17.06.2024

ZU SCHARF UM WAHR ZU SEIN (2010)

Beim Sicherheitscheck trifft der introvertierte Beamte Kirk, der noch nicht über seine Trennung von vor zwei Jahren hinweg ist, auf die attraktive Molly. Dass beide sich gegenseitig sympathisch finden, kann der schlichte Kirk einfach nicht glauben, spielt er doch so gar nicht in Mollys Liga. Dies betonen auch immer wieder seine Freunde und seine Familie. Mit der wachsenden Unsicherheit gefährdet der junge Mann deshalb die gerade frisch aufkommende Beziehung...

Die verunsicherte Ex...

Dass wer Schlichtes wen Unerreichtes begehrt und per RomCom schließlich bekommen soll, ist ein Konzept, das schon lange existiert, auch in der peppigen Popkornversion, die "Zu scharf um wahr zu sein" mit seinem flotten Inszenierungsstil und der die Moderne atmenden Mentalität anvisiert. Das gab es ganz häufig im Teeniebereich, z.B. mit "Daddy's Cadillac", "Ich kann's kaum erwarten!", "Can't Buy Me Love" oder "Das darf man nur als Erwachsener". Das wurde damals wie heute auch gerne mal variiert, wie in "The Girl Next Door" (die Unerreichte ist ein Pornostar) oder in "Ist sie nicht wunderbar?" (die Erreichbare ist die Richtige, nicht die ständig Begehrte), und das wird es auch hier, insofern variiert, als dass die Wahrnehmung des Unerreichten im Kopf des Protagonisten stattfindet, obwohl sein Gegenüber immer wieder zeigt, dass sie eine Vereinigung möchte. 

"Zu scharf um wahr zu sein" verfrachtet diese Art der Umsetzung in die junge Erwachsenenwelt, aus dem Produktionszweig aus dem auch Seth Rogens Werke stammen, und ist damit ähnlich angelegt wie "Beim ersten Mal" und "Jungfrau (40), männlich, sucht...". Die hier besprochene Komödie will so schwerlich funktionieren, wie der letztgenannte Film, wirkt das Teenie-Alter für die im Zentrum stehende Thematik doch weit mehr, als das Erwachsensein, eben weil es um charakterliche Lehrstücke geht, um eine Fehlentwicklung diesbezüglich und um die Korrektur dieser zur Gewinnung der Holden, was man dem Teenager durch das Lernen des Lebens und der Suche nach sich selbst gönnt und verzeiht, die Fehler der Protagonisten von Filmen wie diesem hier jedoch eher selbstverschuldet und gefestigter, charakterlicher Natur sind, was den Zugang zu ihnen erschwert und den Wandel, den sie durchmachen, unrealistischer macht (was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr). 

Unrealistisch heißt nicht unmöglich und im Kino sowieso nicht, aber der Knoten will so gar nicht aufgehen. Das liegt zum einen an der Ausstrahlung des stets auf mich schwach wirkenden Hauptdarstellers Jay Baruchel, noch mehr aber an einem Drehbuch, das überhaupt nicht den psychologischen Kniff besitzt eine Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren entstehen zu lassen und den Zuschauer zu erweichen, auf deren Vereinigung zu hoffen. Zwar ist das nicht derart extrem hinderlich angegangen wie im kaum funktionierenden "Why Him?", aber warum sich jemand wie Molly final auf den arg unsicheren Kirk einlassen sollte, wenn man so wenig gemeinsam erlebt hat und Kirk so wenig zum Funktionieren der bisherigen Beziehung beigetragen hat, weiß der Film in der viel zu kurzen Existenz der Partnerschaft nicht zu erklären. Zumal das Buch derart fixiert auf die Unsicherheit Kirks ist und uns ständig zeigt, wie er zweifelt und darüber mit Freunden und Familie spricht, dass man den Beziehungsaspekt fast völlig ignoriert und uns nie das harmonische Miteinander zeigt, um das es zu kämpfen gilt. 

Kurze oberflächliche, gemeinsame Paar-Aktionen, die meist ebenfalls dazu dienen Kirk schlecht dastehen zu lassen, können den Zuschauer nicht dafür gewinnen für die Identifikationsfigur zu hoffen, erst recht nicht in einem vor Klischees nur so strotzenden Flugzeugszenario am Schluss, das nur kopiert, anstatt zu verstehen und zu fühlen. Nun geht es, typisch Rogen-Zweig, auch viel zu sehr darum nebenbei Provo-Humor zu verstreuen, wie die Spermahosen-Szene zeigt, wenn Kirk die Eltern der Holden kennen lernt. Aber es sind solch kleine Randideen, die "She's Out of My League" (Originaltitel) erträglich genug machen, um zumindest bis zum Ende dran zu bleiben. Dazu zählt auch die Idee, dass die egoistische Ex zusammen mit ihrem Neuen noch immer bei der Familie Kirks wohnt und dort beliebter ist als der eigene, ehrlich geartete Sohn. Aber das sind freilich keine Eckpfeiler, die das schwache Ganze gestemmt bekommen. Letztendlich bleibt "Zu scharf um wahr zu sein" zu unterkühlt, da Kirk zu unsicher bleibt und das Konzept, wie das eben erwähnte Finale, zu sehr nachahmt, anstatt geatmet und empathisch verstanden zu werden. Dem oberflächlichen Publikum wird es als Film für zwischendurch reichen, mir war die Komödie zu dünn, auch für einen kleinen Unterhaltungsfilm.  Wiki

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