12.01.2013

MY BLOODY VALENTINE (2009)

Jahre ist es her, da ermordete der stadtbekannte Killer Harry Warden, nachdem er aus dem Koma erwachte, Jugendliche in einem Bergwerk-Stollen. Angeblich ist auch er dort gestorben, nachdem er von der Polizei angeschossen wurde. Zehn Jahre später, just zu jener Zeit als einer der Überlebenden des Massakers heimkehrt, geht erneut ein Killer im Bergarbeiterkostüm um. Diesmal entfernt er seinen Opfern das Herz und verschickt es als Valentinstaggeschenk. Für Sheriff Axel steht fest, dass der Heimkehrer Tom Hanninger der Mörder sein muss. Dieser wiederum glaubt, dass Warden noch lebt. Axels Frau glaubt Hanninger, ihrer ehemaligen Jugendliebe...

Wardenn Warden der Killer?...
 
Als Kenner und Sympathisant des kanadischen Originals war ich schon sehr neugierig auf die Neuverfilmung des fast vergessenen Slashers „Blutiger Valentinstag“. Die USA drehen ihre heimeigenen Remakes eigentlich recht kurz nach Erscheinen des Originals. Und dass es nach all den Jahren doch noch zu einer Neuverfilmung kam, könnte auf den ersten Blick verwundern. Immerhin suchte der Regisseur des Originals Jahre lang nach Geldgebern für eine Fortsetzung, zu der es nie kam.

Das Geheimnis hinter der plötzlichen Neuverfilmung eines zweitklassigen, wenn auch netten, „Halloween“-Abklatsches liegt bei Quentin Tarantino, jenem Mann, den mancher Cineast als eine Art Guru bezeichnet, wenn es um dessen Filmgeschmack geht. „Blutiger Valentinstag“ war einer von Quentins Lieblings-Genrebeiträgen, und obwohl seine Meinung nicht immer zu netten Filmabenden führt (ich erinnere mich da nur an den todlangweiligen „Cabin Fever“), geht die Meinungsäußerung eines Tarantino schneller durch die Medien, als man blinzeln kann.

In diesem Falle hatte Mr. Tarantino recht, und so kam es zu einem Remake, erstaunlicher Weise ohne dessen Beteiligung. Auch George Mihalka, Regisseur des Originals, hatte mit der US-Neuinterpretation nichts mehr zu tun. Bedenkt man nun noch, dass Patrick Lussier im Regiestuhl sitzt, ein Mann der mit Wes Cravens „Dracula 2“ und 1 und mit „Gods Army 3“ nie mehr als Durchschnitt (wenn überhaupt) ablieferte, läuten schon die Alarmglocken, so dass man mit Vorsicht an das neue Produkt herangeht.

Das ist jedoch gar nicht nötig. Zwar hat Lussier wieder mal nur Routine abgeliefert, diesmal erstmals jedoch die flotte Variante des Durchschnitts und somit seinen besten Film, von denen die ich bisher sah. Da mich bereits das Original in 2D überzeugen konnte und ich das Aufpeppen von Filmen in 3D ohnehin eher als etwas kindisch betrachte, ließ ich die 3D-Brille in der DVD-Box liegen und schaute das Filmchen im gewohnten Format. Mir standen 90 frische Minuten bevor, von denen die erste halbe Stunde mehr versprach, als Lussier letztendlich erfüllen konnte.

Diese erste halbe Stunde weiht einen kurz in die Hintergründe ein, liefert einem ein Gemetzel, wie es seiner Zeit erst zum Finale hin stattgefunden hätte, in einer Erzählweise, die es beim Remake von „Freitag der. 13.“ noch zu kritisieren gab. Wir lernen eine Gruppe Teens kennen, um sie recht schnell tot zu sehen, um dann erst in die eigentliche Geschichte einzusteigen.

Lussier macht im Gegensatz zu „Freitag der. 13.“-Regisseur Marcus Nispel alles richtig. Die Vorgeschichte wird kürzer gehalten, die Killer-Szenen sind atmosphärisch dicht eingefangen, die Figuren nie unsympathisch genug, um sie zu hassen (auch wenn ihr ewiges Hingestolper sie auch nicht gerade sympathisch wirken ließ), und die Vorgeschichte hat mehr Bezug zum Rest des Films, als Nispels ärmlicher roter Faden beider Handlungsstränge im besagten Jason-Remake.

Die Kulisse des Stollens erweist sich, wie im Original, als guter Ort für einen Slasher. Das Kostüm des Bergarbeiters ist bedrohlicher als die olle Eishockeymaske von Jason und zur Freude aller Teens und Gorehounds drehte Lussier gehörig an der Gewaltschraube, so dass der rote Lebenssaft einem nur so um die Ohren fliegt (in 3D wohl wörtlich zu nehmen).

Nötig gehabt hätte Lussier dieses Blutbad nicht, überrascht er doch mit atmosphärischen Bildern, nervenkitzelnden Situationen und kurzen Anflügen von Spannung. Auch in der Hauptgeschichte weiß er gut zu unterhalten, ruht sich auch nie auf den bisherigen Ideen aus, so dass der Streifen kurzweilig bleibt. Da nun das Mörderraten in den Mittelpunkt rückt, lahmt die Hauptstunde nun aber im direkten Vergleich zum ersten Drittel, jedoch nie so extrem, dass es langweilig werden würde.

Der Bergstollen wird nicht der einzige Ort des Mordens. Der Wald hat als Gruselkulisse nur kurze Gastauftritte, was wohl auch besser so ist, wo doch fast die Hälfte aller Slasher im Herzen der Natur spielen darf. Als nette Abwechslung dient eine tolle Killerattacke im Supermarkt, eine der besten Szenen in der Hauptgeschichte. Hier weiß Lussier hervorragend mit der gegebenen Kulisse umzugehen und sie wertvoll für die banale Geschichte zu nutzen. Neu ist hier nichts, aber das Bekannte ist schlichtweg frisch umgesetzt.

Das Mörderraten funktioniert nur dann, wenn man sich vom Film blenden lässt. Glücklicherweise wählten die Storyverantwortlichen die logische Alternative, die auch außerhalb des Gesehenen Sinn macht. Die andere Wahl hätte an der Glaubwürdigkeit des Streifens gewürgt, so glaubwürdig wie ein Blutgemetzel überhaupt sein kann.

Insgesamt gibt es an „My Bloody Valentine“ nichts zu meckern. Zwar mangelt es an wahren Innovationen in der altbekannten Geschichte, aber zumindest zeigt uns Lussier, dass Teenager kein Zwang für einen Slasher sein müssen, im Gegenteil, dass mit Erwachsenencharakteren ebenso ein guter Genrebeitrag abzuliefern ist, wie mit unreifen Halbwüchsigen.

Auch wenn mir das Remake eine Spur zu blutig war (ich weiß nicht, warum man unbedingt jedes Körperzerstörungs-Detail in einem Film, dem es nicht an Atmosphäre mangelt, einfangen muss), so habe ich dennoch ein kurzweiliges Stück Film meines neben dem Zombiefilm liebsten Horror-Subgenres gesichtet, den ich an Fans, Gorehounds und wenig Zartbesaiteten weiterempfehlen kann. Auf jeden Fall bekommt man nach Sichtung des Remakes wieder richtig Lust auf das schlichte Original.  OFDb

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