Charles Band, jeder aufmerksame Horror-Fan stößt irgendwann auf diesen Namen. Erlebt man ihn als Produzenten kann man sich in der Regel auf kurzweiligen Horror-Nonsens der billig heruntergekurbelten Art freuen. Ist er zudem aber noch Regisseur ist meist Vorsicht geboten, diese Filme sind meist totlangweilig.
„The Brain“ ist einer dieser Filme, und das Ergebnis ist, wie es zu befürchten war, kein gutes. Verglichen mit anderen Werken wie "Inferno des Bösen" hat Band für seine Verhältnisse jedoch etwas bessere Arbeit geleistet, aber eben auch nur wenn man Band mit Band vergleicht. Die Musik stammt mal wieder von Richard Band, gedreht wurde wieder in irgendeinem osteuropäischen Land wo die Mädels willig und billig sind. Das einzige weitere Geld wurde in die Kostüme und Masken gesteckt. Ja, so in der Art entsteht ja eigentlich jeder Film von Full Moon Pictures, von denen kaum einer die Laufzeit von 75 Minuten überschreitet.
Das schöne an „Head Of The Family" (Originaltitel): er bietet netten, teilweise sogar recht mutigen freiwilligen Trash. Ein berühmtes Stück Kultur im Finale mit einer nackten Tussi provokativ zu verhunzen, während der verstörte Geist es als hohe Kunst empfindet, das muss man einfach gelungen nennen, so schräg wie es hier auf zugegebenermaßen schlichte Art zur Groteske mutiert. Das Treiben gar nicht so seltener Pseudo-Intellektueller wird damit wunderbar durch den Kakao gezogen, so wie jene Gattung Kunstliebhaber, die Kunst daran definiert ob ein Werk offiziell als Kunst anerkannt wurde.
„The Brain" hat also seine Momente und erfährt mit ihnen in Kombination mit der billigen aber einfallsreichen Kreaturengestaltung einen gewissen Charme. Trotzdem ist das Werk in seiner Gesamtheit zu lahm ausgefallen. Typisch Band dauert es zu lange bis mal irgend etwas besonderes in der monotonen Handlung passiert. Ständig wird gefickt, und das blonde Blödchen ist in ihrer Dummheit auch nie lustig genug, um damit einen Teil des Filmes zu tragen. Im Gegenzug wurde die Mutantenfamilie nicht gut genug vertieft, um die blasse Präsenz der „Helden“ zu kompensieren. Weder die Hintergrundgeschichte wurde beleuchtet (wohl das einzig interessante was da hätte erzählt werden können) noch ihre Fähigkeiten werden vertieft. Da wird nur an der Oberfläche dessen gekratzt, was bei mehr Beachtung interessant hätte ausfallen können.
Wie geradezu typisch in einem Film von Bands Full Moon-Schmiede wird viel weniger Wert auf den Horrorpart gelegt als um das unnötige Geschwafel drum herum. Haben noch große Regisseure dieses Genre dies als Stilmittel eingesetzt um die Schockwirkung zu vergrößern (man denke dabei nur mal an Hitchcock mit "Die Vögel" und "Psycho"), so nutzt Band die Dialoge lediglich um die ohnehin schon kurze Laufzeit zu strecken. Häufig besitzen Band-Filme trotz ihrer kurzen Laufzeit einen ganz langen und langsam laufenden Abspann, oder zeigen, wenn es sich um eine Fortsetzung handelt, Minuten lang bereits verwendetes Material als Rückblick. Das ist nicht toll, kann aber einen Film straffen und damit unterhaltsamer ausfallen lassen. "The Brain" hat nichts von beiden, und somit hat der Zuschauer zu leiden.
Dass der komplette Streifen augenzwinkernd gemeint ist und auch den ein oder anderen freiwillig humoristischen Moment aufweist, rettet ihn ebenfalls nicht. Und so bleibt „The Brain“ das was es ist: Horror-Magerkost für Trash-Freaks mit ein paar netten Momenten, verschenkten Ideen und im Großteil ein Haufen langweiliges und sinnfreies Geschwafel. Jeder echte Horror-Fan weiß aber freilich zuvor, dass ihn das erwartet wenn er einen Bandfilm guckt, egal ob nun produziert oder unter der Regie des selbsternannten Masters Of Horror. Zielpublikum ist aber ohnehin die Jugend, das sieht man mit Blick auf die Vermarktung von Monsterpuppen aus Full Moon-Filmen auf dem amerikanischen Markt. Und auch wenn ich kein Teen mehr war, als „The Brain“ in Deutschland frisch erschien, gefiel er mir als junger Erwachsener sogar recht gut. Vielleicht haben also wenigstens Jungspunde Spaß am grotesken Treiben der Mutantenfamilie. OFDb
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