In vielen Punkten atmet "Ghostbusters" von Paul Feig, dem wir so tolle Komödien wie "Bad Teacher" und "Beim ersten Mal" verdanken, definitiv Mainstream-Luft, auch in dem Glauben eine weibliche Besetzung müsse jene schrille Komik beinhalten, welche schon weit zurückhaltendere Werke mit Goldie Hawn und Whoopi Goldberg etliche Jahre zuvor fast unerträglich machte. Mit Hauptdarstellerin Melissa McCarthy tat ich mich diesbezüglich schon in "Happytime Murders" schwer, der, zwei Jahre nach dem hier besprochen Werk entstanden, stark unter ihr litt. Dort hat sie aber zumindest trotzdem den ein oder anderen herrlich lustigen Moment abgeliefert, hier ist dies jedoch nicht der Fall. Und neben zwei anderen wilden Großmäulern fällt sie nicht einmal schlimmer auf als diese. Vom stillen Klischee der Frau Nummer 4 muss man gar nicht erst reden, die ist zu austauschbar, als dass man dankbar für ihre Zurückhaltung sein könnte. Interessant und völlig unverständlich ist für mich in dieser massenkompatiblen Rezeptur der schrillen, lauten und sehr einfachen Komik, dass sie derart bizarr präsentiert wird, dass man sich mit ihr eigentlich wieder dem Massengeschmack verwehrt.
Oft konnte ich die Komik gar nicht greifen, die mir laut und deutlich vorgesetzt wurde, aber derart verkrampft auf schräg getrimmt anvisiert ist, dass man das Gefühl bekommt, das Drehbuch habe wer verfasst, der keinen Humor besitzt und nun im Auftrag der Studios laute Komik abliefern soll. Bereits der Sekretär der Geisterjäger ist diesbezüglich völlig orientierungslos auf dumm, psychedelisch und grotesk getrimmt, als würde jemand während einer Bedrohung blind und hektisch um sich schlagen, in der Hoffnung seinen Angreifer per Glückstreffer zu besiegen. Noch extremer traf es aber die Rolle des Wissenschaftsnerds der Vier, die hier schon derart geisteskrank und aggressiv anmutet, dass dieses Verhalten nichts Sympathisches mehr ausstrahlen kann. Und im Zusammenhang damit kommen wir wieder zur Standardschwäche des modernen Mainstream-Kinos: derart um eine bestimmte Charaktereigenschaft bemüht, passt eine solche nun gar nicht mehr zur Position in der Geschichte. Alle drei Wissenschaftlerinnen in ihrer jeweiligen Art wirken, als wären sie nicht intelligent und konzentriert genug, um überhaupt das zu sein was sie sind und das erreichen zu können, was sie meist in nicht gesichteten Zwischenschritten stets schaffen. Damit wird "Ghostbusters" nicht nur zu einer arg schrillen, wilden und unsympathischen Angelegenheit, sondern auch zu einer dümmlichen, die Elemente am Original und anderen üblichen Kinostoffen nachäfft, ohne diese in seine eigene Mentalität psychologisch korrekt integriert zu bekommen.
Und dass ein Film, der sich um die Gleichberechtigung aller Menschen jedweder Art mit der Frauenbesetzung als Umkehrung zum Original offensichtlich präsentiert, den schwarzen Part der Viergespanns aber erneut wieder als den einfachen, ungebildeten Arbeiter einbaut, hinterlässt schon einen spöttischen Schmunzler bei einem Werk, welches aus einem Land stammt, das stets krampfhaft bemüht ist diesbezüglich korrekt zu sein (man denke nur an die peinliche Entschuldigung des Regisseurs von "Notting Hill", dass damals kein Schwarzer besetzt wurde). Nun ja, mir fiel es nur auf, störte mich nicht, und gerechter Weise hat das Drehbuch für diese Rolle ganz eigene Wege gefunden sie peinlich und laut erscheinen zu lassen, so dass sie ihren Kolleginnen im dumpfen und vulgären Sinne in nichts nachsteht. Dass Bill Murray sich als Gaststar in einem solch dünnen Werk erdreistet mitzumachen, verärgert in sofern, als dass er nie Aykroyds Wunsch nachkam an einem dritten Teil der 80er Jahre-Reihe teilzunehmen. Auch die Sekretärinnenbesetzung von einst kehrt für einen Cameo zurück, Aykroyd, Hudson und Weaver ebenso. Und wie es sich für einen lieblos umgesetzten Film gehört, sind auch diese Gastauftritte äußerst unwitzig und uninteressant ausgefallen, ebenso wie jener von Slimer.
Andere Anspielungen an das Original, wie die völlig andere Anwendung des Marshmallow-Mannes, wissen zu gefallen, manch netter Gag inmitten vieler schlechter ebenso. So plump und lieblos "Ghostbusters" auch ausgefallen sein mag, er wird nie langweilig, lässt sich zügig durchgucken und ist zumindest theoretisch interessant, um zwei Blockbuster-Dekaden miteinander zu vergleichen, bei ähnlich hohem Anvisieren des jeweiligen Massengeschmacks. Und dass mir die eigentliche Geschichte gefallen hat, habe ich bereits erwähnt. Es handelt sich also um das seltene Phänomen einer Vollkatastrophe, die dennoch dünn konsumierbar bleibt, zwar Fremdschämen verursacht, aber mehr noch einen vor den Kopf gestoßenen Zuschauer zurück lässt, der sich fragt warum manche Entscheidung getroffen wurde, gerade mit Blick darauf, dass das Vorbild ein solch verehrtes Produkt ist. Und das verwundert noch mehr, wenn man einmal sieht, wer vom Original die Chose alles mitproduziert hat. Wiki
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