15.11.2012

KARRIERE MIT LINKS (1987)

Robin Weathers ist ein Frischling unter den Anwälten. Der übliche Weg an die interessanten Fälle zu geraten ist ihm zu langsam, also mogelt er sich in einen mittelklassigen Prozess und schaukelt diesen zum Medienzirkus auf. Er gewinnt den Fall und erlangt durch seine unkonventionellen Methoden Berühmtheit. Zu dumm, dass er sich mit dem Gegenanwalt abgesprochen hatte, denn sein nächster Klient war von dem Jüngling derart beeindruckt, dass er nur von ihm vertreten werden will. Douglas Benoit wird Mord vorgeworfen. Der Fall ist nicht zu gewinnen, denn jeder hält Benoit für den Täter eingeschlossen Weathers. Mit Tricks kommt der diesmal nicht weiter...

Vom Nachsitzen in den Gerichtssaal...
 
Wenn es einer vom "Frühstücksclub" so gar nicht geschafft hat, noch nicht einmal kurzfristig, dann ist dies ausgerechnet der talentierteste und sympathischste der dort spielenden Teendarsteller gewesen: Judd Nelson. Seine Filmauswahl war einfach selten dämlich und in Deutschland meist direkt in den Videothekenregalen zu entdecken. "Karriere mit links" dürfte einer seiner brauchbarsten Folgefilme gewesen sein.

Grob gesehen ist der Film spaßig, erzählt auch eine recht interessante Geschichte und ist auch gut besetzt. Nelsons Arbeitskollegen (ob über oder unter ihm) sind ebenso überzeugend gespielt wie seine Gegner und Klienten. Die Partnerschaft in welcher die Hauptfigur lebt ist nicht einfach die 08-15-Sache aus dem Lehrbuch fürs richtige Drehbuchschreiben, und die Geschichte ist dafür, dass sie gerade in einer Kino-Pro-Yuppie-Zeit entstand auch recht innovativ. Während der direkteste Konkurrent "Das Geheimnis meines Erfolges" heute noch vielen ein Begriff ist, ist der vom Niveau her auf ähnlicher Ebene angesiedelte "Karriere mit links" schon zu seiner Zeit untergegangen.

Richtig publikumswirksam ist sein Konzept auch nicht zu nennen. Was wie eine flotte kleine Komödie anfängt, wird mit der Zeit auf Komödienniveau relativ ernst und bekommt leichte Thrillerzüge (ähnlich wie "Mord in der Highschool"). John Hurt wird nach ca. 30 Minuten als neuer schwieriger Klient in die Story eingebracht, spielt dabei alle an die Wand und hat sichtlich Spaß mit seiner recht anspruchsvollen Rolle. Er verkörpert jemanden dem man nicht traut und von dem man auch sofort weiß, dass man ihm zu recht nicht traut. Daraus wird gar kein Geheimnis gemacht. Wenn er sich am Ende des Films als der Killer entpuppt ist das keine Überraschung.

„Karriere mit links“ spielt damit, dass man sich dieser Tatsache bewusst ist. Anfangs sorgt dieser psychologische Trick für die Hilflosigkeit, die sich vom Protagonisten auf den Zuschauer überträgt und einen somit aus der Leichtigkeit reist, die der Film einen zuvor vorgelebt hat. Erst bestätigt er uns in der Spaßgesellschaft, um uns schließlich den Stinkefinger zu zeigen, dass man ohne den nötigen Ernst und Respekt vor einer Sache doch nicht sehr weit kommt.

Ist diese Phase überwunden, begleitet man Weathers dabei, wie er, ähnlich Tom Cruise in „Eine Frage der Ehre“, die selbstverständliche Wahrheit aus seinem Klienten herauskitzelt. Hurts schauspielerischen Höhepunkt in dieser Rolle erlebt man, wenn er in einer Unterredung mit seinem Anwalt bis ins kleinste Detail veranschaulicht wie der kaltblütige Mord an einer hilflosen Person vollzogen wird, ohne dass Weathers ihn damit überführen könnte. Hilflos lauscht er den Worten des überheblichen Psychopathen.

Ab einem gewissen Punkt in der Geschichte weicht die Komik der ernsten Lage, freilich ohne komplett abzudanken. Allerdings ist das Verarbeiten des Filmthemas mit der Methode von seichtem bis hin zum albernen Humor für die breite Masse sicherlich eine Spur zu geschmacklos. Ich selbst habe keine Probleme damit, sehe den Fehler dieses Filmes eher auf einer anderen Seite: Nelson spielt einen Sympathiecharakter.
 
Man soll ihn mögen, trotz all seiner Schelmereien. Bis zu einem gewissen Grad geht das auch. Mein privates Problem mit seiner Rolle ist die schlichte Tatsache, dass er ein Yuppie ist, eine Gruppe Menschen denen ich nicht gerade wohlgesonnen bin. Aber das ist mein Problem und wäre für einen solchen Kritikpunkt nicht relevant. Gravierender ist da schon, dass die lümmelhafte Figur positiv dargestellt wird, obwohl sie das Paradebeispiel des Verfalls vergangener Werte ist. Die Rolle des Nelson bringt die Spaßgesellschaft in einen Lebensbereich ein, in dem diese nichts zu suchen hat. Und er bringt sie zusätzlich durch illegale Mittel an diesen Ort.

Das ist für den Moment witzig, und dass dies nicht unbewusst so angegangen wird zeigt der oben näher erläuterte psychologische Kniff in der Wende der Geschichte. Man hat jedoch nicht den Eindruck eines „Uhrwerk Orange“, dass man eine unsympathische Figur begleitet, die einem über seine Erlebnisse dennoch ans Herz wächst. Weathers soll von Anfang an Charme versprühen, so dass man sich fragt was Bob Clark oder der Verantwortliche fürs Drehbuch sich bei dieser Herangehensweise gedacht hat.

Sieht man einmal über diesen sehr strengen Kritikpunkt hinweg, bleibt eine Komödie, die zwar bis zum Schluss zu unterhalten weiß, von der man aber nicht so ganz weiß, was sie nun soll. Damit wird sie relativ belanglos und trotz all ihrer Qualität auch schnell wieder vergessen. Um in Erinnerung zu bleiben hätte es entweder einen anderen Umgang mit der Hauptfigur oder schlichtweg mehr Gags geben müssen. Letzterer Vorschlag hätte jedoch den Thriller-Momenten geschadet, die dem Werk eine gewisse Klasse verleihen.

Hurts Spiel macht einiges wieder wett, einige Lacher gibt es auch (gerade in dem Abschnitt mit dem ersten Klienten vor Gericht) und zum öfter schauen ist "Karriere mit links" auch tauglich. Aber er ist Trivialunterhaltung und neben "Zoff in der Hoover Academy" und dem sehr mittelmäßigen "Sunset Killer" ein typischer Grund dafür, warum nur den wenigsten der Name des talentierten Judd Nelson heute noch etwas sagt.  OFDb

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