10.08.2022

XX (2017)

Der Episoden-Horror "XX" verweist in seinem Titel auf die weiblichen Köpfe hinter dem Projekt, ist doch jede der vier Kurzgeschichten, und wahrscheinlich auch die per Stop Motion orientierte Rahmenhandlung, von Frauen geschrieben und inszeniert. Was dieser Aufhänger soll verstehe ich nicht, unterscheiden sich die Geschichten doch nicht von Horror-Kurzfilmen vergleichbarer Art, ob in den Händen von Männern, Frauen, Rollstuhlfahrern, Langhaarigen oder von Trägern geblümter Unterwäsche. Ich hätte den Aufhänger noch verstehen können, wenn das Projekt hätte beweisen wollen, dass Frauen bestimmte Themenbereiche treffsicherer, sensibler oder was auch immer angehen können, "XX" beweist jedoch dass es keinen Unterschied macht und stellt die Frau mit dem bemühten Verweis auf das kreativ unterschätzte (?) Geschlecht eher automatisch mit der vorhandenen Ausgangslage in eine Außenseiterposition. Und ob das der Sinn der Sache war, darf sicherlich angezweifelt werden. 
 
Oder ging es den Verantwortlichen lediglich darum Frauen in Hauptpositionen innerhalb der Geschichte zu setzen? Aber warum hat dies dann so wenig Einfluss auf den Verlauf der jeweiligen Episode? Wie auch immer, letztendlich ist es trotz der Titelgebung irrelevant, blicken wir also auf die Arbeiten an sich. Die Stop Motion zwischen den einzelnen Beiträgen ist handwerklich hervorragend inszeniert, in seiner detailreichen und grotesken Art aber auch nur zu verstehen, wenn man gut konzentriert mit dabei ist. Sie ist leider der einzig wahre Hingucker von "XX", vielleicht mit Ausnahme der Kreatur von Episode drei, so dass es hauptsächlich die Effekte sind, für die sich ein Einschalten lohnt. Hauptsächlich geht es jedoch nicht um Schauwerte, so dass diese dementsprechend rar gesät sind. Zwar schaffen es zwei der Geschichten (Episode 1 mit essverweigernden Kindern und Episode 4 mit dem Bösen, was in einem Teenager aufkeimt) einen für ihr Geschehen zu interessieren, die Auflösungen sind jedoch arg schlichter Natur, was im ersten Kurzfilm noch gravierender zu enttäuschen mag als im letzten, da man aufgrund der Vorgänger in der letzten Geschichte drauf eingestellt ist, da die gar nicht so reizlosen Szenarien letztendlich alle etwas arg ins Leere laufen. 

Das finde ich sehr schade, zumal all die Beiträge gut besetzt und gut inszeniert sind, da hätte man sich auch einfallsreiche Drehbücher gewünscht. So aber verlässt man "XX" in allen Belangen eher mit einem Achselzucken und bedauert die vorhandenen Chancen. Zumindest ist der Streifen kurzweilig ausgefallen und besitzt seine interessanten Phasen. Ebenso mixt er verschiedene Horrorbereiche und kommt auch stilistisch unterschiedlich daher. Rein vom Unterhaltungswert hat mich der nicht unsympathische Film jedoch nicht erreichen können.  OFDb

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