Geduld sollte man jedoch mitbringen, lässt sich die theoretisch neunte Staffel mit dem Vorbereiten auf die späteren Hauptereignisse doch ähnlich wie in Staffel 3 und 5 viel Zeit. Folge eins ist ohnehin damit beschäftigt erst einmal das neue Leben Dexters unter neuem Namen in neuer Umgebung aufzuzeigen. Zwar macht der Cliffhanger dort neugierig auf mehr, aber Folge 2 und 3 sind abgesehen von wichtigen, aber noch nicht als solche zu erkennenden, Randbereichen eher Hinhaltefolgen, welche das Gesamtergebnis ein wenig ausbremsen. Erwartet man nicht das große morbide und ereignisreiche Etwas geht der Ton, der dort herrscht, jedoch für detailverliebte Zuschauer in Ordnung, zumal sich alles Gezeigte gewohnt nach Dexter anfühlt und die neuen Figuren die hinter sich gelassenen aus der Ur-Serie wunderbar zu ersetzen wissen. Spätestens ab Folge 4 weiß das Geschehen aber selbst das bis dorthin eher enttäuschte Publikum zu packen, da von nun an viel vom Zuschauer abgefordert wird in einem Plot, der ähnlich wie Staffel 7 und 8 mehrere Geschichten parallel erzählt, es also von vielen Seiten aus ordentlich krieseln lässt.
Von da an schafft man es neugierig angefixt und nervlich aufgeregt kaum eine Pause zwischen den Sichtungen einzulegen, so gut ist das Ganze erzählt, wie immer toll besetzt mit einem interessant gezeichneten Gegner, inhaltlich voll von rätselhaften Zusammenhängen zusammengehalten und das Schicksal Dexters betreffend wieder auf den Pfaden von Staffel 2 und 7 anknüpfend. Das klingt aufgewärmt, ist aber frisch erzählt, nutzt die neue Situation in vielfacher Weise und weiß zu überraschen, wenn manche gegen Ende vermutete Wendung weit früher Fakt wird als erwartet. Schwarzhumorige, bittere und morbide Momente wechseln sich wie gehabt ab mit einem hohen Spannungsbogen, und erneut kommt auch die Dramatik des Stoffes nicht zu kurz. Mancher Hintergrund, der sich psychologisch zunächst eher wackelig durchdacht anfühlt, erhält spätestens mit den Auflösungen einen standhaften Hintergrund, so dass die Drehbücher, wenn auch wieder einmal öfters mit Ausreden arbeitend, als durchdacht angesehen werden können.
"Dexter - New Blood" ist keine unnötig angehangene Fortsetzung, die Mini-Serie liefert eine erzählenswerte Geschichte, einen wichtigen Wendepunkt in Dexters Leben und endlich ein Ende der Serie, das sich sehen lassen kann. Der Trinity aus Staffel 4 darf für einen kurzen Rückblick in neu gedrehten Momenten wieder auftauchen, Deborah darf als Harrison-Ersatz fiktiv mit Dexter kommunizieren (was zwar in der zu aggressiven Art oft etwas unangenehm anmutet, mit der Zeit aber erträglicher wird), und zumindest eine wichtige Nebenfigur aus der Originalserie darf als Gast auftauchen, was sich als Stammzuschauer der Reihe (und genau für den ist die Mini-Serie überhaupt gedacht) verdammt gut anfühlt. Ob der Aufhänger, den ich hier nicht auf direkten Wege verraten werde, so besetzt wurde wie seinerzeit weiß ich nicht. Ich habe zwar gehört, dass es sich um die selbe Person handeln soll, konnte aber weder in der OFDb, noch in der IMDb bestätigende Einträge finden. Wenn dem so ist, hat besagte Person schauspielerisch viel dazu gelernt. Denn wie schon früher, so ist auch Staffel 9 ausnahmslos hervorragend besetzt. OFDb
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