18.08.2024

OPEN SEASON (1974)

Ein Mann und seine junge Geliebte werden von drei jungen Männern entführt, in der Einöde relativ human gefangen gehalten, bis es Zeit ist zu gehen. Denn nun sollen sie von den Entführern wie Vieh gejagt werden...

Ein Soldat tötet nie zum Spaß...

"Graf Zaroff" ist der Ur-Vater des Sub-Genres um Menschenjagd. Der vier Jahrzehnte später entstandene, auf einer Romanvorlage basierende "Open Season" löste damit eine lang anhaltende, nicht wirklich auffällige, Welle an Nachahmerstoffen und jenen aus, die das Thema anders interpretierten. Es überrascht, eben mit Blick von heute, einer Zeit, in der man weiß, dass der Film die Menschenjagd thematisiert, dass dieser Aspekt erst sehr spät ins Geschehen rückt und man ihn in der langen Laufzeit davor lediglich vermuten kann. Vom entführten Pärchen ahnt es die sich per Sex verkaufende Frau eher als der meist besonnene Mann, zwischen denen es aufgrund der Taktik des weiblichen Parts kriselt. Derartige Aspekte sind frei von Moral oder Position von Seiten der Verantwortlichen des Films eingebaut. Es wird damit absichtlich provoziert, eben weil die Frau sehr wild und hemmungslos gewesen sein soll, ein wunderbarer Stoff zur Diskussion, an dem sich die Geister scheiden werden, zumal er mit ihr seine Frau betrügt. Einig dürfte man sich hingegen gegenüber der Aggressoren sein, die stets Terror auf beide ausüben, und deren Trieb zum Mord aus einer Dekadenz geboren sind, die genügend Möglichkeiten zur sozialkritischen Analyse bietet, welche auch immer "Open Season - Jagdzeit" (Alternativtitel) vorgeschwebt haben mag. 

An sich könnte man mit "The Recon Game" (Alternativtitel) zufrieden sein, ist er doch gut besetzt, lässt sich Zeit für seine Geschichte im herrlich trockenen 70er Jahre-Stil und bietet im weiteren Verlauf die ein oder andere Überraschung. Letztendlich nervte mich das ewige Unterdrücken der Entführer jedoch, da der Film lange Zeit nur davon handelt, wie die beiden (er mehr als sie) schlecht behandelt werden. Das Spiel mit der angeblichen Gnade und Höflichkeit ist schnell ausgereizt, das Dominieren per Waffengewalt kein Thema für eine Stunde Laufzeit. Bis der Inhalt beim Thema Menschenjagd angekommen ist, hat er keine Chance mehr daraus einen brauchbaren Film zu machen. Freilich steigt die Qualität und der Unterhaltungswert in dieser Phase dennoch, findet trotz reizvoller Wendungen aber keine überzeugende Auflösung. Sie wirkt zu willkürlich, zu konstruiert, und entlässt uns entsprechend aus einem unbefriedigenden Film. Zumindest ist "Jagdzeit" (Alternativtitel) in dieser Phase hart erzählt, packt das Publikum nicht in Watte, ganz im Gegenteil, und dieser rohe Ton funktioniert auch in der in Deutschland üblichen, geschnittenen Fassung. Es wäre wünschenswert gewesen, dass der Film sich früher der Menschenjagd zugewendet hätte, dann hätte er auch tiefer ins Detail gehen können, den Nervenkitzel noch etwas ausreizen können. Denn das was uns über den Großteil der Laufzeit in der Hütte geboten wird, ist zäher Pseudo-Terror a la "Der Schlitzer".  Wiki

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