24.07.2012

DIE RACHE DER SCHWARZEN SPINNE (1958)

Teenager stoßen in einer Höhle auf eine Riesenspinne. Nachdem die Polizei diese erledigt zu haben scheint, erwacht sie per Rockmusik in der Universität zu neuem Leben...

Musikkritiker auf acht Beinen...
 
Wir schreiben das Jahr 1958. In den (Auto-)Kinos sind die Monster los. Und einer mischt gewaltig mit: Regisseur Bert I. Gordon, der es sich im Gegensatz zu seinen Gummianzug- und Attrappenkonkurrenten zur Aufgabe gemacht hat das Grauen übernatürlich großer Tiere darzustellen, indem er echte Tieraufnahmen hochprojizierte und in andere, üblich gedrehte Szenen hineinsetzte. Ob es nun die Heuschrecken aus „Beginning Of The End“ waren oder das Getier aus „The Cyclops“, diese Technik war so billig wie öde, vielleicht nett gemeint, aber einfach nicht das was den Monsterfilm-Fan aus der Reserve lockt.

Aber wie bei so ziemlich allem im Leben bestätigen Ausnahmen die Regel, und die ist in diesem Falle „Die Rache der schwarzen Spinne“. Mag es nun daran liegen, dass Spinnen an sich schon für viele Menschen unheimliche Tiere sind, vielleicht ist es auch die Bewegung beim Laufen der Arachniden die zu ängstigen weiß, auf jeden Fall weiß der hier vorgesetzte hochprojizierte Achtbeiner zu gefallen, ganz im Gegensatz zu echten Echsen, vergrößerten Menschen oder eben erwähnten Heuschrecken.

Man könnte munkeln das bessere Ergebnis könne damit zu tun haben, dass der legendäre Samuel Z. Arkoff als Produzent mit an Bord war. Aber diese Theorie kann man wohl verwerfen, wenn man einmal die Gemeinschaftsarbeit mit Gordon in „Der Koloss“ miterlebt hat, oder die erbärmliche Wirkung besagter Effekte im sonst so sympathischen Spätwerk „In der Gewalt der Riesenameisen“. Nie wieder wusste die besagte Technik und die Zusammenarbeit der beiden Monster-Freaks so zu fruchten wie im hier besprochenen Film, der im Original den Titel „Earth vs. The Spider“ trägt.

Allein der ist schon völlig übertrieben, kämpft doch lediglich eine kleine Stadt gegen eine Riesenspinne, weit abgeschottet vom Rest der Menschheit, die von den Geschehnissen in diesem hinterletzten Kaff keine Ahnung hat. Aber es ist eben jene reißerische, triviale Herangehensweise, die aus dem Streifen den charmanten Mix aus unbeholfen, klassisch und unterhaltsam zaubert. Nie wirkt irgend etwas wirklich gekonnt, unfreiwillige Komik weht im kompletten Werk umher, und doch kann man ihm einen gewissen Charme nicht abstreiten, selbst wenn dieser nur auf Geisterbahn-Niveau funktioniert.

Eine ewig schreiende Spinne sorgt für das gewisse Feeling, und dies mehr als der olle wie ein Löwe knurrende Hai viel, viel später in „Raging Sharks“ und Co. Ein Spinnennetz, welches aussieht wie ein Kinderklettergerüst aus dickem Tau, weiß den realitätsfremden Effekt zu ergänzen. Gänzlich naiv wird der komplette Grusel über die wahnsinnig infantile Idee, das Wesen hause in einer düsteren Höhle, nicht weit von der Kleinstadt entfernt. Klassischer geht der Einstieg in einen naiven Grusler wohl kaum umzusetzen.

Man muss „Die Rache der schwarzen Spinne“ selbst gesehen haben, um begreifen zu können warum der Film trotz solcher Zutaten und der Idee eine todgeglaubte Spinne per Rockmusik-Proben wieder zum Leben zu erwecken, nicht zur reinen Lachnummer verkommt. Es ist die gewisse Nostalgie die sich in diesem Klassiker breit macht, und die im Zuschauer eine so großzügige Haltung aufkommen lässt, die angereihten Lächerlichkeiten nicht einzig als reinen Witzfilm zu betrachten. Man muss sich nichts vormachen: der Streifen ist nicht wirklich ernst zu nehmen. Und doch (und nicht deswegen) ist er genau das was ich sehen möchte, wenn ich zu einem solchen Streifen greife.

