16.09.2023

SPIDER-MAN - DER SPINNENMENSCH (1977)

Der Gedanke ist lustig, dass seinerzeit ein Freund von mir ins Kino ging und dachte, mit "Spider-Man - Der Spinnenmann" eine professionelle Verfilmung seines gern gelesenen Comics vorzufinden. Er wusste seinerzeit nicht, dass in Deutschland der Pilotfilm einer TV-Serie für die großen Lichtspielhäuser ausgewertet wurde, und bedenkt man einmal welch naives Produkt die mit Nicholas Hammond in der Hauptrolle besetzte TV-Reihe ist, belustigt der Gedanke umso mehr. Nicht nur im großen Saal dürfte manch einer verärgert gewesen sein, wie Peter an einem kleinen Bäumchen mit einem fetten Seil hängend seine Spinnweben und den Bewegungsablauf mit ihnen ausprobiert. Bei dieser simpel anzuschauenden Aktion wäre bereits ein 8jähriger unterfordert gewesen. Es sieht lächerlich aus, und es ist inmitten einer Variante der Comicvorlage eingebaut, in welcher der Held die Spinnweben eigentlich gar nicht benötigt. Diese Apparatur, die der junge Wissenschaftsstudent ganz im Geiste des späteren "The Amazing Spider-Man" selbst entwickelt hat, werden nur eingebaut, weil es dazu gehört. Von Nutzen sind sie in der hier erzählten Geschichte nur zum Zerstören von Satellitenschüsseln und um sich von einem Haus zum zweiten zu schwingen. 

Hauptsächlich kann Peter nach dem Biss einer radioaktiven Spinne die Wände hoch klettern, was mit herrlich unfreiwillig komischen Spezialeffekten auch immer wieder demonstriert wird, selbst in einer Sequenz zwischen zwei Ereignissen, die bis aufs Klettern als Füllmaterial nichts weiter zeigt. Und diese Fähigkeit lässt Peter glauben selbst einen Kriminalfall zu lösen, obwohl er seine Erkenntnisse ebenso der Polizei hätte mitteilen können. Aber mit einem derartigen Gedankengang würde man der Serie den kompletten Sinn rauben, derartiges zu hinterfragen ist zwar naheliegend, wäre in einem Produkt wie diesem aber dennoch unangebracht, wie auch das freundschaftliche Zusammenkommen Peters mit der Tochter eines per Hypnose missbrauchten Mannes aufzeigt. Dreist steigt er nach einem Smalltalk in ihr Auto, ihr vorher Hilfe anbietend, aber mal so gar nicht die Reaktion der jungen Dame abwartend. Es verläuft halt alles selbstverständlich in einem Plot, der darauf setzt dass der Zuschauer den üblichen Klischeeablauf geradezu verlangt - vorausgesetzt er kennt die Comics nicht, und ihm reicht es einen Hobby-Kriminalisten im nach Spider-Man aussehenden Trainingsanzug herumlaufend dabei zuzusehen, wie er einen Fall löst, den auch die Polizei erfolgreich abgeschlossen hätte. 

Etwas futuristisch kommt die Geschichte dennoch daher, denn der Bösewicht kann mittels Hypnose und elektronischer Fernlenkung das Verhalten seiner Psycho-Sekten-Anhänger beeinflussen. Kritik als Warnung damals tatsächlich beliebter Organisationen dieser Art darf hier freilich keiner erwarten. Die Serie ist Trivialunterhaltung und wie mit einigen Beispielen in dieser Besprechung bereits belegt dies auf sehr naive Art. Aber was soll ich sagen? Mir gefällt das schlichte Treiben des 70er Jahre Spider-Man irgendwie. Es kommt so unschuldig daher, so unsinnig (z.B. wenn krampfhaft asiatische Gegner aus damaligen Modezwecken eingebaut werden, innerhalb einer mit viel zu langen Pausen angelegten Kampfchoreographie), aber auch so kurzweilig und das innere Kind in einem nährend. Der wunderbare, tief in seinem Jahrzehnt feststeckende, Soundtrack trägt einiges zur sympathischen Stimmung dieses den Comic-Fan der Vorlage beleidigenden Stoffes bei. Ich konnte mich dem Charme, den dieses simple Produkt ausstrahlt, weder damals noch heute entziehen, nehme es aber freilich nicht so ernst, wie die Produzenten dies einst taten. Ein ironisches Augenzwinkern darf hier tatsächlich suchen wer will, auch wenn dies kaum zu glauben ist.  Wiki

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