14.08.2012

BLUTIGER VALENTINSTAG (1981)

Seit ein Irrer vor 20 Jahren Mitbürger tötete und ihre Herzen verschickte, wurde in einem kleinen Bergarbeiter-Dorf kein Valentinstag mehr gefeiert. Nun, wo nach all den Jahren wieder eine Feier geplant ist, geht das Morden wieder los. Ist Harry Warden, der ehemalige Psychopath, zurück gekehrt, oder geht ein Nachahmungstäter um?...

Herzschmerz am Fest der Liebe...
 
Es war John Carpenter, der ein wenig angelehnt am Thriller “Psycho” von Hitchcock  mit “Halloween” ein Werk ablieferte, welches den Horrorfilm neu prägen und das Sub-Genre des Slashers erfinden sollte. Damit war Billigfilmern der Weg geebnet kostengünstige Werke im selben Fahrwasser herunterzukurbeln, und einer davon war der kanadische Regisseur George Mihalka, der den Schrecken einer vergangenen Tat ebenfalls Jahre später in eine Kleinstadt zurückkehren ließ, jedoch am Valentinstag anstatt an Halloween.

Mit dem Verschicken echter Menschenherzen hatte man auch gleich einen reißerischen Aufhänger parat, und im Gegensatz zum großen Vorbild ließ Mihalka sein Publikum rätseln, ob da nun Harry Warden nach 20 Jahren wieder tätig wurde, oder ob eine der vor seiner Nase agierenden Figuren hinter den Gräueltaten steckt.

Zum Slasher gehörte es in jungen Jahren dazu, dass der Psychopath eine besondere Maskierung trug. Ob es Myers weiße Maske war, die Eishockeymaske von Jason oder auch mal eine wechselnde in “Monster im Nachtexpress”, es durfte noch nicht völlig ohne gemordet werden, so wie später in “Düstere Legenden” oder “Cold Prey”. Hier kommt “Blutiger Valentinstag” sein Spielort positiv gelegen: man orientierte sich am Beruf, dem die meisten Leute im Ort nachgehen, und ließ den Mörder im Outfit des Bergarbeiters auf seine Mitmenschen los. Was man mit dem Outfit eines Fischers mit dem lächerlichen Versuch in “Ich weiß, was Du letzten Sommer getan hast” versucht hat nachzumachen, wusste in Mihalkas Film zu funktionieren: der Mörder wirkt bedrohlich, schwingt die Spitzhacke, atmet schwer durch seine Maske und darf zudem oft in der atmosphärischen Location Untertage zuschlagen.

Es ist das Glück des Filmes solche Stärken zu besitzen, denn was man diesbezüglich richtig macht, wurde an anderer Stelle an negativen Elementen wieder etwas kaputt gemacht. Das beginnt mit einem vor Klischees nur so strotzendem Drehbuch, welches sich zudem interessanter Dialoge verweigert, und es endet mit einer Darstellerriege, in welcher nur die Alten zu überzeugen wissen. Nur stehen die leider nicht im Mittelpunkt.

So guckt sich “Blutiger Valentinstag” in seiner ersten Hälfte auch gleich viel schwächer, als in der zweiten, da Mihalka es nicht schafft zum Ausgleich eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Nicht dass er sich darum nicht bemühen würde, aber sein Talent scheitert daran ebenso, wie jenes uns eine Sympathiefigur zu präsentieren. Der Wille ist da, das sieht man, aber das Ergebnis kommt beim Zuschauer nur theoretisch an.

Es ist schwer zu beschreiben, warum die erste Hälfte dennoch halbwegs interessant bleibt, aber spätestens bei der zweiten braucht man nicht mehr nach Gründen zu suchen. Hier fruchten nun die oben erwähnten Pluspunkte und können so einiges wieder wett machen. Außerdem interessiert einen die Mörderauflösung, die kurz vor der Enttarnung immer deutlicher auf eine Person verweist, bis eine Alternative nicht mehr möglich ist. Der Schluss und damit der Verbleib dieser Person zählt ebenso zu den gelungenen Elementen der zweiten Hälfte, so dass man am Ende einen netten, kleinen Slasher-Beitrag gesehen hat, nicht mehr und nicht weniger. Damit ist er besser wie mancher angeblicher Klassiker a la “Prom Night”, letztendlich aber doch nur abgekupferte Massenware.

Mihalka suchte noch Jahre später Sponsoren für eine Fortsetzung, fand aber niemanden der das Projekt finanzieren wollte. Das ist vielleicht besser so, ist es doch u.a. sein Talent, welches den Film so abzubremsen vermag. Um so interessanter ist es, dass es in den 00er Jahren zu einer Neuverfilmung kam, wohl u.a. deshalb weil Kult-Regisseur Tarantino verkündete, das Original gehöre zu seinen Lieblings-Horrorfilmen. Mit den gleichen Trümpfen ausgestattet, plus einer flotten und härteren Umsetzung und einer anderen Auflösung war “My Bloody Valentine” dann auch gleich um einiges besser als sein Vorgänger aus den 80er Jahren und gehört damit zu den Ausnahmen von Remakes die besser ausfallen als der Originalfilm.

Trotzdem sollte man sich “My Bloody Valentine” ruhig im Doppelpack mit “Blutiger Valentinstag” ansehen, freilich indem man zuerst den etwas zähen 80er Jahre Film guckt und hinterher die flottere Neuverfilmung. Denn auch wenn das Remake mehr zu punkten weiß, so macht doch Mihalkas Film trotz aller Schwächen genügend Freude zu unterhalten, zumal er etwas besitzt welches sein Nachfolger in Zeiten von Hochglanzbildern und peppiger Musikuntermalung nie im Leben hätte einfangen können: die dreckige Atmosphäre und das grobkörnige Bild des späten 70er und frühen 80er Jahre-Kinos.  OFDb

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