Nach der Transformation in einen neuen Doktor erkennt seine Begleiterin Clara diesen mental nicht wieder. Aus einem guten Freund wurde ein gefühlskalter Egomane, und das scheint sich mit der Zeit nicht zu bessern. Eine dritte, unbekannte Person hat jedoch Interesse daran, dass die beiden ein Team bleiben, die Frage ist nur warum. Und was hat der Glaube an das gelobte Land damit zu tun?...
Der Tag der lebenden Roboter...Der Wandel in den neuen Doktor, von nun an verkörpert von Peter Capaldi, ist ein recht mutiger Schritt, verzichtet man doch zu einem gewissen Grad auf die Attraktivität (abgesehen von einem schottischen Dialekt, von dem wir in der deutschen Fassung freilich nichts zu hören bekommen), die bisher ein Vorteil für das weibliche Publikum war, da wir seit dem Neubeginn 2005 noch nie solch einen älteren, wenn auch charismatischen, Mann in der Titelrolle hatten - ganz im Gegenteil zur Ur-Serie, weswegen die Neuorientierung in gewisser Weise eigentlich ein Schritt zurück ist, im positiven Sinne. So abenteuerlich und lustig auch die kindliche Phase mit Matt Smith in der Hauptrolle gewesen ist, mit der Reinkarnation in einen älteren Doktor gewinnt die Serie erfreulicher Weise eine Ernsthaftigkeit, die es seit Jahrzehnten in dieser Serie nicht mehr gegeben hat. "Doctor Who" schaut sich noch immer entspannt, humorvoll aufgebrochen und trivial wie intelligent zugleich, aber die Figur, um die sich alles dreht, ist ernster, sachlicher, auf ganz andere Art unbeholfen als bisher, und das verleiht auch den Abenteuern einen ernsteren Anstrich.
Scheinbar inspiriert vom Erfolg der "Sherlock"-Reihe, die vier Jahre zuvor ihren Anfang nahm, ist aus dem Doktor ein arroganter Schnösel geworden, der die Menschheit als Puddinghirne bezeichnet. Es ist noch immer eine von ihm geliebte Gattung, die es zu beschützen gilt, aber irgendwie scheinen wir in seinen Augen eher so etwas wie Haustiere zu sein. Die Überheblichkeit des Doktors, gepaart mit einem Mangel an Emotionen (ganz im Gegensatz zu den letzten Doktoren), die soweit geht, dass nicht einmal mehr Umarmungen unverkrampft stattfinden können, sorgen nicht nur für frischen Wind und einem mutigen, anderen Ansatz in der Erfolgsserie, diese Eigenschaften sind auch der Motor der zwischenmenschlichen, folgenübergreifenden Geschichte dieser Staffel, denn Clara muss die Wesensänderung des Doktors akzeptieren, ihn deswegen aber noch lange nicht mögen. Und immer wieder ist sie in Versuchung auszusteigen, immer wieder vom kalten Intellekt des Time Lords schockiert, der einem Getöteten nicht hinterher trauert, wenn dieser ihm im aktuell zu lösenden Rätsel durch sein Ableben neue Informationen beschert. Da das unmögliche Mädchen zudem eine neue Liebe entdeckt hat, die dem Doktor nicht zusagt, da der Auserwählte ein Ex-Soldat ist, stehen die Fronten zwischen den einst so herzlich miteinander umgehenden Abenteurern in keinem guten Licht.
Die Staffel beschäftigt sich mit der Frage, wie gut das Wesen des Zeitreisenden tatsächlich ist. Claras neuer Freund bezeichnet ihn immer wieder als General, der seine Hände nicht selber schmutzig macht, denkt das richtige zu tun und über andere für den höheren Zweck befielt. Wie wahr oder unwahr das ist, zeigt sich erst in der Finalfolge. So oder so entpuppt sich der Doktor ab der zweiten Hälfte dieser Season als ansatzweise gefühlsfähig, und durchaus als solidarisch und mitempfindend was seine Freundin Clara betrifft. Aber reicht das aus um bei ihm zu bleiben? Man kann wohl auch dies als mutig bezeichnen, denn dieser Aspekt steht folgenübergreifend weit mehr im Zentrum, als die Science Fiction-Geschichte, die sich über das achte Jahr komplett ausbreitet. Dieses ist so dünn, dass es kaum spürbar ist, immer wieder angedeutet durch das Zeigen einer uns unbekannten Frau, deren Identität erst in den beiden Finalfolgen gelüftet wird. Diese sind dankenswerter Weise, wie in den letzten Jahren üblich geworden, nicht mehr so aufgebläht wie zu Tennant-Zeiten, bieten zwar ein besonderes Szenario, inklusive harter Schicksale in der Stammbesetzung, sind aber nicht episch aufgebläht - dafür aber, trotz der neuen ernsteren Art, weiterhin verspielt.
Wie sonst könnte man es nennen, wenn auf "Die Nacht der lebenden Toten"-Art das Zombie-Genre geehrt wird, indem es Roboter sind, die dem Erdboden entsteigen? Aber auch in den meisten anderen Folgen siegt eine oftmals verspielte Kreativität. Da darf der Doktor gegen zweidimensionale Wesen kämpfen, welche unsere dreidimensionale Welt erforschen, wir dürfen in der Vergangenheit Robin Hood erleben, und uns fragen, wieso er als doch eigentlich erfundene Figur existiert, in einer anderen Folge werden Clara und der Doktor miniaturisiert und lernen das Innenleben eines Dalek kennen, inklusive seines Immunsystems. Und passend zum düsteren Grundton durch den Mentalwechsel des Time Lords, gibt es zudem mit einer immer wieder auftauchenden, todbringenden Mumie, eine Horrorepisode (wobei jene mit den zweidimensionalen Wesen eigentlich ebenfalls eine ist). Etwas zu albern wird es, wenn ein Geheimnis des Mondes gelüftet wird. Und esoterisch, und damit eher dem Fantasy-Genre, anstatt dem der Science Fiction angehörend, ist leider die letzte Folge vor dem Finale ausgefallen, wenn das Thema Naturverbundenheit eher auf peinliche, anstatt auf Empathie-weckende Art stattfindet.
Trotz solcher Ausrutscher, und einer über 70 Minuten laufenden Pilotfolge, welcher der Charme der Reststaffel fehlt, ist "Doctor Who - Staffel 8" eine sehenswerte Staffel, dies nicht nur aufgrund der kreativen Drehbücher und der spannenden Umsetzungen, sondern gerade auch wegen der Wesensänderung der Titelfigur, die unberechenbarer und rätselhafter als jemals zuvor ist. Es geht einen wie Clara: man möchte ihn ohrfeigen und hält doch stets zu ihm. Man verachtet seine Arroganz und weiß doch, dass tief im Inneren zwei Herzen schlagen. Vielleicht hat er doch etwas mehr von Sheldon aus "The Big Bang Theory", anstatt vom 00er Jahre-Sherlock... Wiki
Die Staffel habe ich tatsächlich noch gesehen. Dann habe ich "Doctor Who" irgendwie aus dem Blick verloren. Irgendwann muss ich die folgenden Staffeln doch noch nachholen.
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