cover kein Geheimnis aus dem arg plumpen Aussehen des Werwolfs macht, den man im eigentlichen Film freilich erst am Ende zu sehen bekommt.  OFDb

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