11.11.2012

BACKWOODS (1987)

Der junge Doktor Jamie und seine Frau Karen campen in den Tiefen der Wälder. Am Vormittag nach der ersten Nacht kann Jamie die Tochter eines Hinterwäldlers vor dem Erstickungstod retten. Aus Dank lädt der Vater ihn und seine Frau zum Essen ein. Um den Heilungsprozess der Tochter im Auge zu behalten nächtigen sie bei dem Mann. In einer großen Hütte vor dem Haus lebt noch jemand, jemand der aus gutem Grund nicht im Haus leben darf. Jemand über den der Waldbewohner nicht redet. Und dieser Jemand hat Karen im Visier...

Zottelbart geht um...
 
Es ist nicht lange her, dass ich „Ausflug in das Grauen“ geguckt habe. Damals habe ich mir gedacht, dass es wohl kaum etwas vergleichbar langweiliges zu diesem Thema geben könnte. Doch meine langjährige Horrorerfahrung hätte solch naiven Satz eigentlich direkt im Keim ersticken sollen, denn nun ist er offiziell widerlegt, durch die Perle der Langeweile namens „Backwoods“.

Da fragt man sich doch wieder was im Kopf mancher Filmschaffenden so vorgehen mag. Cool, seit fast 15 Jahren machen Menschen Geld mit debilen Hinterwäldlern, die Touristen attackieren. Was Tobe Hooper kann, kann ich locker kopieren, der hat ja auch keine echte Filmidee gehabt. Dass man freilich nur so denken kann, wenn man die Psychologie von „Blutgericht in Texas“ nicht verstanden hat, müsste klar sein. Auf jeden Fall hält sich Regisseur Dean Crow, der außer diesem Werk im selben Jahr nur noch einen weiteren gedreht hat, um danach nie mehr Hand an einen Film anzulegen, sich eng an dieses Denken gehalten, denn weder Story, eigene Ideen noch sonst irgend etwas das Mühe kostet ist im fertigen Film vorhanden.

Mit Ausnahme der Spezialeffekte versteht sich! Aber die bekommt der deutsche Filmkonsument ohnehin nicht geboten, wird doch wieder einmal, wie typisch für die Mitte der 80er Jahre, großzügig die Schere eingesetzt. Viel fehlt jedoch nicht. Denn was andere Langeweiler durch Goreeffekte wieder versuchen wett zu machen, baut Crow erst gegen Ende ein. Dort gibt es dann zwei Gore-Szenen zu erleben, von der nur eine der Rede wert ist. Gerettet hat es diesen Pseudo-Horror nicht, aber das wäre auch naiv zu erwarten.

In gewisser Weise weiß „Backwoods“ dennoch zu faszinieren, sonst hätte ich ihn nicht bis zum Schluss durchgehalten. Man rechnet einfach nicht damit, dass nie etwas passiert. Crow lenkt die Geschichte in gewohnte Bahnen, so dass man an gewissen Stellen glaubt, nun ginge der Horror los. Aber weit gefehlt.

Erst radeln Touristen durch Amerika. Dann werden sie von einem Förster darauf aufmerksam gemacht, dass die Ecke, die sie zum campen nutzen wollen, von den Einheimischen nicht mehr betreten wird, seit eine Sekte dort hauste, die mittlerweile jedoch wegen der hohen Sterberate ausgelöscht sei. Dass die warnenden Worte diesmal nicht von einem Freak kommen, wie seinerzeit üblich in diesem Genre, ist das weniger verwunderliche. Dass auf die Sektenidee nie wieder eingegangen wird, bietet die wahre Überraschung.

Endlich beginnt das Zelten. Das Pärchen fummelt (die Hauptdarstellerin lässt nur wenig Gelegenheiten aus, uns im Komplettfilm ihre Pracht zu zeigen), die Kamera nimmt die Rolle eines beobachtenden Dritten ein, aber wie später noch öfter tat Crow dies nur wegen der Sehgewohnheiten oder in der Hoffnung den Film damit aufpeppen zu können. Denn einen Dritten gibt es in solcherlei Szenen nie wirklich. Also wird aus dem Beischlaf irgendwann ein Schlaf, dem morgens ein Aufstehen folgt.

Nun gibt es doch mal eine Aktion. Der Held der Geschichte sieht nahe dem Zelteingang einen alten Mann, der hilflos dabei zusieht, wie sein Töchterchen fast erstickt. Unser Held ist Arzt und rettet das arme Ding. Aus Dankbarkeit nimmt der wortkarge und unbehaglich stimmende Kerl den Arzt und sein Weib mit zu sich nach Hause, um sich zu bedanken.

Eine böse Falle? Nö, er bedankt sich wirklich mit Speis und Trank, erzählt von seinem Leben, führt Männergespräche mit dem Arzt, die beiden gehen auf die Jagd, und so vergeht mittlerweile eine komplette Stunde, ohne dass etwas passiert ist.

