25.07.2012

LUCKY NUMBER SLEVIN (2006)

Eigentlich wollte Slevin nur für ein paar Tage bei seinem Kumpel Nick unterkommen. Doch der ist nicht da, und stattdessen stehen Gangster vor der Tür, die Slevin für Nick halten, und diese bringen ihn zu ihrem Big Boss. Über einige Umwege und Missverständnisse weiter gerät Slevin zwischen die Fronten zweier Gangster-Bosse mit allerhand Schulden am Hals und dem Auftrag einen Menschen zu töten...

Zur falschen Zeit am falschen Ort...
 
Wer könnte widerstehen bei dieser Vielzahl an Stars, die sich in „Lucky Number Slevin“ tummeln? In der Hauptrolle erleben wir Josh Hartnett, in seiner liebsten Rolle als Auftragskiller ist Bruce Willis wieder mit dabei, Lucy Liu steht für die Frauenquote, Morgan Freeman und Ben Kingsley agieren als zwei gealterte Rivalen. Regisseur Paul McGuigan hat für seine 5. Regiearbeit einiges an Prominenz an Bord geholt für die Verfilmung eines Drehbuches, welches an die typischen Werke Tarantinos erinnert.

So einiges ist in dieser Welle mit geschwommen und meist verdienter Maßen untergegangen. Und auch das Buch zu „Lucky Number Slevin“ ist von dem Niveau eines „True Romance“ und „Pulp Fiction“ weit entfernt, was bereits zu Beginn auffällt, wenn man besonders kluge Dialoge servieren möchte, und diese als solche nicht wirklich zu wirken wissen. Doch dies ist nur eines der wenigen Wermutstropfen in einem Film, der ansonsten zu gefallen weiß.

Ein weiterer wäre, wie sollte es anders sein, Lucy Liu, die zwar nicht wirklich negativ auffällt in ihrem eindimensionalen Spiel, aber der Gedanke ließ mich nicht los, was wohl manch begabte Schauspielerin aus dieser Rolle heraus geholt hätte. Andererseits is der weibliche Part ohnehin eher Nebensache, auch wenn zunächst Gegenteiliges den Eindruck macht. Aber wenn man ansonsten ein Werk serviert bekommt, welches mit einer wirklich guten Besetzung glänzt, dann darf man auch mal auf hohem Niveau maulen.

„Lucky Number Slevin“ ist fast ein Genre-Cocktail. Sein Schwerpunkt liegt im Thriller-Bereich. Zudem ist er gespickt mit einer leichten Priese Humor, ohne deshalb gleich zur Komödie zu werden, und dem Bereich der Dramatik ergeht es ebenso. In gewisser Hinsicht spielt auch die Action eine wichtige Rolle, auch wenn es keine Autoverfolgungsjagden und keine Zerstörungsorgien zu bewundern gibt. Aber es wird häufig geschossen, und es gibt eine Explosion. Eventuell könnte man zudem von einem kleinen Hauch Erotik sprechen. Immerhin darf Frauenschwarm Josh Harnett zunächst einige Zeit lediglich mit einem Handtuch bekleidet mitspielen, was nur eine von wirklich vielen treffenden Ideen von Situationskomik ist.

Bis der Film sich nach über 100 Minuten dem Ende neigt, gibt es interessante Wendungen mitzuerleben und dies meist zu einem Zeitpunkt wo man sich ohnehin gerade gefragt hat, wohin die ganze Erzählung nun führen soll. Zwar kann man am Ende behaupten dass „Lucky Number Slevin“ nur viel heiße Luft in sich trug, immerhin ist die Geschichte nicht gerade neu, und die etwas wirr mit Informationen um sich her schießende Erzählweise verschleierte keinen all zu kniffligen Plot. Allgemein fühlte ich mich von diesem Film jedoch sehr gut unterhalten, eben weil er flott und kurzweilig erzählt ist. Außerdem weiß die kühne Art Slevins zu gefallen, der diese Wirkung immer dann auf die Spitze treibt, wenn er unüberlegt etwas sagt. Er ist nun mal ein Klugscheißer.

Außerdem imponiert es in Zeiten, in denen im Kino immer die Post abgehen muss, dass das Finale einer Gangstergeschichte derart ruhig abläuft, anstatt sich im Actiongewitter dem Massengeschmack hinzugeben. Zwar wird im Finale nichts mehr erzählt was man nicht längst begriffen hätte, aber auch hier weiß der Film in seinem Stil zu gefallen und bleibt sich mit dieser Ruhe in seiner Art treu.

Vielleicht liegt es genau daran, dass „Lucky Number Slevin“ in Deutschland nur auf DVD erschien. Zu einer Kinoveröffentlichung kam es nur bei Spezialaufführungen. Somit reiht sich der Film in die lange Schlange der dem deutschen Publikum im Kino verweigerten Veröffentlichungen ein neben „Der blutige Pfad Gottes“ und „Donnie Darko“, alles Werke die dem Stammbesucher im Lichtspielhaus hätten zeigen können, wie ein guter Film aussieht. Aber dort serviert man ja lieber Blockbusterquatsch mit Soße.  OFDb

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