Zugegeben, der Aufhänger ist ziemlich unsinniger Natur, weiß man doch nicht was der zukünftige totalitäre Staat, der hier lediglich im Hintergrund der Geschichte aufblitzt, vom im Zentrum stehenden Gesetz letztendlich außer Genugtuung hat. Da der Film sich jedoch durchaus verschmitzt gibt und eine Satire mit übertriebenem Comic-Touch darstellt, stört das nicht weiter, zumal die Geschichte bei aller Übertreibung, Gewalt und seinen reißerischen Ansätzen nie die Identifikation mit den Figuren vernachlässigt und uns somit deren Leiden und Beweggründe nahe miterleben lässt. Ob es nun um die Härte des Stoffes geht, oder um das Seelenleben der Protagonisten, wir sitzen in der ersten Reihe in einem bissigen und treffsicheren Film, der durchaus Köpfchen besitzt und gekonnt, wenn auch mit etwas plumper Methodik arbeitend, den Mikrokosmos kochen lässt, in welchem ehemalige Freunde und Kameraden absichtlich zu Feinden gemacht werden, gegeneinander kämpfen, oder sich dem brutalen System verweigern, welches sie dazu zwingen möchte dies zu tun.
Die Frage wem zu trauen ist, wer wie lange durchhält, wer welche Methode wählt, welche Entscheidungen treffen muss, welche Fremdentscheidungen Einfluss gewollter und ungewollter Natur haben, wie sehr Angst mit einfließt, Überreaktion und Instinkt, Rache, Misstrauen, Zweifel und Überforderung, all das ist hervorragend ausgearbeitet in einem Szenario, welches uns weder darauf vorbereitet zu welchem Ende dies alles führt, noch wer dieses erleben wird. Nicht immer wirken Charakterzeichnungen glaubwürdig, wenn es um Rechtfertigungen im Handeln geht, doch was sich da befremdlich oder widersprüchlich anfühlt, passt irgendwie auch wieder zum grotesken Satire-Touch, der den kompletten Plot trägt, fällt somit also nicht wirklich negativ auf. Zwischen durchdachter Psychostudie, plumper Holzhammerpsychologie, brutalem Comic-Flair und theatralischer Groteske hin und her pendelnd, teils überraschend empathisch ausgefallen, dann wieder Stereotype zelebrierend, wird aus "Battle Royale - Nur einer kann überleben!" (Alternativtitel) für den Freund alternativer Filmstoffe ein actionreicher, kurzweiliger Hochgenuss, der einen keineswegs kalt lässt und gnadenlos mit seinen Figuren umgeht.
Regisseur KinjiFukasaku hat mit diesem Science Fiction etwas völlig anderes als seinen "Monster aus dem All" und "Sternenkrieg im Weltall" abgeliefert. "Battle Royale - Kannst du deinen besten Freund töten?" (Alternativtitel) ist trotz aller Übertreibung im psychologischem, wie auch im gewalttätigen Bereich ein erwachsener Stoff und somit kein simpler Abenteuerstoff, in dem seine anderen beiden Science Fiction angesiedelt sind. Hauptsächlich war er aber ohnehin für den Gangster- und Actionfilm zuständig. Seit den 60er Jahren als Regisseur tätig, wurde der hier besprochene Streifen sein vorletzter Film, sein letzter sollte die Fortsetzung "Battle Royale 2" sein. Popkorn-Science Fiction trifft auf Gesellschaftsstudie, trifft auf Anime-Flair, in einem bizarren Mix aus "Herr der Fliegen", "Running Man", "Die Klapperschlange", mit einem guten Schuss Paranoia, Selbstverteidigung und Eigensucht. Zuzusehen, wie aus Vertrauten Feinde werden, aus einem harmlos scheinenden Schulausflug ein Kriegsschauplatz und aus Schulschwänzern Mörder, verunsichert, begeistert, verstört, schockiert, belustigt, überrascht, frustriert und unterhält gleichermaßen. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen