Mike Döpper, ein guter Freund des greisen Kommissars Klefisch,
scheint Probleme zu bekommen. Die im Zusammenhang mit einem Bankraub der
Polizei verdächtig scheinende Karin wirkte in Döppers Augen unschuldig,
so dass er den Fehler begangen hat mit ihr ein Verhältnis anzufangen.
Doch als die Polizei die Möglichkeit erhält, den bisher nicht gefassten
Bankräuber Terboven zu schnappen, wird dieser früh genug gewarnt, und es
scheint nur eine Person zu geben, die außerhalb der Polizei von der
Aktion wusste: Karin. Während Döpper sich von ihr abwendet, ist Klefisch
von der Unschuld der blonden Frau überzeugt...
Schenken wir dem Mann etwas Sympathie...
Kommissar Klefisch, das war in meinen Augen nach Sichten von Teil 1 „Ein Fall für Onkel“ und von Teil 3 „Ein unbekannter Zeuge“ (Teil 2 konnte damals nicht geguckt werden) ein Mysterium für sich. Da kommt jemand auf die Idee eine Art „Miss Marpel“ op Kölsch zu drehen, und man präsentiert dem Zuschauer einen unsympathischen Zausel, der jeden herumkommandiert, völlig unsensibel ist und meint über dem Gesetz zu stehen. So war es im überraschend routinierten Teil 1, der mehr bot als reine Trashfreuden, und so war es in Teil 3, der so schlecht war, wie ich es bereits von Teil 1 vermutet hätte.
Nun, nachdem ich in einer Runde fröhlicher Trash-Liebhaber das Mittelstück der bislang von mir gesehenen zwei Folgen des Sechsteilers gesehen habe, scheint sich das Mysterium zu verstärken. Denn aus dem meckernden Tattergreis ist zwar keine Sympathiefigur geworden, aber doch eine zahmere Version seiner selbst, die Empathie für andere aufbringen und zuhören kann. Der Egomane von Teil 1 spendet Trost und hält Hilfesuchenden freundliche Worte bereit. Papa Theresa ist aus ihm nicht geworden, weiß er an anderer Stelle doch weiterhin genug zu meckern, zu kommandieren und sich mit seinem Mundgeruch-Aussehen weiterhin viel zu sehr seinen Mitmenschen zu nähern. Aber die vorhandene Dosis Freundlichkeit zerstörte die Illusion des bisher als rein asozial gekannten Individuums.
Man könnte jetzt rätseln, wie es ein Jahr später zur erneuten Wandlung zum Arschloch von Teil 1 kommen konnte, aber erstens habe ich darüber keine Informationen vorliegen, und zweitens ist die Frage ohnehin irrelevant, stellte sich doch in Teil 4 heraus (ja, wir waren diesmal kaputt genug gleich zwei Teile zu gucken), dass die freundlichere Klefischversion des hier besprochenen Filmes zurückkehren sollte. Also schließen wir das Thema und schauen einmal, was es nun über „Dienstvergehen“ zu berichten gibt.
Zunächst einmal kann ich darauf verweisen, dass auch dieser Teil, ebenso wie der Pilotfilm, nicht nur aus Trashgründen geguckt werden kann. „Dienstvergehen“ ist nicht die Königsübung des Kriminal-Drehbuchschreibens, aber ein durchschnittliches Stück TV-Kost, welches Freunde des Genres oder des Stars genug unterhalten wird. Man muss schon speziell Millowitsch auf dem Kieker haben, um die Fortsetzung nun noch aus unfreiwilliger Lustigkeit anzuschauen. Denn weitere Zutaten sind kaum gegeben.
Da mag die Hintergrundmusik ziemlich erbärmlich scheinen, und die Mode der 80er Jahre, die im Herstellungsjahr 1991 scheinbar immer noch aktiv gelebt wurde, lächerlich erscheinen (eine wie C.C. Catch, Kim Wilde und Co aufgetakelte Karin). Doch das lässt sich aufgrund der TV-Herkunft und der Entstehungszeit bereits entschuldigen, zumal es keine Negativpunkte auf die Produktion Klefisch speziell sind. Da wäre eher ein recht lustiger Moment zu erwähnen, der uns zeigt wie Klefisch des nachts einen alten Bauernhof inspiziert, und man in einer Innenaufnahme beobachten darf, wie sich der Kommissar a.D. bei strahlendem Tageslicht an der Wohnungstüre Eintritt verschafft. Aber Momente wie diese sind rar verteilt.Das Konzept der Geschichte ist indes das selbe wie eh und je. Der pensionierte ehemalige Kriminalbeamte unterbricht seine wohlverdiente Ruhe im Lebensabend, um einem Freund zu helfen. Erstaunlich dass der Mann genug Freunde besaß, dass es scheinbar reichte um 6 Folgen zu drehen (jeweils mit einem Jahr Abstand), aber um Glaubwürdigkeit und Lebensnähe ging es ja bereits im Pilotfilm nicht. Zumindest zeigt sich der von Klefisch ausgeführte Freundschaftsakt auf jene Art, die geradezu perfekt den Charakter der Hauptperson wiederspiegelt: Onkel weiß es am besten.
Döpper, jenem Mann dem Klefisch helfen will, liegt falsch, und somit agiert sein greiser Freund gegen seinen Willen, ja mehr noch, sogar gegen seine Überzeugung. Während der von Dietmar Bär dargestellte junge Kollege sich die Meinung vom ollen Klefisch anhören muss und dabei die Leviten gelesen bekommt, muss er mit ansehen wie good old Willy ausgerechnet jene Frau unterstützt, die Döpper das Leben schwer gemacht hat und ihn seelisch zutiefst enttäuscht hat. Aber kann Onkel, so der Spitzname von Klefisch, sich irren? Natürlich nicht! Dieser Mann hat immer recht, und er hätte es auch dann, wenn er Unrecht hätte. Onkel würde schon einen Weg finden die Realität zu korrigieren.
Eine weit hergeholte Übertreibung? Nicht ganz, denn so völlig unschuldig ist Karin auch nach Filmende nicht, was jedoch nie thematisiert wird. Aber Handlungsfäden, die ins Leere laufen, sind ebenso typische Zutaten eines Klefisch-Krimis, wie die umständliche Weise, mit der eine simple Geschichte an den Mann gebracht wird.
Wie auch immer, „Dienstvergehen“ weiß mit einer charakterlichen Verformung der Ur-Klefisch-Figur zu überraschen, lässt sich wie Teil 1 aber ebenso sowohl als Trash, als auch als Durchschnitts-Krimikost schauen, wenn auch etwas anders gewichtet als der Vorgänger. Siegte dort noch der Spaß an unfreiwilliger Komik, so ist die Klefischreihe mit Teil 2 doch nun qualitativ etwas besser geworden, was die Freude am Schund etwas mehr ausgrenzte als für mich persönlich zu wünschen gewesen wäre. Spaß genug hat's trotzdem gemacht. OFDb
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