04.05.2024

DER MANN AUS DEM BOOTSHAUS (1967)

Erst sieht ihn der Sohn, dann die Mutter: ein Fremder, der im Bootshaus der Familie übernachtet hat. Einen Abend zuvor gab es auf einem Hausboot in der Nähe eine Tote. Die Mutter und der Fremde verbringen Zeit miteinander, schließlich verhilft sie den mittlerweile von der Polizei gesuchten zur Flucht. Denn sie hat in der Zeit des Beisammenseins etwas erkannt, was die Polizei nicht weiß...

Die Besetzungscouch als selbstverständlicher Nebensatz...

"Der Mann aus dem Bootshaus", basierend auf einem Kriminalroman, ist nüchtern umgesetzt und fast ausschließlich per Dialoge vorgetragen. Sachlich spricht man miteinander, egal wer mit wem, unaufgeregt, selbst als Fremde zueinander, selbst als Eindringling. Die Nüchternheit zeigt sich besonders deutlich in der von Rosemarie Fendel hervorragend dargebotenen Rolle der Ehefrau und Mutter, die sich Realitäten bewusst ist und wird, ein Stil der weit wichtiger für die Geschichte ist, als man vermuten würde. Man weiß ohnehin nicht wohin die Geschichte steuern will, um was es tatsächlich gehen soll. Doch das erklärt sich alles mit der Zeit, und die trockene Art, die zunächst für den Zuschauer (gerade von heute) herausfordernd ist, wird zum psychologischen Spiegelbild allem Erzählten. Selbst die Auflösung wird nüchtern vorgetragen, sie weiß aufgrund dessen zu interessieren, während sie in alternativen Geschichten fast schon belanglos zu nennen wäre. Letztendlich spiegelt sich trotz der ungewöhnlichen Situation in allem der Alltag wieder, deswegen ist auch die Schlusssetzung des Films gekonnt zu nennen. 

Im Vorspann als Fernsehspiel betitelt, macht "Der Mann im Bootshaus" trotz seiner Dialoglastigkeit und einem kleinen, überschaubaren Rahmen an Figuren und Spielorten nicht den Eindruck eines abgefilmten Theaterstücks, wie es bei dieser Bezeichnung zu dieser Schaffenszeit häufig anzufinden war, so z.B. bei "Tagebuch eines Frauenmörders" oder der deutschen "Sherlock Holmes"-Serie von 1967. Stattdessen guckt sich das Drama mit Kriminalfilmeinfluss klassisch abgefilmt, ohne optische Besonderheiten versehen, abgesehen von einigen eingestreuten Standbildern, die uns Bilder der Verstorbenen zeigen, ein Stilmittel das gerade zu Beginn zunächst verwirrt. Sachlich und zielgenau steuert der Film seinem Ergebnis entgegen, während er oft den Eindruck macht auf der Stelle zu treten. Doch das täuscht. Das häufige Einbringen der Kinderfiguren im ersten Drittel, lässt kurz darauf nach. Es ist eine ungewöhnliche Entscheidung, die vielleicht der Buchvorlage geschuldet ist, für einen tieferen Blick ins Familienleben der Mutter spielen diese Momente zu häufig außerhalb ihres Blickwinkels. Wichtig werden die Kinder schlussendlich nicht. Da der Film jedoch seine Kraft aus dem Alltag nimmt, aus der Sachlichkeit, und daraus, dass man gar nicht so genau weiß worauf die Geschichte hinaus will, ist auch dies kein Schwachpunkt des Streifens, sondern ein Spiel mit ungenannten, subtil eingestreuten Möglichkeiten, ebenso wie stets eine verharmloste Bedrohung im Raum schwebt, wenn die Frau ihren Kontakt zum Gesuchten hält.  OFDb

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