25.09.2022

LA BÊTE - TANYAS INSEL (1980)

Während sich im französischen Namensvetter "La Bête" fünf Jahre zuvor eine haarige Kreatur ejakulierend über eine Frau hermachte, ist der Affe aus "Tanya's Island" (Alternativtitel) die zahme, schüchterne Variante, in dessen platonischer Freundschaft mit der meist nackten Tanya es um gegenseitige kulturelle Annäherung geht. Das ist durch das schräge Fantasyelement ein ehrenwertes Anliegen, dargeboten in bizarrer Form, in der Art wie umgesetzt jedoch völlig missglückt. Das liegt zwar auch daran dass sich der Streifen lediglich als Schmuddelfilm entpuppt, der in seiner langen Phase ereignisloser Geschehnisse mit Fahrstuhlmusik untermalt wurde, entscheidend jedoch in jenem Bereich scheitert, in welchem tatsächlich endlich etwas passiert. Während der mit "Deep Sleep" aus dem Pornobereich stammende Regisseur Alfred Sole es in seinem Erstling "Alice, Sweet Alice" zumindest noch losgelöst von seinem bisherigen filmischen Werdegang versuchte, badet "La Bête - Tanyas Insel" derart im Zelebrieren von Nacktheit und Sex, dass es mich nicht wundern würde, wenn irgendwo noch eine Pornoversion dieses idiotischen Filmes existieren würde. 

Während der Vorgänger dieses Streifens noch versuchte psychologisch sinnvoll vorzugehen, erweist sich die sandige Dreiecksgeschichte, die als eine Art grober Mix von "Die Blaue Lagune" und "Der Koloss von Konga" bezeichnet werden kann, als unsensibles Filmchen, welches jeglichen gar nicht mal uninteressanten Aspekt mit dem Holzhammer präsentiert. Hier kommt die Eifersucht des mit Tanya auf der Insel zusammen lebenden Mannes ebenso plötzlich daher, wie seine Geisteskrankheit. "Tanya's Island" ist derart darauf bedacht mit reißerischen Schauwerten zu arbeiten, dass er völlig tolpatschig erzählt ist, den Zuschauer nie an die Hand bei charakterlichen Entwicklungen nimmt und wie ein Elefant durch den Porzellanladen trampelt. Der Mensch als die wahre Bestie, die Frau als Wesen welches Auslöser von Begierde und Krieg zugleich ist, der Respekt unterschiedlicher Spezies und Kulturen, Solidarität in harten Zeiten, blinde Eifersucht die zu klassischen Kriegsverbrechen führt, an reizvollem Material mangelt es diesem Film, der zuvor lediglich zu langweilen wusste, nicht. 

Leider wird jeglicher Aspekt auf dümmliche Art eingebracht, anstatt durchdacht, reflektiert und empathisch. Zwar erlebt der Streifen dadurch ein recht gutes Potential an unfreiwilliger Komik, die einerseits jedoch zu spät kommt, um ihn damit zu einem Geheim-Tipp des Trashs zu machen, zum anderen aber auch in dieser belustigenden Phase mit seiner Penetranz zu nerven weiß. Zwar kann die halb an "La Bête" erinnernde und mit "Robot Monster" fast deckungsgleiche Auflösung einiges von dem, was der Zuschauer ertragen musste, durch einen neuen, in diesem Falle nicht wirklich überraschenden, Blickwinkel von dem gerade rücken was einem zuvor unsinnig erschien, aber das bestätigt eher die Idiotie der Protagonistin anstatt "Tanya's Island" rückblickend sinnvoller oder durchdachter erscheinen zu lassen. Alfred Soles Vorgängerwerk seines letzten Filmes "Freitag der 713." ist ein reizvoll klingendes, aber völlig missglücktes Stück entrücktes Kino, das seinen Sehwert nur aus Nackedeiszenen und grotesken Idiotien, wie der Kokosnussschlacht, erntet. 

Wenn selbst offen dargebotene Gedankengänge scheitern, wie z.B. die Rechtfertigung, dass ein im Käfig verhungernde Affe kein Mord von demjenigen ist, der ihn dort bewusst gefangen hält, braucht man erst gar nicht auf versteckt analytisch sinnvolle Überlegungen zu hoffen. Zwar gelingt es Sole zwei Mal mittels einer lediglich durch Hintergrundgeräusche untermalten Stille kurze Suspensemomente aufblitzen zu lassen, aber die besitzen nicht genügend Kraft sich gegen die Langeweile und den Irrsinn durchzusetzen, zumal es dem Regisseur nicht wirklich um diesen Thrill-Bereich geht, geschweige denn um Horror, wie der Film andernorts manchmal falsch bezeichnet wird. Dass Soles Mangel an psychologischem Verständnis am Schluss sogar den ehrbaren Gedanken einer falsch eingeschätzten, harmlosen Spezies verwirft, wenn er aus dem Affen doch noch eine eifersüchtige Bestie macht (ohne dabei an unterdrückte Sexualität oder Missverständnisse durch ungünstige Umstände zu denken) und uns doch noch das Korpulationsszenario des namensgleichen "La Bête" aus Frankreich präsentiert (wenn auch weit subtiler dargeboten als dort), lässt jeden tolpatschig zuvor eingebrachten Ansatz vom gegenseitigen Respekt unterschiedlicher Mentalitäten, Spezies und Kulturen in Luft auflösen, so dass es am Gesamtwerk am Schluss nichts mehr schön zu reden gibt, also wirklich so rein gar nichts - außer nett anzusehender Nacktheiten und einem gelungenen Affenkostüm. Aber selbst dies hat mit Blick auf den Hintern seine missglückte Schattenseite.  OFDb

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