28.02.2021

COBRA KAI - STAFFEL 2 (2019)

Die Staffel 1 der Serie "Cobra Kai", welche die drei "Karate Kid"-Filme fortsetzte, war eine runde Sache, die gekonnt an den Kinoerfolgen anknüpfte und manche Ungereimtheiten aus diesen ausbügelte, während sie augenzwinkernd, aber nie Kompromisse machend, die Geschichte interessant und intelligent fortsetzte, Blickwinkel erweiterte und alten wie neuen Figuren Chancen zur Entfaltung bot. Während es dort keine strickte Gut- und Böse-Trennung mehr gab, bietet die Rückkehr von Krees der Geschichte einen wahren Schurken. Interessanter Weise schadet dies der Serie nicht, seine Rückkehr bereichert die zweite Staffel geradezu, da die Autoren die vielen Möglichkeiten erkannten, die mit der Wiedereinführung dieser Figur möglich sind. Durch seinen Einfluss entsteht im Laufe der Zeit eine Energie, die sich gegen Ende wuchtiger denn je entlädt. Man ahnt nicht zu welch extremen Höhen die Geschichte hoch schlagen wird, die zunächst erst einmal wieder ruhig und besonnen beginnt, und damit nach den aufwühlenden Ereignissen des ersten Jahres wieder einen Schritt zurück setzt. Der Humor der in der ersten Staffel sehr dominant den Ton bestimmte, verrückt in den Hintergrund. Er ist immer noch präsent, aber die Dramatik und der Thrill des Stoffes stehen diesmal mehr denn je im Vordergrund, und vielschichtige Blickwinkel sorgen stets dafür, dass all das Erzählte nie zu plump anmutet.

Ganz im Gegenteil wird uns eine hoch interessante Geschichte serviert, die weiterhin die einzelnen Figuren stets da abholt, wo sie sich jeweils befinden und manch eine wahrlich überraschende Entwicklungen durchmachen lässt. Dabei bleiben die Figuren stets psychologisch glaubwürdig. Den einzig unglaubwürdigen, derbst comic-artigen Aspekt der ersten Staffel, das übertrieben schnelle Erlernen von Karatetechniken und das Anwenden dieser auf überdurchschnittlichem Niveau, wird in Staffel 2 zu einem Pluspunkt der Geschichte. Denn unterschwellig arbeitet man stets mit der Frage, ob es wohl ratsam ist eine Altersgruppe, die stark emotional und unreflektiert reagiert, mittels Karate zur eigenen Waffe heranzuerziehen. Wohin das führt, sowohl aufgrund von Daniels Halbwissen, Johnnys Naivität und Krees Einmischen, zeigen die Geschehnisse des zweiten Jahres auf schockierende Weise, so dass am Ende aufgewühlte Zuschauer zurück bleiben, die gar nicht anders kann, als dran zu bleiben, um in Staffel 3 all ihre Fragen beantwortet zu bekommen. Gleichzeitig bietet die Serie erneut angenehme Retro-Gefühle, erwachsene und reflektierte Blickwinkel (hier sei die Folge um Johnnys ehemalige Freunde als einer der Höhepunkte der zweiten Staffel lobenswert zu erwähnen), wundervolle Seifenoper-Momente, Annäherungen und Entfremdungen, und eine überzeugende Weiterführung von Geschichte und Charakteren, sowie eine interessante Erweiterung der Figurenschar, die das Geschehen der Serie beherrscht. Manch einer tritt in den Hintergrund, mancher aus zweiter Reihe in den Vordergrund, jeder bekommt je nach Phase genügend Beachtung, an vielfältigen Ideen mangelt es den Autoren nicht. So bleibt nur zu wünschen, dass sich mit der Übernahme der Serie durch Netflix gerade an diesem bedeutenden Aspekt nichts ändern wird. Eine zu übertriebene Anzahl an Figuren-Rückkehrern aus den 80er Jahre-Filmen, von denen ich bezüglich Staffel 3 und 4 bereits gelesen habe,  lässt mich eher Negatives befürchten. Zudem bleibt es fraglich, ob "Cobra Kai" als Netflix-Serie auf DVD fortgeführt wird. Die ersten beiden Staffeln haben es mit guter alternativer Synchronisation glücklicher Weise auf dieses Medium geschafft.  OFDb

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