Die Dialoge zwischen dem Arzt und dem Waldmann sind jedoch nicht völlig uninteressant. Sie finden recht wortkarg statt, die beiden sind sehr unterschiedliche Charaktere, so dass eine gewisse Spannung in der Luft liegt, dass ein falscher Satz zu einem genreüblichen Geschehen führen könnte, dem Tod. Wie sich im Laufe des Films jedoch herausstellen soll, ist der alte Hinterwäldler ein verständnisvoller Mann, was sich später auch in der Tragik seiner Rolle zeigt.
Verpufft ist wieder jeglicher Moment, da er das Unwohl sein weder zu einer Aktion führt, noch konsequent genug angegangen wird, um auf psychologischer Ebene zu gefallen. Crow weiß zwar im Nachtdialog der beiden Fusel trinkenden Herren den Zuschauer zu verwirren, zu zähe Dialoge und lahm agierende Schauspieler wissen die kammerspielartige Szene jedoch nicht aufzufangen.

Irgendwann hat man begriffen, dass es hier keine Kettensägen-Familie gibt, sondern nur einen Psycho. Und der lauert eingesperrt in einer großen Hütte und hat seinen ersten Auftritt erst im letzten Drittel. Wäre der Film nicht so mies, man hätte eventuell eine Erwartungshaltung aufgebaut. Wird einem die „Bestie“ jedoch endlich präsentiert, kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus.

Ein schlanker Mann mit zotteligen schwarzen Haaren und einem ungepflegten Vollbart hüpft durch die Gegend, sabbert, grummelt und schreit. Das wirkt in keinem Moment gefährlich. Dank mangelndem Talent sieht man in dem Kerl nie das gefährliche Monster, sondern viel mehr den Depp, dersich zum Affen macht.

Da man nun schon so lange nichts psychologisch Cleveres erlebt hat, braucht man nicht mehr darauf hoffen, dass diese Wirkung positiv aufgegriffen wird, quasi ein Unterschätzen der Gefahr, die vom Grummelheini ausgeht. Also geht es im groben nun so weiter, wie man sich denken kann.

Der debile Monster-Sohn kann sich, angeregt durch die Besucherin, aus seiner Gefangenschaft befreien und bedroht die geistig Gesunden. Ob man diese aber wirklich so nennen kann, sei dahingestellt. Trotz der Bedrohung nebenan, geht der Arzt mit seinem Gastgeber auf die Jagd, während die Frau mit der kranken Tochter des Hinterwäldlers zu Hause hockt. Es wird noch dümmer: völlig ohne Grund nähert sich die Frau der Monsterhütte. Der böse Sohn nutzt die Chance freilich aus und attackiert die Dame durch einen großen Spalt in der Wand.

Warum ein Jeder so unvorsichtig ist, macht das Drehbuch wegen mangelnder Beweggründe nicht deutlich. Die beiden Jäger haben unterdessen erneut ein Männergespräch, das mit der Tragik und der Menschlichkeit der Bedrohung trumpfen könnte, aber auch diese letzte Chance einen Pluspunkt zu erhaschen vergeigt, da andere Punkte in der Unterhaltung die Leichtsinnigkeit aller Personen im Film auf ein weiteres zu sehr ausdehnt.

Der geduldige Zuschauer kann nun 15 Minuten vor Schluss das sehen, was andere Horrorfilme dieser Zeit spätestens nach 45 Minuten bescherten. Die Hälfte dieser 15 Minuten gehen für Thrill-Momente drauf, die selbstverständlich für den Arsch sind, wenn man den hüpfenden Grummel-Sabber-Schreck sichtet, der so penetrant in die Kamera schreit, dass man ihn für einen albernen Rockstar halten könnte. Die zweite Hälfte der besagten viertel Stunde findet eine Verfolgungsjagd, ein oder zwei Morde und die finale Tat der Heldin statt. Letzteres dürfte wohl der einzig optische Höhepunkt sein, aber wie ich bereits oben erwähnte, ist dieser in der Deutschfassung ja nur angedeutet.

75 Minuten tut sich nichts, aber wirklich rein gar nichts. Und ein Leatherface für Arme, der nur durch den Trottel von „Ausflug in das Grauen“ in seiner Lächerlichkeit getoppt wird, vermiest einem die letzte Chance auf ein halbwegs unterhaltsames Finale. Aber selbst wenn dies geglückt wäre, hätte der Streifen die selbe Schelte von mir bekommen wie geschehen. Nun bekommt er noch zusätzlich das Schlombie-Siegel „einnehmen bei akuter Schlaflosigkeit“. Meine Fresse, war „Backwoods“ öde und langweilig!  OFDb

1 Kommentar:

  1. Ein fettes WORD!!! meinerseits. Als Kind wurde ich vom tollen Coverartwork magisch angezogen aber nach der ersten Sichtung kam die totale Enttäuschung. Pure Langeweile mit einer Witzfigur von Killer. Der Streifen war nicht mal unfreiwillig komisch sondern einfach nur sterbenslangweilig. Dieser Film wird es garantiert nie auf ne DVD schaffen. Dennoch würde ich ihn mir nochmals angucken denn nach diesem Review hätte ich jetzt glatt Bock darauf.

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