29.12.2022

DAS FEST DES HUHNES (1992)

Der 56-Minüter ist eine fiktive Dokumentation zu Satirezwecken, um über eine Verdrehung des Üblichen sowohl ernst gemeinte Reportagen über Afrika in ein anderes Licht zu rücken, als auch die Kultur Österreichs. Denn hier macht sich ein afrikanisches Dokumentarfilmer-Team auf ins tiefste Österreich an der Alpengrenze, um das Leben der Einheimischen zu studieren und zu verstehen. Während man "Kubrick, Nixon und der Mann im Mond" nicht ansieht, dass er eine Fake-Doku ist, spielt Regisseur Walter Wippersberg ganz offen damit, indem er den Komödienpart des Ganzen gar nicht erst subtil versteckt. Darin liegt dann auch der Unterschied zum bierernsten "Anonymous Animals", der zwar nicht das Mittel des Dokumentarfilms wählte, aber ebenfalls die Perspektive des Verdrehens. "Kayonga Kagame zeigt uns die Welt: Das unberührte und rätselhafte Oberösterreich - Das Fest des Huhnes" (Alternativtitel) atmet einen völlig anderen Zeitgeist, kommt schelmisch anstatt engstirnig daher und damit weit entspannter als meist grimmig geartete linksgrüne Perspektiven heutiger Tage. 

Während "Das Fest des Huhnes" eher schlicht startet und mittels seiner Verdrehung eher simplen Ideen folgt, die lediglich ein leichtes Schmunzeln ernten, wird der Streifen im Laufe der Zeit treffsicherer, spätestens wenn er auf den Religionsaspekt der Europäer stößt, den er später in Zusammenhang mit dem Oktoberfest bringt. Denn wie so manche selbstgerechte Dokumentation über das fremde Afrika, so reimt sich der Forscher der hier besprochenen Komödie ebenfalls von selbst aufgrund der Entdeckungen etwas zusammen, und diese Schlüsse bilden meiner Meinung nach die besten Momente, kommt doch sowohl ein konfuser Mumpitz dabei heraus, als auch einer wundervoller Magenschlag in die Gewohnheiten des Österreichers. Dass zudem Kenntnisse über Afrika vorhanden waren, damit der Forscher immer wieder Vergleiche zu tatsächlich existierenden Orten und Riten afrikanischer Kulturen ziehen kann, stärkt die Glaubwürdigkeit und das Projekt an sich, das damit nicht nur geistlos blind ins Leere boxt, um den Spieß einmal umzudrehen, sondern somit auch außerhalb des anvisierten Satireziels Köpfchen und ein Fundament beweist. 

Der große Wurf mag Wippersberg nun nicht gelungen sein, aber Spaß bereitet das Alltagsleben vieler Österreicher aus diesem anderen Blickwinkel durchaus. Alternative Kulturen bekommen zwar nichts serviert, was sie nicht selbst längst beim Mainstream der Bürger erkannt haben, aber das macht nichts, zu schmunzeln gibt es dennoch genug. Und da der Film mittlerweile 30 Jahre auf dem Buckel hat, spielt der Zeitgeist von einst ebenfalls mit Blick von heute interessant mit, ebenso wie die Erkenntnis was seit dieser Zeit Standard geblieben ist. Zwei Jahre später erschien die Fortsetzung "Dunkles, rätselhaftes Österreich". Ob es nötig war diesen Kurs noch einmal zu fahren, sei einmal dahingestellt, kann man vielleicht auch erst mit einer Sichtung beantworten.  OFDb

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