Im Ergebnis ist Gordons Werk kurzweiliger ausgefallen als der berühmte Konkurrent „Tarantula“. Der war (nicht auch gänzlich ohne unfreiwillige Komik aufkommen zu lassen) handwerklich geglückter (mit Ausnahme der Spinnenauftritte, die technisch im hier besprochenen Film besser umgesetzt wurden). Der bessere Film von beiden ist jedoch „Die Rache der schwarzen Spinne“, trotz und wegen der arg blauäugigen Art wie die Geschichte erzählt wird. Erwachsene spotten zwar über die angebliche Riesenspinne, formieren sich aber dennoch bereit zur Jagd. Menschenskelette werden nicht beachtet und werden somit als ebenso selbstverständlich betrachtet wie die Vorstellung des besagten übergroßen Arachniden.

Ein Sheriff wird über die elementarsten Gründe warum man angeblich Wissenschaft betreibt aufgeklärt und kommt nicht von allein auf die Idee, dass es der Spinnen mehr geben könnte, so dass die menschliche Existenz in Gefahr schwebt. Teenager zucken nach einem kurzen Blick auf die angeblich tote Riesenspinne mit den Schultern und tanzen lieber anstatt das Ausstellungsstück als seltenes Phänomen zu betrachten. Und Ehefrauen stecken den Tod ihres Ehemannes binnen weniger Stunden derart weg, dass das zukünftige Fortbleiben des Gatten als ähnlich dramatisch betrachtet wird wie ein missglückter Auflauf im Ofen.

Geht die Spinne umher donnert die Musik wie typisch zu seiner Zeit los. Wirklich lustig wird die musikalische Untermalung jedoch innerhalb der Höhle, wenn sich eine Melodie einklinkt, die neben dem sonst gewollten Terroreffekt auch Gruselstimmung erzeugen soll. Da das ganze zudem (wie soll es 1958 auch anders sein?) in Schwarzweiß gedreht wurde, steht einem klassischen und nostalgischen Monsterfilm-Spaß nichts im Wege, der durch sein flottes Tempo zu gefallen weiß und zudem damit nicht mit Riesenspinnen-Szenen zu sparen. Zwar bereitet die erste Hälfte mehr Freude als die routiniertere zweite, aber das ist nicht weiter wild, zumal es bei anderen Genrevertretern eher umgekehrt der Fall ist und man sich dort erst durch die Hälfte des Streifens kämpfen muss ehe etwas passiert.

„Die Rache der schwarzen Spinne“ ist also allen Freunden von alten Monsterfilmen zu empfehlen, auch wenn er lächerlicher daher kommt als „Horror Of Party Beach“, „Tarantula“, „Attack Of The Crab Monsters“ und „Formicula“. Arkoffs Produktion ist wohl der unterhaltsamste Film zum Thema Riesenspinnen, und das will schon was heißen bei all den vielen Vertretern dieser Gattung („Arac Attack“, „Angriff der Riesenspinne“, ...).

In den Nuller-Jahren, kurz vor seinem Tod, legte Arkoff einige Neuproduktionen zu seinen frühen Genrebeiträgen nach. So gab es eine Neuverfilmung zu „Teenage Caveman“ und eine zu „Earth vs. The Spider“. Letztendlich haben beide jedoch nicht viel mit ihren Originalen zu tun. Im Falle der „Neuverfilmung“ des hier besprochenen Klassikers ist der Unterschied besonders amüsant ausgefallen. Das angebliche Remake ist eher ein Mix aus „Spider-Man“ und „Die Fliege“ geworden. Das Ganze wurde zudem recht humoristisch umgesetzt, wohingegen „Die Rache der schwarzen Spinne“ nur mit einer kleinen Dosis Humor angereichert wurde. Aber wie man schon heraus liest: letztendlich haben die beiden Werke nur den Titel „Earth vs. The Spider“ und den Produzenten Samuel Z. Arkoff gemein. Die 2001 erschienende Version kam in unserem Land übrigens als „Spinnen des Todes“ heraus und ist ebenfalls zu empfehlen.  OFDb

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