24.09.2022

COBRA KAI - STAFFEL 5 (2022)

Also wenn keine 6. Staffel angekündigt wäre, würde ich sagen dass Staffel 5 ein rundum gelungener Schluss ist, der alle wichtigen Handlungsstränge zusammen führt und selbst mit seinem Cliffhanger eher eine zusätzliche Schluss-Pointe bereithält, anstatt damit eine neue Dynamik zu entfachen. Zumindest ist es nun wie seinerzeit in "The Walking Dead - Staffel 8": sollte alles was danach kommt misslingen, hat man trotzdem einen guten Schluss der Serie. Klar bin ich neugierig was noch kommen mag, aber ich bin zufrieden. Wer da meckern mag, dass vieles in der fünften Runde zu versöhnlich stattfindet (immerhin finden hier pausenlos Rivalisierungen ihr Ende), der darf nicht vergessen auf welchen Filmen die auf You Tube begonnene und auf Netflix fortgesetzte Reihe beruht. Denn diese atmeten reine Kinoluft, inklusive Blauäugigkeit und Happy End, und so will man klassisches Popkorn-Entertainment erleben. 

Zwar kocht nun auch mit härteren Cobra Kai-Schülern der Härtegrad nicht über, ganz im Gegenteil bleibt vieles heiße Luft, inklusive der Pläne Silvers, die nicht halb so groß sind wie die Erwartungshaltung aufbauschte. Inmitten des gut funktionierenden Gefühlsprogramms mit liebgewonnenen Figuren reicht es jedoch stets aus, um den Zuschauer zufrieden zu stellen. Außerdem bekommt er in vielen Bereichen das erzählt, was er sich an vielen Stellen der Vorgänger-Staffeln gewünscht hat und dessen masochistisches Ich, welches jeder Serienjunkie besitzt, sich seinerzeit trotzdem über Hindernisse und unglückliche Umstände gefreut hat. Aber irgendwann ist einfach Schluss mit endlosen Verstrickungen, Missverständnissen und mangelnder Kommunikation. Irgendwann ist es an der Zeit die Probleme zu entknoten und auf ein Happy End zuzusteuern, und das hat man im fünften Zyklus "Cobra Kai" begriffen. 

Zudem kommt dieses Ergebnis nicht über Nacht daher, erneut darf man erstaunt sein wie viel innerhalb von 10 Folgen passiert, wie viele Entwicklungen Situationen und Personen verändern. Und trotz meist sanftem Fortgangs der Ereignisse seit Staffel 3 bangt man auch in Staffel 5 an mancher Stelle, was die Autoren einem mit manch böser Idee antun werden, aber eben auch weil man im Hinterkopf mit der angekündigten sechsten Staffel rechnet. Aber auch im hier fortgeführten Schonmodus der letzten Staffeln ist das Ergebnis aufregend ausgefallen, stets will man wissen wie es weiter geht, stets wissen einen die Schicksale zu beschäftigen und zu bewegen. Diesbezüglich steuert das fünfte Jahr immer deutlicher in die Fußstapfen von "Die Welle" mit seiner Sektenthematik um manipulierte Teenager, wenn den politischen Bereich auch dabei außer Acht lassend. Das weiß zu gefallen, gerade in der letzten Episode. Und dass es das psychologisch eigentlich gar nicht so raffinierte Drehbuch schafft, mentale Fragwürdigkeiten der Vergangenheit auszuloten (und damit meine ich welche aus der Serienphase, nicht die gewohnten Wiedergutmachungen von Fehlern der drei Kinofilme), lässt das sich wie ein Schluss anfühlende Ergebnis umso gelungener, da sich runder anfühlend, erscheinen. 

Das Niveau der ersten beiden Staffeln wird nach wie vor nicht erreicht, dafür wird die Ironie zu oft an falschen Stellen angesetzt, vieles zu ernst genommen, was nicht ernst genommen gehört und zu verstärkt auf die Dramatik, anstatt auf Komik gesetzt. Aber als Zuschauer, der es bis hier her geschafft hat, hat man sich längst mit der anderen Tonlage der Serie arrangiert und kann deswegen das Ergebnis so versöhnlich annehmen, zumal es einen trotzdem rundum gut unterhält. Von daher freut es mich, dass mich die fünfte Runde ohne Ärgernisse ans Ziel geführt hat, wissentlich dass es nicht das Ziel ist. Von daher, bezogen auf meinen ersten Satz dieser Besprechung, sage ich: Was soll's! Ich sage es trotzdem: Staffel 5 ist ein rundum gelungener Schluss.  OFDb

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